ZER: Ein bezauberndes „orientalisches Roadmovie“, das mich mit seinen Bildern, Dialogen, seiner Musik und seinem Humor berührt hat. ZER ist nicht nur eine tiefe und poetische Verneigung vor dem kurdischen Volk, ihrer Kultur, ihren Traditionen, ihrem Leid und ihrem Land, sondern auch ein leidenschaftliches Plädoyer gegen das Vergessen und Verschweigen der Vergangenheit, gegen das Unterdrücken und Verleugnen der eigenen familiären und kulturellen Wurzeln und letztendlich eine Geschichte über die Suche eines jungen Menschen nach der eigenen Identität, die weit über das konkrete Thema „Kurdistan“ hinaus Allgemeingültigkeit beanspruchen kann.
Kazim Öz ist es gelungen, für seinen Film Schauspieler zu gewinnen, die der Geschichte nicht nur eine Gestalt, sondern auch eine Seele gegeben haben: Güler Ökten als Großmutter Zerife, die es in nur wenigen Szenen versteht, dem Zuschauer die fast magische anmutende Beziehung zwischen ihr und ihrem Enkel Jan begreifbar zu machen – zwei Menschen, die sich kaum kannten und dennoch plötzlich so nahe waren. Nik Xhelilaj in der Hauptrolle (in Deutschland bekannt aus dem im vergangenen Dezember bei RTL ausgestrahlten Dreiteiler „Mythos Winnetou“ und dem Kinofilm „Der Albaner“) zieht mit seinem eindringlichen Blick, seiner Stimme und seinem gesamten Habitus den Zuschauer in den Bann - ich fühlte mich, schon beinahe körperlich spürbar, an der Hand genommen und bin im Geiste mit ihm gereist auf seinem langen Weg von New York nach Dersim, in die Kindheit seiner Großmutter, zu sich selbst. Und nicht zuletzt all diejenige, die die Menschen verkörpern, denen Jan auf seiner Reise begegnet: In ihrer so authentischen, jeder Art von Kitsch fernen Art verleihen sie, fernab in den Bergen Kurdistans, ZER beinahe dokumentarischen Charakter.