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Veröffentlicht am 19. Oktober 2017
"The Wailing – Die Besessenen“ besticht zwar durch opulente Bilder. Kameramannn Hong Kyung-pyo zeigte auch bei den beeindruckenden Filmen „Snowpiercer“ und „Mother“ dabei. Die krude Handlung, die zu sehr den Genre-Konventionen verhaftet ist, ist jedoch ein deutlicher Minuspunkt. Der Film wird sein Nischenpublikum abseits des Mainstreams in den Programmkinos und auf DVD finden. Im besonders starken Cannes-Jahrgang liefen „The Wailing – Die Besessenen“ als bunter Farbtupfer außer Konkurrenz am Rande des offiziellen Wettbewerbsprogramms. Im direkten Vergleich mit „Die Taschendiebin“, einem der stärksten südkoreanischen Filme der vergangenen Jahre, der im Wettbewerb lief und im Januar im Kino startete, fallen „The Wailing – Die Besessenen“ deutlich ab.
"The Wailing - Die Besessenen" ist ein südkoreanischer Horrorfilm, der mit gängigen Konventionen bricht. Tatsächlich fragte ich mich besonders zu Beginn des Films, ob ich hier wirklich gerade einen Horrorfilm schaue.
Denn der Film beginnt freundlich und friedlich. Die Handlung spielt in einem idyllischen südkoreanischen Dorf an einem bewaldetem Berghang. Die Hauptfigur des Films ist ein Polizist, der eine Frau und eine ca. 10-jährige Tochter hat. Der Polizist sorgt für Recht und Ordnung in dem kleinen Dorf, das ein bisschen ländlich wirkt. Doch diese Idylle wird urplötzlich durch seltsame Mordfälle gestört: Immer mehr Menschen im Dorf benehmen sich seltsam und haben einen roten Hautausschlag am Hals und anderen Körperstellen. Fast schon wie Zombies gehen sie auf ihre Mitmenschen los und töten sie brutal. Der Polizist ist ratlos, doch immer mehr Dorfbewohner glauben, dass der Fremde in den Wäldern, ein alter japanischer Mann, dafür verantwortlich sei. Es heißt, er sei der Teufel in Person, der nun das Dorf und seine Bewohner heimsucht. Dem Polizisten läuft zur Aufdeckung der Mordfälle die Zeit davon, denn auch seine kleine Tochter benimmt sich zunehmend seltsamer.
Ja, ganz ehrlich, der Film ist wirklich sehr unheimlich, aber man braucht dafür Geduld. Mit einer Laufzeit von ca. 2 Stunden und 40 Minuten kommt der Film nicht richtig in die Gänge. Doch wie eine Welle im Meer baut sich unaufhörlich die unheimliche, fast schon bedrohliche Spannung auf und man fragt sich als Zuschauer: Wer ist der japanische Mann in den Wäldern wirklich? Gibt es nicht vielleicht auch eine weltliche Erklärung für die seltsame Krankheit, die die Dorfbewohner verrückt werden lässt? Immerhin werden im Laufe des Films Andeutungen auf giftige Pilze im Wald gemacht, die starke Halluzinationen auslösen sollen.
Und genau das war die Stärke von "The Wailing - Die Besessenen". Ich wusste wirklich bis zum Schluss nicht, was ich glauben sollte und was nicht. Geister? Dämonen? Giftige Pilze? Verseuchte Soja-Soße im Tonkrug? Schamanen, die Hochstapler sein könnten? Vorurteile gegen Fremde? Falsche Anschuldigungen? Ich wusste es einfach nicht und war um so mehr von der bitterbösen Auflösung des Films überrascht. Innerlich applaudierte ich: So sieht ein tolles Drehbuch aus, das von allen Beteiligten des Filmteams mit Leidenschaft umgesetzt wurde. Geheimtipp für Horrorfans, die mal einen clever durchdachten Horrorfilm sehen möchten.