Cate Shortland hat ein neues Werk für das MCU geschaffen. „Black Widow“ ist im Kino.
Avenger Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) muss gegen Taskmaster antreten, eine üble Gestalt in Rüstung (nicht so elegant wie Iron Man) mit einem Schild, ähnlich dem von Captain America. Wer ist das, was steckt dahinter? Die Familie von Natasha hilft aus (Florence Pugh, David Harbour, Rachel Weisz).
Die Realität ausblenden, schöne, mental und physisch starke Menschen anschauen, alles mit programmiertem Happy End. Das MCU ist eine kalkulierbare Masse geworden. So funktionieren eben Blockbuster made in USA: ein top Ensemble engagieren, weder vom Plot-Muster noch von den theaterhaften Dialogen abweichen, dann das gesamte Werk mit viel Action nebst einer Prise Humor in einen fulminanten Showdown münden lassen. Das System funktioniert. Dafür werden Unsummen zum Fenster rausgeschmissen, damit ein Vielfaches davon wieder in die Kassen gespült werden kann. Wem soll man es verdenken, Filmproduktion ist ein Gewerbe, das Gewinn machen soll. Es bleibt dadurch schließlich Geld über, das in feingeistige Projekte gesteckt wird, die eventuell keine Publikumsmagneten sein können.
Die Betrachtung eines einzelnen Avengers hat mehr Chancen als die ganze S.H.I.E.L.D.-Horde im Verbund kämpfen zu sehen. Der Focus ist personalbedingt enger, siehe die Reihe um Iron Man. Es bleibt trotz dem Übergewicht der durchaus überzeugenden Schauwerte mehr Platz für Emotionen sowie Individualität. Das hat Cate Shortland in ihrer Inszenierung recht gut untergebracht. Mit der Ausstrahlung von Scarlett Johansson kommt dies noch besser zur Geltung.
Also ein Leckerbissen für die Natasha-Fans? Eher gutbürgerliche Küche. Leider mangelt es an einer ausgefuchsten Story. Der meiste Platz wird von überzogen turbulenter Athletik eingenommen. Dass die Protagonisten sich dabei selbst auf die Schippe nehmen, passt zum Entertainment. In der Folge spielen Wendungen eine untergeordnete Rolle. Auch die Enthüllung von Taskmaster verpufft im Getöse. Die Brechstange lotst die Romanoff zum Sieg. Unterm Strich sind die Guardians of Galaxy wesentlich amüsanter, die Avenger mit "Age of Ultron", "Infinity War" und "Endgame" liefern die komplexeren Handlungen. Damit ist der Solo-Trumpf verpielt.
Luc Besson („Lucy“, 2014) und Rupert Sanders („Ghost in the Shell“, 2017) haben, um quasi bei Superhelden zu bleiben, Scarlett Johansson eine größere Präsenz gegeben. Man darf jedoch nicht verkennen, dass hier mit harter schmutziger Gewalt gearbeitet wird, die zu FSK 16 führt. Ein eingeschränkter Zielkreis an der Kinokasse ist jedoch für die teuren Avenger-Produktionen undenkbar. Erheblich mehr brilliert die ausdrucksvolle New Yorkerin mit Leinwandperlen („Lost in Translation“, „Match Point“, „Under the Skin“, „Marriage Story“).
„Black Widow“ ist ein nettes Popcorn-Spektakel.