Richard Linklater beschäftigt sich gerne mit dem Älter- und Erwachsenwerden. Ebenso ist seine Komödie „Everybody Wants Some!!“ ausgerichtet.
USA, Anfang der 1980er, nur noch drei Tage bis zum Semesterbeginn am College: Für Jake (Blake Jenner) beginnt - mit dem Highschool-Diploma in der Tasche - ein neuer Lebensabschnitt. Was ihn mit einigen der anderen Erstsemestler und älteren Studenten verbindet, ist das Baseball-Team, welches aufgrund der Spielqualität einige Vorzüge genießen darf, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.
Das Ende von „Everybody Wants Some!!“ ist der Beginn des Semesters. Richard Linklater möchte seine Figuren nicht über einen längeren Zeitraum begleiten (Gegenteile vgl. „Boyhood“, „Before Sunrise“ „... Sunset“, „...Midnight“). Der Regisseur zeigt dagegen in übersprudelnder Weise das ungestüme Drängen junger Menschen, mit humoriger Konzentration auf die übercoolen Basketballer. Die Kamera von Shane F. Kelly folgt ihren Blicken auf Popos und Brüste. Aufnahmerituale, zweifelhafte Wettkämpfe, Spirituelles, obligatorische Partyvögeleien, Drogenvögel und weitere Typen verschiedenster Art begleiten Jake durch Stunden scheinbarer Narrenfreiheit.
Eine ausgefeilte Story? Mitnichten! Viele der Studenten bringen die Besonderheiten ihrer noch kurzen Lebensgeschichten in den Dreitagesabschnitt ein und sind in der Orientierungsphase. Es kommt zur Annäherung zwischen Jake und Beverly (Zoey Deutch), aber jede Stunde kann sich etwas ändern. Nicht nur die häufige Einblendung der verbleibende Zeitspanne bis Semesterbeginn in Tagen, Stunden und Minuten ist ein netter Einfall, auch die Zeitpunkte der Einblendungen sind sorgfältig gewählt und pointieren die Situationen.
Linklater hat Jake als schüchternen, halbwegs vernünftigen Charakter in die Baseball-Clique gesetzt und mit dem richtigen Gewicht in „Everybody Wants Some!!“ positioniert. Anführer und Schlitzohr Finnegan (stark: Glen Powell) verdreht wortreich jede Unvernunft zur Vernunft. Irgendwo hat jeder diese eigenartigen Gestalten schon mal gesehen, wahrscheinlich aber nicht im Film. Lediglich der durchgeknallte, weltfremde Streber Jay (Juston Street) ist etwas zu albern angelegt.
So manchem Zuschauer kommt die stimmige Komödie „zu blöd“ vor. „Wer hat denn DEN Film ausgesucht?!“, murmelt jemand störend in die Reihen. Über den in der eigenen Jugend verzapften Unsinn sollte man heute Lachen dürfen. Richard Linklater hat sein Sammelsurium von Erinnerungsanstößen herrlich komisch aufbereitet und besonders darauf geachtet, viel Wahres erkennbar zu lassen.
Wer sich gerne in möglichen Jugendsünden schwelgen und das mit vielen Details spaßig aufbereitete Treiben von Studenten anschauen möchte, sollte diesen Film auf keinen Fall verpassen.