Auch wenn die Erwartungen noch so klar scheinen - "Power Rangers" erweist sich als in vielerlei Hinsicht anders, als man es anhand der Vorlage erwarten mag. In der ersten Filmhälfte ist, abgesehen vom Prolog, von den bunten Anzügen, die ähnlich wie diverse Strampler in gewissen Comicadaptionen hier zu Rüstungen umgedeutet wurden, noch nicht viel zu sehen. Vielmehr erinnert die stilvoll gefilmte Origins-Story an Filme wie "Chronicle", in denen eine Gruppe Jugendlicher plötzlich mit übernatürlichen Kräften ausgestattet wird. Tatsächlich hat Regisseur Dean Israelite mit "Project Almanac" schon einen thematisch ganz ähnlichen Film abgeliefert. So gelingt es ihm, zumindest am Anfang ohne großes Effektspektakel seine Helden ganz für sich sprechen zu lassen und mit diversen größeren und kleineren Problemen zu konfrontieren.
Natürlich bleiben da ein paar Klischees nicht aus, so gibt es etwa den obligatorischen leicht autistisch gezeichneten Nerd, eine Ex-Cheerleaderin mit Punker-Attitüde, einen Ex-Footballer, noch eine Rebellin und einen Jungen, der sich um seine kranke Mutter kümmern muss. Geschlechter und Hautfarben werden ordentlich gemischt, den Anführer gibt dennoch ein hellhäutiger Held mit Muskeln zum Dahinschmelzen. Die persönlichen Hintergründe dienen eher als Vorwand für das benötigte Außenseitertum, das ja bekanntlich die besten Helden hervorbringt. Die Chemie zwischen den fünf Jugendlichen ist beachtlich und sorgt unter anderem dafür, dass selbst erklärungslastige Szenen nicht langweilig werden.
Unrund ist der Film vor allem dann, wenn die anfangs recht geerdete Handlung um diese "fünf Freunde" auf den Kampf um das Universum trifft. In einem Raumschiff, das glatt aus "Man of Steel" stammen könnte, berichtet ein Hologramm des Ex-Rangers Zordon vom interstellaren Kampf, den eine hoffnungslos überzeichnete Elizabeth Banks in Gestalt von Rita Repulsa auf die Erde trägt. Da gibt es finstere Visionen vom Untergang der Menschheit und die Zauberin sieht zumindest am Anfang aus wie vom Set eines Horrorfilms geflüchtet. Kaum haben die neuen Power Rangers aber ihre Rüstungen am Leib, gerät das Finale zum üblichen CGI-Gekloppe, wie man es in "Pacific Rim" und "Transformers" schon zu oft gesehen hat. Da hilft es auch nicht, dass der gefürchtete Endgegner eine Art riesiger Todesengel aus flüssigem Gold ist.
Gute Ansätze gibt es jedoch einige. Der Film wiederholt nicht die Fehler von "Fantastic Four", indem er eine eigentlich ziemlich durchgedrehte Story möglichst ernst und ausführlich erzählen will. Die Hauptfiguren erscheinen als ausgereifte Charaktere, die erst einmal herausfinden müssen, wie man füreinander einsteht. Leider gehen diese Zwischentöne dann im Bombast des Finales unter, das zudem allerhand Logiklöcher offenbart. Da gibt es einerseits viele angenehm haptische digitale Bilder zu bestaunen, es reduziert aber dann doch alles wieder auf den Fun-Faktor.
In dieser Hinsicht sollte man etwas Toleranz mitbringen, im Prinzip und im Vergleich zu vielen anderen gescheiterten Franchise-Startern ist "Power Rangers" aber kein grundsätzlich schlechter Film. Für Humor und Unterhaltung ist in jedem Fall gesorgt (auch wenn die Seitenhiebe auf einschlägige Comichelden etwas zu plakativ ausfallen), an den gut ausgewählten Darstellern und der hervorragenden Kameraarbeit dürften sich Kinofans besonders erfreuen.