Die Einleitungssequenz würde in ihrer Aussage schon für einen ganzen Film reichen: In einem Schneldurchlauf wird man Zeuge von außergewöhnlichen, skurillen Zufällen, die, wie uns der Erzähler glauben lassen will, gar keine Zufälle sind. Sondern Dinge, wie sie tagtäglich geschehen. Stimmt nicht, kann nicht sein? Kann man dem Zuschauer nicht übelnehmen, sicherlich. Aber der Film ist ja noch nicht zu Ende.
Etwas drei Stunden lang sieht man menschliche Schicksale. Probleme. Sorgen. Späte Erkenntnis. Suche nach Vergebung, die an eine Mauer aus Hass und Verdrängung stößt. Die fröhilche Fassade, hinter der sich ein Labyrinth aus Komplexen und Leid befindet. Die plötzliche Liebe, mal unerwartet schön, mal unaushaltbar, mal selbstaufopfernd. Die ständige Wirkung der Vergangenheit auf die eigene Gegenwart, die alten Sünden, die an einem nagen und nicht loslassen wollen. Geständnisse, Beichten, mal freiwillig, mal erzwungen. Ein undurchdringbares Netz aus menschlichen Schicksalen, mal schmerzhaft direkt, mal "nur" auf einer Sinnebene verknüpft. Eine Paralelle zwischen Stanley, der von seinem Vater zu Geldzwecken ausgenutzt wird, als ein beinahe allwissendes Wunderkind, und Donnie, der einst das selbe Schicksal hatte und nun total fertig wirkt, hoffnugslos und verzweifelt. Die zahlreichen Eltern-Kind-Konflikte, die auf früheren Fehlern gründen und keine Lösung finden können. Irgendetwas ist hier schiefgelaufen in der doch so heil scheinenden Welt.
Doch dann passiert etwas. Etwas absolut Seltsames und Skurilles, gar Beängstigendes. Keine absolute Läuterung, nein. Vielleicht ein Anstoß, anders zu werden, anders zu handeln. Und das Ende, ein letztes Fünkchen Hoffnung. Nicht alle Fragen werden geklärt, nicht alles findet eine Lösung, einen Abschluss. Irgendetwas fehlt, hat man das Gefühl. irgendwie, irgendwo. Ein etwas seltsames Gefühl am Ende, unbeschreiblich seltsam. All die Menschen, all die Schicksale, all die Situationen. Ein Kaleidoskop in dem eigenen Bewusstsein. Etwas formt sich, oder auch nicht? Ich weiß es nicht genau.
"Es steht geschrieben: Wir haben mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber die Vergangenheit nicht mit uns."
Ach ja. Genau. Da war doch etwas. Eine Erkenntnis, eine Erfahrung? Mag sein, muss aber nicht. Solche Dinge passieren Tag für Tag. Kann das sein? War es wirklciich so ungewöhnlich oder unrealistisch, bis auf den einen berühmt-berüchtigten Moment? Das gibt es doch. Bestimmt. Hier, ganz in der Nähe. So etwas passiert. Natürlich passiert es. Das ist das Leben. Das sind menschliche Leben, mit dem Leid, der Leid, den Sorgen und dem Glück. Das ist dieses magische Gefühl, in dem eigenen Bewusstsein. Keine Kameraeinstellung, kein besonderer Schnitt. Sondern das Gefühl, das bleibt. Vielleicht auch eine Erkenntnis, die man sich auch selbst erschließen kann.
Ach, ich rede wieder wirres Zeug. Es ist auch nicht einfach, den Film irgenwie zu rezensieren. Mir geht´s ja auch mehr um die Wirkung. Sehr subjektiv, versteht sich. Aber auf irgendeine Art und Weise, dieser Film ist magisch. Für mich jedenfalls.