Agentenfilme mit Anspruch - das gibt es manchmal tatsächlich. Jenseits von Geballer und grimmiger Selbstgerechtigkeit thematisiert man hier unter anderem das Problem von Geheimdiensten mit Allmachtsfantasien und potentielle Terroristen, in denen doch noch etwas Gutes steckt. Themen, mit denen sich das Hollywoodkino nicht gerade häufig befasst, denn trotz Wikileaks und öffentlicher Empörung sind einfache Feindbilder erstens bequem und zweitens gut verkäuflich. Schön, dass diese Aspekte hier Platz gefunden haben und von einem grundsätzlich fähigen Ensemble getragen werden.
Dazwischen wird es allerdings immer wieder geradezu schmerzhaft konventionell. Wenn Alice Racine ihre vielfältigen Verhörtechniken erst einmal ausgepackt hat und gleichzeitig eine komplexe Verschwörung im Gange ist, bricht man das Ganze zugunsten einer blutigen Verfolgungsjagd ab und stellt der taffen Lady wenig später einen ziemlich deplatzierten Orlando Bloom als Kampfnerd mit großer Klappe und kriminellen Ambitionen zur Seite. Man spürt förmlich wie dieser sich vom Image des Fluch-der-Karibik-Jünglings freispielen möchte, insgesamt ist seine Figur leider zu unterentwickelt um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Tattoos und Smartphone-Spielereien sollen Subkulturaffinität vortäuschen, authentischer wird es dadurch trotzdem nicht.
Noomi Rapace beweist sich als kämpferische Draufgängerin mit einer gewissen Einfühlsamkeit, neben der Aufdeckung der schleichenden Unterwanderung ihres Geheimdienstes darf sie natürlich auch allerhand schwer bewaffnete Gegner fertigmachen. Szenen wie aus ihrer Undercoverarbeit zu Beginn des Films und zielgerichtete Verhöre hätte man gerne noch mehr gesehen, denn gerade in diesen Momenten zeigt sich, dass die Schwedin nicht nur zur Action-Amazone taugt. Umso bedauerlicher ist es, dass Alice' Fähigkeiten weniger Beachtung finden als sie verdienen. John Malkovich bemüht sich immerhin seiner begrenzt wichtigen Rolle noch ein wenig ironische Exzentrik zu verpassen, während Toni Collette (als uninspirierte Kopie von Judie Denchs M) und Michael Douglas nichts Neues zu bieten haben.
Das Ziel der Unterwanderung ist dann allerdings doch eins, das man so oder so ähnlich schon öfter mal gesehen hat. Trotz eines kleinen Twists ist der große Coup dann doch nur ein Thrillerklischee, zu dem natürlich auch ein Showdown gehört, bei dem irgendwer nach einem Kampf irgendwo runterfällt. Als wäre das nicht genug hängt man noch einen Epilog dran, der wie ein unbeholfener Fingerzeig in Richtung einer möglichen Fortsetzung wirkt. Das und die merkwürdigen Haken, die die Handlung immer wieder schlägt, trüben die Geschichte, bei der nur in den ruhigeren Momenten die Qualitäten eines gut durchdachten Drehbuchs durchschimmern.
Um einfach nur unterhaltsam zu sein ist "Unlocked" zu komplex, um wirklich nachhaltig auf wichtige Probleme hinzuweisen, fast schon zu banal. Wem gute Absichten und große Namen genügen, der wird hier sicher seinen Spaß haben. Darüber hinaus sollte man mindestens ein Auge zudrücken, wenn es um Innovation und Logik geht. Denn diese Spione reden auch gerne mal in der Öffentlichkeit lautstark über ach so geheime Angelegenheiten ...