Rosa von Praunheim hat sich der 2006 als Buch erschienenen Biografie eines ehemaligen Berliner Zuhälters angenommen und eine Doku mit Spielfilmanteilen ins Kino gebracht.
Andreas Marquardt wurde von seinem Vater gequält, von der Mutter sexuell missbraucht, war ein Kampfsportmeister, ein brutaler Zuhälter, über acht Jahre im Gefängnis, leitet heute eine Kampfsportschule, engagiert sich hauptsächlich für Kinder. Seine Lebensgefährtin und einstige Prostituierte Marion Erdmann hält wie damals zu ihm. Andreas Marquardt hat zusammen mit seinem Psychotherapeuten Jürgen Lemke die Vorlage für den Film verfasst.
Während alles Dokumentarische in Farbe gezeigt wird, sind die Anteile der gespielten Geschichte in schwarz-weiß getüncht und die reduzierten Kulissen teilweise mit digitalen Installationen (Möbel, Türen, usw.) ausgestattet. Dies sei geschehen, so Rosa von Praunheim nach einer Vorstellung in München, um dem Werk etwas Expressionistisches zugeben und den Fokus auf die Darsteller zu lenken. Dazu gehört ebenso die überspitzte Inszenierung der Familie Marquardt, die sich um den kleinen Andy „kümmert“, der selbst kaum im Bild erscheint. Dieses Mittel - und nicht zuletzt eine brillante Katy Karrenbauer als Mutter - gibt dem Film die besondere Atmosphäre eines gespenstischen Beginns.
Dem Zuschauer wird auch mit Praunheims Verzicht auf explizite Sex- und Gewaltdarbietung klar, warum der kleine Andy zum harten Andy wird: In groben Schritten gezeigt, gelangt der siegreiche Kampfsportler ins Kriminelle, hat schnell Erfolg und häuft ein Vermögen an. Hanno Koffler („Sommersturm“, „Krabat“, „Freier Fall“) spielt den rücksichtslosen Luden mit äußerst starker Präsenz, die zahlreiche Nahaufnahmen erlauben.
Die gespielten Szenen stehen in einem gut geordneten Verhältnis zu den dokumentarischen Aufnahmen und werden durch die erklärenden Worte von Andreas Marquardt und Marion Erdmann ergänzt, ohne den Erzählfluss zu stören.
Im Mittelpunkt gehalten ist stets die Beziehung zu Marion (Luise Heyer), die Andreas hörig ist. So ist der Film eher Liebesgeschichte als Milieustudie. Dazu trägt auch der dokumentarische Part bei. Der Geschäftsbetrieb der Prostitution und die Gewalt, die Marquardt vielen Menschen angetan habe und nicht rückgängig machen könne, wird nahezu ausgeblendet. So fehlt dem Beobachter der Eindruck von dem Gewicht, das Marquardt in der kriminellen Szene inne hielt. Ebenso erhält der Wandel des Gewaltverbrechers zum Guten und sein Drängen darum zu wenig Platz auf der Leinwand. Gerade dies ist aber der Abschnitt, der das Leben des Andreas Marquardt besonders und verfilmbar macht.
„Härte“ ist ein gelungene Kombination aus Drama und Dokumentation, eine Liebesgeschichte mit Happy End ohne Hollywood und ein Aufruf, der sich gegen Kindesmisshandlung richtet.