Auf Grund der erhaltenen Vorschusslorbeeren sowie der Beschreibung des Films (u. a. "Überraschend lässt Ines sich auf sein Angebot ein, und Vater und Tochter machen eine verblüffende Entdeckung: Je härter sie aneinander geraten, desto näher kommen sie sich ...") versprach ich mir eine ausführliche Reise in die psychologischen Tiefen einer Vater-Tochter-Beziehung, die sich im Laufe der Jahre voneinander entfernt haben und die sich nun wieder aufeinander hinzu entwickeln. Ich ging davon aus, eine detaillierte Zeichnung der Beziehung zwischen diesen beiden Hauptcharakteren bzw. ihre gegenseitige Wiederannäherung zu Gesicht zu bekommen sowie die jeweilige persönliche und charakterliche Weiterentwicklung dieser beiden zu erleben.
Leider war eher das Gegenteil der Fall: Eine Entwicklung der beiden Charaktere war für mich vom Anfang bis zum Ende definitiv nicht erkennbar
(die Tochter wechselt zwar den Arbeitgeber, nachdem sie vom alten mehrfach hingehalten wurde, sonst bleibt aber alles beim Alten - lediglich diverse Tode passieren natürlich jeweils zum exakt "richtigen" Zeitpunkt, um die Story fortführen zu können)
; stattdessen strotzte der Film nur so vor Merkwürdigkeiten. Woher der Vater wusste, wo sich seine Tochter jeweils aufhielt, was seine Beweggründe waren, in die jeweils entsprechende Rolle zu schlüpfen, warum er die Rollen mit exakt den jeweiligen Accessoires ausstaffierte
(Warum führte der Vater Handschellen mit sich? Wieso kam er auf die Idee, diese um sein Handgelenk zu verschließen? War somit gar das an-sich-Binden der Tochter keine Affekthandlung, sondern im Vorfeld geplant? Wir werden es wohl nie erfahren.)
uvm. - wir werden es wohl nie erfahren - vermutlich genauso wenig, wie wir erfahren werden, warum sich die jeweiligen Geschäftspartner so verhielten, wie sie es taten (was im Übrigen vollkommen konträr zu meinen persönlichen Erfahrungen in diesen Kreisen verläuft). Auch die "Beziehung" zum "Arbeitskollegen" wird ähnlich plump dargeboten - ohne Hintergründe und vollkommen aus dem filmischen Zusammenhang gerissen erfüllt diese eine spezielle Szene meiner Meinung nach lediglich den einzigen Zweck,
eine Sexszene im Film unterzubringen
- sie hätte komplett herausgeschnitten werden können, ohne den Film zu verändern oder nachfolgende Szenen unverständlich zu machen. Ebenso bleibt z. B. völlig offen, warum es die Tochter auf einmal aus heiterem Himmel als gut und sinnvoll erachtet,
aus ihrer Party eine FKK-Veranstaltung zu machen
(bzw. was nach Auffassung der Autorin im Kopf der Tochter vorgehen muss, um auf exakt diese Idee zu kommen) uvm.
Zum Niveau der "Komik" lässt sich ebenfalls leider nur festhalten, dass ich schon lange nicht mehr etwas derart Plumpes, Billiges sah. Gut, manche Situationskomikeinlagen waren gut herausgearbeitet, aber die überwiegende Zahl der "komischen" Situationen lassen sich lediglich schlichtweg als billig bezeichnen. Als Beispiele seien hier unter anderem genannt:
Der Versuch, aus "erzwungener" Nacktheit mit dem zugehörigen Unwohlbefinden unter Arbeitskollegen und in Anwesenheit eines Bekleideten komische Situationen zu generieren, diverse extrem merkwürdige Verhaltensweisen, welche augenscheinlich nur zur Erzeugung einer "komischen" Situation dienen sollen, z. B. das Verstecken des Vaters im Schrank mit "Warnung" der Tochter bei deren Vorhaben, den Schrank zu öffnen, um eine "komische" Situation zu erhalten, uvm.
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Schweigen, Stille usw. können hervorragende Stilelemente sein - wenn der Regisseur diese korrekt einzusetzen weiß. Bei diesem Film wurde an zahlreichen Stellen leider bewiesen, dass dies hier nicht der Fall ist - teils deutlich zu lange Schweigemomente führen beim Zuschauer zu einer reflexartigen Panikattacke, da er die "Kontrolle" bzw. das Verständnis über die Situation verloren zu haben glaubt. Sollte dies beabsichtigt worden sein, so war dies definitiv keine kluge Entscheidung, da diese Situationen den Zuschauer mit einem stark negativen Empfinden des Erlebten zurück lassen.
Auch zahlreiche andere Einstellungen, die jedoch keine soziale Interaktion umfassen, sind zu lange dargestellt - deutlich zu lange, um dem Zuschauer zu erlauben, sich in die Einstellung "einzufühlen" - mit dem prinzipiell gleichen Endeffekt: Der Zuschauer behält das stark negative Gefühl zurück, dass der Film durch diese überlangen Einstellungen ausschließlich künstlich in die Länge gestreckt wurde.
Mit Sicherheit habe ich Vieles an diesem Film auch einfach nicht verstanden; diverse Anspielungen oder Zusammenhänge. Allerdings erwarte ich schlichtweg von einem "guten" Film, dass dieser in der Lage ist, seinen Inhalt so zu vermitteln, dass der unbedarfte Zuschauer zumindest merkt, dass der Regisseur ihm damit etwas sagen wollte, um im Zweifelsfall anschließend selbst weiter recherchieren/darüber nachdenken zu können. Dieses war beim vorliegenden Machwerk jedoch nicht ansatzweise vorhanden; es lässt den Zuschauer schlichtweg nach 2,5 Stunden ratlos ob der dargebotenen (Nicht-) Handlung und hilflos alleine beim Versuch, dem Film eine Botschaft entlocken zu wollen, zurück