Lee Toland Krieger bringt „Für immer Adaline“ in die deutschen Kinos.
Adaline (Blake Lively), Jahrgang 1908, kann nach einem Autounfall mit Blitzeinschlag nicht mehr älter werden und bleibt 29. Tochter Flemming (Izabel Pearce, Cate Richardson, Ellen Burstyn) kennt als einzige das Geheimnis. Adaline muss sich hinter wechselnden Identitäten verstecken und will sich nicht auf Beziehungen einlassen, bis ihr im Jahr 2014 Ellis (Michiel Huisman) gegenübersteht.
Das Weltgeschehen zieht an dir vorbei. Wie wird dies von einem Menschen verkraftet, der nicht altert? Die Angst ein Versuchskaninchen zu werden, steht über allem. Doch was arbeitet weiter an der Psyche? Wie hoch ist die Belastung durch den selbst verordneten Liebesentzug? Welche Vorteile zieht man aus der ewigen 29? Der Film von Lee Toland Krieger vermag dies nicht mitzuteilen. Die OFF-Stimme beginnt mit einer allzu technischen Erklärung für den Alterungsstopp und kratzt gleich zu Beginn an der Atmosphäre des Films. Die Story plätschert dahin, ohne Gefühl für das Nichtaltern. Der Zuschauer wird lediglich mit seichten Splittern versorgt. Adaline beherrscht das überwiegend leidenschaftslose Erinnern in die Vergangenheit und Abwimmelsprüche für Männeranmache; das können alle „normalen“ Endzwanzigerinnen. Nichtverliebendürfen ist aus vielerlei Gründen Tagesgeschäft der Gesellschaft, genauso wie die Verstöße dagegen. Der Alterungsprozess der Tochter an der Mutter vorbei gehört zum Alltag von Adaline und wird in platten Dialogen dramatisiert. Wie viele Haustiere verschleißt die Hauptfigur? Zum Glück wird nur das Ableben eines Hundes gezeigt.
Das sich entwickelnde Liebespaar bekommt mit den Darstellern Blake Lively und Michiel Huisman eine charmante Ausstrahlung, aber Überzeugenderes liefern aktuell Carey Mulligan und Matthias Schoenaerts in „Am grünen Rand der Welt“.
So fehlt dem Werk eine wirkliche Steigerung, obwohl sich Adaline mit Ellis und infolge ihrer Umstände auf einen inneren Konflikt einlässt. Wie schön, dass das Regeldrama einen Höhepunkt verlangt, welcher mit dem Erscheinen von Ellis‘ Vater (Harrison Ford) als unerwarteter Wendepunkt gesetzt wurde und sicherlich auch deswegen so eine hervorragende Wirkung entfaltet, weil zuvor einiges versäumt wurde. Die Geschichte nimmt ab hier wegen der richtigen Melange interessanter Figuren an Fahrt auf und macht vieles wieder gut. Trotzdem schafft es Regisseur Krieger, mit kitschigen Einlagen nach dem Motto: „Sag mir, warum du sie liebst, dann darfst du ihr mit meinem Auto hinterherfahren“, der sich rettenden Entwicklung seiner Geschichte entgegenzutreten. Und dann schmeißt der Filmemacher eine Rede zum 40. Hochzeitstag von Ellis‘ Eltern in ein knackig begeisterndes Zwielicht, bevor der Film in ein US-Liebesfilm-Standardfinale übergeht.
Mit dem Alterungsprozess zu spielen, lädt zu faszinierenden Geschichten ein. „Für immer Adaline“ ist im hinteren Drittel akzeptabel, kann aber keine Konkurrenz zu „Der seltsame Fall des Benjamin Button“, „Die Blechtrommel“ oder „Interstellar“ bilden.