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Michael S.
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2,5
Veröffentlicht am 26. April 2017
Ein Film, der eigentlich alles hat. Ein unverbrauchtes Thema, sehr viele fähige Schauspieler, eine authentische Ausstattung und eine ausgezeichnete Kamera. Dass man einen idealistischen jungen Helden symbolisch all das erleben lässt, was in dieser Epoche hätte geschehen können ist im Genre Historienfilm ebenfalls nicht ungewöhnlich, besonders wenn es sich um die jüngere Geschichte handelt. Gerade hier wurde jedoch schlampig gearbeitet. Anstatt greifbare Figuren zu entwickeln, mit denen der Zuschauer auch wirklich mitfühlen kann, hetzt man den bis zum Ende gutgläubigen Yuri durch eine dermaßen konstruierte Handlung, dass auch ein bedrohlich mit den Augen rollender Stalin (Gary Oliver) keine Rettung mehr für die Ernsthaftigkeit des Grundkonflikts bringt. Der empfängt seine Untergebenen auch schonmal mit dem ironischen Satz: "Hab' ich dich nicht erschießen lassen?" Immerhin wurde die legendäre Trinkfestigkeit des Diktators treffend eingefangen.
Am Anfang bekommt man allerhand Sätze über Freiheit zu hören, die zusammen mit den meditativen Naturaufnahmen geradewegs aus "Braveheart" oder jedem beliebigen amerikanischen Kriegsfilm stammen könnten. Die Vorfahren der Hauptfigur sind nicht nur erfolgreiche Bauern, sondern auch legendäre Krieger, die natürlich noch einen Säbel im Vorrat haben. Es folgt die Liebesgeschichte zweier gefühlt Zwölfjähriger (!), die schon wenige Jahre später heiße Liebesnächte am Lagerfeuer verbringen und natürlich schon immer füreinander bestimmt sind. Diese heile Welt bildet einerseits einen reizvollen Kontrast zur Brutalität des Holodomor, es macht den Film aber leider auch beliebig und austauschbar.
Die Mehrheit der Darsteller versteht sich auf ihr Handwerk, sogar den Amerikanern Terence Stamp und Barry Pepper nimmt man ihre Rollen als aufrechte ukrainische Bauern meistens ab. Max Irons' Figur macht jedoch keinen nennenswerte Wandlung durch, nicht einmal eine ausgewachsene Feldschlacht verzweifelter Bauern gegen die rote Armee oder die Gesellschaft einer Waggonladung Leichen entlockt ihm mehr als große Augen und noch mehr Engagement für die Lieben daheim. Während die äußeren Umstände in Form von Gewalt gegen vermeintliche Großgrundbesitzer (Kulaken), das einfache Volk und Anhänger der christlich-orthodoxen Kirche treffend eingefangen wurden, verändern die Repressalien die Hauptfiguren nur wenig. Vielleicht ist man es aus deutschen Kriegsfilmen zu sehr gewohnt, dass auch den vermeintlichen Opfern des Krieges noch Schuldkomplexe oder wenigstens nachhaltigere Verstörung zugeschrieben werden, weshalb Yuri & Co. zuweilen recht naiv wirken.
Da Russland die Vorgänge weiterhin nicht als Vökermord anerkennt und sich die westliche Welt seit Beginn der Ukraine-Krise ohnehin kollektiv auf die andere Seite gestellt hat, war es vermutlich nicht allzu schwierig eine millionenschwere kanadisch-ukrainische Koprouktion mit genau diesem brisanten Kapitel der Geschichte auf die Beine zu stellen. Ob beabsichtigt oder nicht, dieser Film wird früher oder später zur politischen Legitimierung beider Seiten herangezogen werden, denn er ist leider so einseitig erzählt, dass er leicht als Propaganda verstanden werden kann. Und das haben die Millionen von Opfern des Holodomor nicht verdient.