Low Budget Produktionen im Horror Genre sind ein Trend in Hollywood dem so langsam die Luft ausgeht. Nach grandiosen künstlerischen und Kommerziellen Erfolgen wie etwa "The Conjuring", "Insidious", "Sinister" oder "Paranormal Activity" beschleicht mich das Gefühl, der Trobs ist mehr als ausgelutscht und schmeckt einfach nur noch fad. Hin und wieder kann uns dann aber doch noch so eine kleine Genre Perle erreichen, und nachdem sich die Kritiker teilweise überschlagen haben (immerhin einen Metascore auf IMDb von 86) war ich mehr als gespannt auf den Australischen Beitrag zum Abklang des Billig Trends. Eines gleich mal vorweg. Atmosphärisch besticht der Film durch graue Töne und einer depressiven Grundstimmung, was dem Thema hilft und die richtige Emotion beim Zuschauer erzeugt. Ein klassischer Horror Streifen ist "Der Babadook" aber beim besten Willen nicht, eher ein Familien-Drama und Kammerspiel. Das ist erfrischend anders, jedoch verliert dieses Stilmittel nach und nach seinen Effekt und strapaziert ein ums andere mal die Geduld.
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, hat jeder seine eigene Methode damit umzugehen. Die einen gehen ständig aus unter Leute, andere verschließen sich und flüchten in ihre eigene Welt. Was passiert wenn eine junge Mutter ihren Mann verliert und plötzlich mit Haus und Kind alleine da steht? Dieser Frage geht Regisseurin Jennifer Kent mit viel Feingefühl und psychologischen Spielereien nach. Sind die Schwierigkeiten für einen Jungen eher die ohne Vaterfigur aufzuwachsen, durchlebt seine Mutter die Einsamkeit ohne Liebe und Berührungen, was in vielen Szenen auch gezeigt wird. So ein altes Haus kann sich dann auch schon mal als psychischer Overkill erweisen, wenn es nur noch mit dunklen Gedanken ausgefüllt ist. So baut der Film sehr gemächlich diese Stimmung auf und folgt den beiden durch ihren schweren Alltag. Dabei sind die Sympathien anfangs klar auf Seiten der Mutter, erweist sich das Kind doch als ADS Flummi der, so scheint es auch noch 3 Liter Energy am Tag zu sich nimmt. Der Junge heißt Samuel und flüchtet sich in eine Traumwelt, läuft mit einer selbstgebauten Armbrust durch die Gegend (um gegen Monster gewappnet zu sein), nörgelt, ist launisch und aufbrausend gegen seine Mitschüler. Das abendliche Lesen soll ihm das schlafen leichter machen, bringt meist jedoch nicht viel. Das Kinderbuch "Der Babadook" macht das ganze auch nicht gerade besser, fängt Samuel doch dann erst recht an zu Fantasieren und Amok zu laufen. Mit gruseligen Zeichnungen und Sprüchen man darf ihn nicht eintreten lassen, sonst wird man "ihn" nicht mehr los setzt es alsbald die Nerven der beiden gehörig unter Druck. Auch ein Medikament mit den Samuel einschlafen soll macht das ganze nicht besser, den schon längst ist das Monster im Haus angekommen....
Wer glaubt dann geht in der zweiten Filmhälfte eine nicht enden wollende Grusel Orgie los der irrt sich gewaltig. Jennifer Kent macht gar keine Anstalten am Tempo etwas zu ändern. Auch große Effekt Hascherein gibt es nicht. Es spielt sich alles im Kopf der Protagonisten und dem Zuschauer ab. Hin und wieder taucht der Titelheld zwar auf, doch meist wird sein Aussehen nur angedeutet und mit gruseligen Tönen untermauert. Im Schlussakt spielt die psychische Beziehung zwischen Mutter und Kind das eine zentrale Rolle, den nur gemeinsam können sie sich ihren Geistern stellen. Hier kippt dann auch die Sympathie ganz klar in Richtung von Samuel,bei dem das ganze nervige Verhalten langsam etwas verständlicher wird. Die beiden Hauptdarsteller Essie Devis und Noah Wiseman machen ihre Sache ordentlich,und erzeugen Kammerspiel-artig die Richtige Stimmung beim Zuschauer. Die Australische Regisseurin Jennifer Kent schaft mit wenig finanziellen Mitteln, einer guten Kamera Arbeit und dem richtigen Einsatz von Tönen eine psychisch depressive Stimmung, doch grusel will nicht so wirklich aufkommen, richtige Schreck Momente sind eigentlich nicht vorhanden, und andere Genre Brüder haben es mit ähnlichem Aufwand deutlich besser hinbekommen. So bleibt ein interessantes Duell zweier Menschen die auf ihre ganz eigene Weise mit dem Verlust klar kommen müssen. Angst, Schweißtropfen auf der Stirn und Panik hatte ich aber in keiner Minute und das ist schade, den mit dem Story Hintergrund und der Aufmachung wäre da deutlich mehr Thrill Faktor drin gewesen.
Fazit: "Der Babadook" ist ein Tiefen-psychologisches, atmosphärisches und Depressives Drama über Verlust und dem Umgang mit den eigenen Bedürfnissen. Grusel sucht man hier aber vergebens, und das behäbige Tempo strapaziert ein ums andere mal die Geduld!