Familienalbum in bewegten Bildern
Wieder einmal eine Filmkritik über ein Coming-On-Age Film. Warum habe ich mir erneut einen Film über dieses Thema ausgesucht? Zum einen war die Erfahrung mit “The Perks of Being a Wallflower“ mehr als überzeugend. Außerdem hat er mit “Boyhood“ etwas gemeinsam. Auch hier schrieb der Regisseur das Drehbuch selbst. Mit dem kleinen Unterschied, dass der Regisseur bei “The Perks of Being a Wallflower“ auch das Buch schrieb.
Regisseur: Richard Linklater begann 2002 ein außergewöhnliches Projekt. Außergewöhnlich deshalb, weil die Dreharbeiten 12 Jahre andauerten und immer die gleichen Schauspieler dabei waren. Damit war gegeben, dass man die Schauspieler nicht durch eine aufwendige Maske altern lassen musste. Der Zuschauer kann 164 Minuten zusehen, wie der Hauptdarsteller aufwächst, bzw. alle anderen Charaktere älter werden.
Darsteller: An fordester Front ist Ellar Coltrane zu nennen, der den Anfangs sechsjährigen Mason verkörpert. Im Laufe des Films wird der Junge älter, so dass man ihn bis zum Collegealter begleiten kann. Im warsten Sinne des Wortes wuchs Coltrane in die Rolle hinein und mit ihr auf. Mason, den er im Film verkörpert, muss mit ansehen, wie sein junges Leben auf dem Kopf gestellt wird. Die Mutter, wunderbar gespielt von Patricia Arquette, möchte noch einmal studieren und zieht mit ihren beiden Kindern nach Texas. Die Schwester von Mason, Samantha, wird hier von Lorelei Linklater gespielt. Sie ist die Tochter des Regisseurs. Nicht vergessen sollte man Ethan Hawke (3 Oscarnominierungen, 2 mal mit Linklater), der Mason Sr., den Vater von Mason spielt. Dieser lebt seit geraumer Zeit in Scheidung. Hat aber nun die Möglichkeit, seine Kinder häufiger zu sehen. Alle Darsteller blieben zwölf Jahre lang an Bord. Dabei ist es ihnen immer gelungen, ihre Figuren authentisch darzustellen. Damit bleiben sie über den gesamten Film für den Zuschauer glaubhaft.
Geschichte: Wir erleben die Entwicklung eines Jungen (6. Lebensjahr bis Collegealter), der mit allen Fazeten des Aufwachsens gespickt ist. Themen wie Scheidung, ständige Umzüge, viele Affären der Mutter, Alkoholmissbrauch, Drogen bzw. Pubertät von Mason werden im Film behandelt. Die Geschichte beginnt, als Mason sechs Jahre alt ist. Der Junge lebt bei seiner Schwester Samantha und Mutter Olivia, jedoch ohne Vater, der getrennt von seiner Frau lebt und eine Musikkarriere anstrebt. Olivia beschließt, ein Studium in einer anderen Stadt zu beginnen, um ihre Möglichkeiten auf einen besseren Job zu wahren.
Musik: Auch der Soundtrack zum Film hat einiges zu bieten. Coldplay wartet mit dem etwas ruhigen Song “Yellow“ auf. Auch bei Cat Power mit “Could We“ geht es eher ruhiger zu. Stimmungsvoll und rockig wird es dagegen mit The Hives, die “Hate To Say I Told You So“ zum besten geben. Die Indie-Rockband Vampire Weekend weiß mit “One (Blake's Got A New Face)“ zu gefallen. Mit Paul McCartney And Wings ist der Oldie “Band On The Run“ zu hören. Und die Band Family of the Year gibt mit “Hero“ einen echten Ohrwurm zum besten.
Fazit: Dieser Film bekommt von mir Bestnoten. Richar Linklater ist hier ein echter Meilenstein der Filmgeschichte gelungen. Die Eigenschaften „bezaubernd“, „einzigartig“ oder „schön“ sind fast schon eine Untertreibung. Den der Film ist eigentlich viel mehr, was man nicht in Worte ausdrücken kann. Nie war eine Geschichte so realistisch, wie “Boyhood“. Alltägliche Momente kommen hier zum Ausdruck, die wohl fast jeder selbst erlebt hat, bzw. dies in diesem Film wiedererkennen wird. Aus diesem Grund sollten sie sich auf Linklaters Werk einlassen, um sich von seiner Geschichte verzaubern zu lassen. Sie werden es nicht bereuen.