Mit dem Musik-Drama "Whiplash" erzählt Regisseur Damien Chazelle die Geschichte des junges Musik-Studenten Andrew Neyman (Miles Teller). Andrew träumt ein berühmter Schlagzeuger zu werden. Er nahezu nichts anderes im Kopf. Als er von dem legendären Musiklehrer Terence Fletcher (J.K. Simmons) in seiner Band eingeladen wird, sieht er seinen großen Traum einen Schritt Näher kommen. Doch es kommt anders als gedacht...Flechter hat sadistische Methoden um das beste aus seinen Spielern herauszukitzeln! Nach einer niederschmetternden ersten Probe, will Andrew jedoch nicht aufgeben und trainiert, als würde es um sein Leben gehen!
"Whiplash" geht 107 Minuten lang und diese 107 Minuten vergehen mit in einem rasanten Tempo.
Das musikalische Drama beginnt praktisch sofort mit der eigentlichen Handlung. Wir sehen Andrew in einem dunklen Raum, sitzend auf seinen Schlagzeug spielen und Fletcher betritt die Bühne. Wenn J.K. Simmons hier mit seinen angsteinflößenden Gesicht aus der pechschwarzen Ecke hervortritt, weiß der Zuschauer sofort, was einen- oder besser gesagt Andrew erwarten wird. Eine perfekt inszenierte Szene, welche mich sofort ins Boot holte! Jazz ist eine wunderbare Musik, aber als Film konnte ich mir das nicht recht vorstellen. Daher zögerte ich recht lange mir diesen Film anzuschauen. Letztendlich entschied ich mich dennoch dafür und bin sehr froh darüber. Chazelle´s Film ist ein Film über den Willen seine Träume und Ziele zu verwirklichen. Ein Film, der uns zeigt, dass man weitermachen muss, selbst wenn einen riesige Brocken Steine in den Weg gelegt werden. Fletcher ist ein bestialisches Arschloch! Vor der ersten Probe unterhält er sich in einem gemütlichen Smalltalk mit Andrew und macht Witze über die Entdeckung eines Musikers. Andrew wirkt entspannt und der Zuschauer gleich mit. Schuhe, Hose, Hemd- alles in reinsten schwarz! Fletcher scheint ja doch nicht so böse zu sein? Gut gelaunt und voller Enthusiasmus beginnt Andrew vor der Band und vor Fletcher zu spielen. Er fühlt sich cool und unbezwingbar. Jawoll ich habe es geschafft! Wenige Sekunden später fliegt Andrew ein Stuhl entgegen...Warum? Das Tempo! Fletcher war das Tempo zu hoch und er ist jetzt wütend! "Du ruinierst mir nicht mein´ Stück!"- so Fletcher!
Diese Szene holte mich vollkommen aus der Komfortzone heraus! Völlig baff und perplex verschreckte ich die Hand vor meinen Augen weil ich nicht recht glauben konnte was da eben passiert war! Vor wenigen Minuten war doch noch alles in Ordnung? Danach fährt Chazelle´s Geschichte in dieser Art und Weiße fort. Eine Geschichte über Erniedrigung und den unbedingten Willen es jemanden zu beweisen! Ob es richtig ist zu trainieren bis die Finger bluten? Ist es richtig seine neue Flamme aufzugeben um seine völlige Konzentration auf SEINEN Traum zu legen? Dies beantwortet der Regisseur nicht. Der Zuschauer selbst muss entschieden, wie er in diese Situation reagieren würde. Einerseits macht der Film einen Mut. Es weckt in einen diesen unbedingten Willen seine Ziele weiterzuverfolgen. Aber andererseits ist Andrew´s Zukunft stehts ungewiss. Egal wie gut und wie schnell er spielt, man weiß nicht ob es gut genug ist. Als Laie ist man stehts begeistert- doch der Profi Fletcher hat immer wieder etwas zu meckern. Dass dieses intensive Drama so gut funktioniert und einen bannt, liegt natürlich auch an den jungen Miles Teller und erst recht an den alles überragenden J.K. Simmons. Teller schafft es wunderbar diesen Willen in einem zu wecken. Selbst ein Autounfall hält ihn nicht davon ab pünktlich zum Konzert zu kommen! Des Weiteren nimmt er einen Wandel auf sich. Als Star Wars Fan würde man jetzt sagen "er wechselt auf die dunkle Seite der Macht!" Anfangs noch zögerlich und ängstlich, setzt er sich gegen Ende mit Ellenbogen und Beleidigungen gegen seine Konkurrenz! Für den Zuschauer ist es ein Wandel von sympathisch und zu Nervensäge! Mit Terence Fletcher hat J.K. Simmons neben seinen grandios komischen J. Jonah Jamerson aus der Spider Man Reihe eine weitere Kultrolle geschaffen. Sein Fletcher ist das personifizierte Böse in Person! Alleine schon die Anfangsszene in der er aus dem Schatten hervortritt, reicht vollkommen aus, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen! Und natürlich auch das Interesse an seiner Person zu wecken! Simmons spielt die Rolle so perfekt, dass man als Zuschauer nicht weiß, ob man ihn für cool halten soll oder einfach nur Hass empfinden soll.
Was gibt es negatives zu sagen? Chazelle´s Film ist alles in einem ein grandioses- fast schon Meisterwerk. Aber! Die übertriebene Darstellung der Übungen von Andrew war mir doch ein Tick zu viel und schlicht ergreifend übertrieben. Mit Schweiß und Blut für den Erfolg bezahlen hat der Regisseur zu wörtlich genommen. So verstand ich auch nie wirklich, wieso Fletcher ausgerechnet Andrew in seine Gruppe geholt hat. Was hat er in ihn gesehene, was ihm gefallen hat? Musik im Hintergrund gibt es nicht. Die Musik wird live gespielt. Sie wird in einem verdammt hohen Tempo gespielt- so hoch, dass einen das Blut fast schon kocht. Man möchte selbst mitspielen. Es weckt in einem das Interesse für diese wunderbare Art von Musik.
FAZIT: "Whiplash" ist nicht nur einer der besten Filme des vergangenen Jahres, nein, auch einer der besten allgemein. Chazelle´s perfekt inszenierten Drama über den unbedingten Willen zur Erfüllung des Traumes, ist ein wunderbarer Ort, der auch in einen diesen Willen weckt. Das Geschehen konzentriert sich vollkommen auf die beiden überragenden Teller und Fletcher und dazwischen ist nur die Musik. Mit dem Proben hat er es jedoch ein wenig übertrieben.