Was wäre wenn Hitler einfach so im heutigen Berlin aufwachen würde, ohne Erinnerung an die vergangenen Jahrzehnte. Würde er wahnsinnig werden? Oder auch im Zeitalter von Facebook und Youtube wieder zum "Führer" aufsteigen? Der Roman war bereits ein mega Seller, nun folgt also der Film. Doch was in geschriebener Form funktioniert muss nicht gleich für die Kino Leinwand gelten. Regisseur David Wnendt schafft das Kunststück einen sau unterhaltsamen, aber auch einigermaßen Seriösen Blick auf diese groteske Story zu werfen, und so kam eine fiese im dokumentarischen Stil gedrehte Komödie heraus, die sich gleichzeitig als fette Medien Schelte versteht.
Die Idee der Autors Timur Verbes ist so bizarr und anders, das alleine die Zusammenfassung der Ereignisse große Verblüffung auslöst. Der Führer erwacht tatsächlich wieder zum Leben und muss sich nun in der Modernen Welt zurechtfinden. Da er aber noch immer ein großer Redner ist und Menschen verführen kann, fällt es ihm leicht sich wieder Gehör zu verschaffen. Doch anders als man vielleicht denken könnte. Im Zeitalter der Klick Zahlen, in dem das Internet für die Unterhaltungs Industrie eine immer größere Rolle spielt. sind es genau diese skurrilen Einfälle die ein pfiffiger Programm Direktor sucht. Somit vermittelt "Er ist wieder da" eine doppelbödige Moral. Jeder denkt das Hitler einfach ein neues Comedy Talent ist, der komplett eins mit seiner Rolle ist. Method Acting auf Weltklasse Niveau also. Und trotzdem ist es die Aura der Uniform und das Antlitz des Diktators, das bei Menschen immer noch für Ablehnung aber auch Begeisterung sorgt. In so fern ist das ganze in Zeiten von NPD oder AFD durchaus als ernst gemeintes Experiment zu verstehen, ob eine Verführung auch bei aller Aufgeklärtheit der Menschen immer noch möglich ist. Auf der anderen Seite versteht der Film sich aber auch als bissige Medien Satire, alles neue wird so lange erst einmal abgelehnt, bist schließlich die Klick zahlen und der damit steigende Beliebtheitsgrad alle moralischen Bedenken über Bord schmeißen. Ist es nun der echte Hitler? Das kann ja erst einmal egal sein, so lange die Menschen da draußen ihn sehen wollen.
Das so eine Idee schnell mal ins lächerliche Abtriften kann ist natürlich immer die Gefahr. Der Regisseur erzählt in einfachen Bildern diese Geschichte, vermischt echte Bilder von Menschen mit Spiel Szenen so gekonnt, das es dem Auge gar nicht auffällt und fängt dabei die eine oder andere beängstigende Situation ein, etwa wenn manche Menschen den Idealen des echten Führers auch heute noch durchaus folgen würden. Im Stile einer Comig of Age Story ist das emotionale Bindeglied der Story Fabian Busch, der Fabian Sawatzki spielt, ein kleiner Laufbursche beim Sender der erst gefeuert wird und dann mit den Hitler Videos zum großen Star der Branche aufsteigt. Ihm folgt der Zuschauer gerne weil seine Absichten stets ehrlich erscheinen, wenngleich er gen Ende durchaus Zweifel an Hitlers Echtheit heckt. Hier verschmilzt die ganze Szenerie dann auch immer wieder ein wenig ins doppelbödige, da Hitler im Film ein Buch über seine Ereignisse im Film schreibt, und dieses dann wieder verfilmt wird, was zu einigen lustigen Dopplungen führt. Der Humor wird meist nicht mit der Brechstange eingeführt, sondern ergibt sich aus den Situationen in denen Hitler die Welt erkundet, zB wenn er einen Hunde Welpen haben möchte oder die Partei Zentrale der NPD aufmischt, das ist urkomisch. Außerdem werden immer wieder echte TV Studios gezeigt, in denen Hitler auftritt und seine Sicht der Dinge erklärt, etwa bei Circus Haligali oder Hart aber fair. Auch zahlreiche bekannte Youtube Stars melden sich zu Wort und erklären das Phänomen Hitlers und ob "er" das eigentlich alles darf. Das ist doppeltes Augenzwinkern, das es einem Propaganda Menschen wie dem Führer natürlich in die Karte spielen würde, wenn er wirklich im Jahr 2014 aufwacht. Zum Ende wird es dann sogar ein wenig Philosophisch, wenn sich die Frage stellt ob Hitler nicht immer noch in unseren Köpfen ist, und er nie wirklich weg war. Das ganze wirkt aber so surreal und absurd, das man dem ganzen Team nur danken muss, denn als Nazi Propaganda ist das ganze hier nun wirklich nicht zu verstehen, der Roman und der Film spielen eher mit unseren Ur Ängsten und Werten, und der Frage "Darf man das"?
So ein Gebilde steht und fällt mit guten Schauspielern. Der bereits angesprochene Fabian Busch spielt naiv dümmlich den Otto normalen, der nur Anerkennung sucht und beruflich etwas erreichen möchte, und dabei anfangs Hitlers Eskapaden "erträgt", was er gut vermittelt. Christoph Maria Herbst, der das Hörbuch gelesen hat ist mal wieder süffisant over the top der Vize Chef des Verlages, dem alle mittel recht sind um an die Macht zu kommen, was man ihm sofort abkauft.Eine Szene sei erwähnt ihn der er eins zu eins die Worte des Führers aus dem Bunker spricht, die weltbekannt im Film "Der Untergang" von Bruno Ganz gesprochen wurden, was unerwartet kommt und irrwitzig ist. Katja Riemann, die im Film sogar mal als Frau Goebels bezeichnet wird macht ihre Sache als Sender Chefin ordentlich und zieht die Anti Partien gekonnt auf sich. Auch Michael Kessler weis als Komiker durchaus zu überzeugen, der mit Argwohn zusehen muss wie Hitler in nur wenigen Tagen seine Show "einnimmt".Franziska Wulf als Satanistin und Sekretärin versprüht mit ihrer Berliner Schnauze viel Charme und ist einfach nur göttlich naiv. Nun aber zum Führer selbst. Oliver Masucci hat in privater Kluft so gar keine Ähnlichkeit mit seiner Figur, mit den richtigen Haaren, dem berühmten Bart und der Uniform verschmilzt er aber optisch verblüffend gut zu ihm. Seine Stimme, seine Bewegungen und seine Haltung, man kann es kaum glauben, aber er könnte durchaus wirklich Adolf Hitler sein. Sein Humor ergibt sich aus der Sprachkultur seiner Worte, aus seiner Weltanschauung, und am besten funktioniert das Prinzip wenn er in Lokalen oder auf der Straße mit "einfachen" Bürgern spricht und sie fragt, was sie denn für Nöte und Sorgen haben. Eine tolle Leistung,
Fazit: "Er ist wieder da" ist eine urkomische Groteske, die ihren Humor aus den skurrilen Situationen bezieht, dabei ebenso als Medien Schelte zu verstehen ist und beängstigend real das Gefühl vermittelt, "was wäre wenn" und "Darf man das"?