Am besten fange ich mit dem Glück an, den wir Filmfans haben, dass es den Film überhaupt gibt, wollte Regisseur Quentin Tarantino ihn doch nach dem Leak des Drehbuchs erst gar nicht mehr drehen. Zum Glück entschied er sich letzten Endes doch noch dafür und serviert uns einen der besten Western-Streifen der letzten Jahre.
Über einen Film, der fast 3 Stunden geht und so viel Inhalt bietet, könnte ich jetzt sehr viel schreiben. Da ich aber nicht möchte, dass der Text wer weiß wie lange wird, werde ich versuchen mich kurz zu fassen, was der Film aber selbst wie gesagt nicht tut. Denn er nimmt sich von Anfang an sehr viel Zeit, lässt den Zuschauer erstmal ein paar Minuten sitzen und präsentiert uns einen ruhigen mit angenehmer Musik untermalten Einstieg, den manche Freunde von mir als unnötig und langweilig empfanden, während mir dieser langsame und ruhige Einstieg aber sehr gefallen hat. Dies liegt unter anderem an den schönen ruhigen Aufnahmen und dem sehr guten Soundtrack, der sich durch den ganzen Film zieht und immer genau richtig eingesetzt wird. Auch die schönen verschneiten Landschaftsaufnahmen aus dem Westen und den Bergen, die in regelmäßigen Abständen zu sehen sind laden einfach nur zum Genießen ein.
Was hingegen weniger zum Genießen einlädt, ist die explizite Gewalt, die man in der zweiten Hälfte immer mehr zu sehen bekommt. Jeder, mit dem ich bisher über den Film gesprochen oder geschrieben habe, hat sich gewundert, dass er ab 16 freigegeben ist, denn ein FSK 18 wäre hier nicht nur locker drinnen sondern meiner Meinung nach sogar angebracht gewesen. Da wird die weibliche Geisel mehr als nur einmal geschlagen, es werden Körperteile angeschossen, abgeschossen, abgetrennt und noch mehr – ähnlich wie „The Revenant“ nichts für zarte Gemüter, aber ein Fest für alle Gewalt- und Splatter-Fans.
Während also Sound, Bilder und am Ende auch die Gewalt mehr als nur Top, wenn auch teilweise etwas übertrieben sind, ist die größte Stärke des Film aber die Erzählweise. Diese ist sehr langsam und man bekommt sehr viele lange Dialoge, die mehrere kleine Geschichten erzählen und am Ende ein großes Gesamtbild ergeben. Kritisierte ich erst vor wenigen Tagen bei einem anderen Film die langweilige und uninteressante Nebengeschichte, zeigt dieser Film hier sogar mit mehreren Geschichten, wie man es richtig macht. Auch wenn es nur kleine Geschichten sind, schafft man es ihnen und den Charakteren mehr als ausreichend Tiefgang zu geben, wodurch der Film durchgehend interessant bleibt, mit der Zeit immer packender und spannender wird, bis es in der zweiten Hälfte dann richtig rund geht.
Dabei bleibt der Humor genau so wenig auf der Strecke, wie schauspielerische Leistung, welche hier kurzgesagt auch absolut spitze ist – eine ausführliche Beschreibung würde hier jeglichen Rahmen sprengen, weswegen ich es dabei belasse.
Es sei nur noch angemerkt, dass sich ein Großteil des Films in einer kleinen Hütte abspielt. Wer also eine lange große Reise oder abwechslungsreiche Settings erwartet, wird enttäuscht.
Fazit:
Auch wenn einem der Film viel Sitzfleisch abverlangt und erst in der zweiten Hälfte so richtig loslegt, bekommen wir hier einen fantastischen Film geboten, der mit tollen Schauspielern, schönen Bildern, großartiger Musik, vielen Geschichten, einer stetig steigenden Spannung und mehreren brutalen Szenen sehr zu unterhalten weiß – wenn man ausreichend Geduld hat.
Wertung: 4 von 5 Sternen