Das ist der achte Spielfilm vom Wunderknaben Quentin Tarantino und er hätte es beinahe nicht ins Kino geschafft. Das Drehbuch, schon im Jahre 2013 geschrieben, wurde unautorisiert an die Öffentlichkeit gebracht. Es fand danach überhaupt keinen Produzenten, der diesen Stoff verfilmen wollte.
Daraufhin veranstaltete Tarantino eine Drehbuchlesung im Ace Hotel Theatre, einem alten Kino in Downtown Los Angeles. 1600 Fans konnten es kaum erwarten, von diesem längst abgeschriebenen Projekt zu hören. War es doch die einzige Möglichkeit dieses Live zu erleben, wenn schon nicht auf der Leinwand, dann wenigsten auf der Theaterbühne.
Tarantino ließ es sich nicht nehmen, die beschreibenden Teile seines Skripts selbst vorzutragen. Dabei befand er sich in bester Gesellschaft: Der größte Teil des späteren Filmensembles saß mit ihm auf der Bühne, darunter Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Walton Goggins, Tim Roth, Michael Madsen, Bruce Dern, James Parks, Dana Gourrier und Zoë Bell.
Tarantino hatte die Lesung bis dahin als einmaliges Event betrachtet, die überwältigenden Reaktionen aber brachten ihn dazu, über eine Wiederbelebung von THE HATEFUL 8 nachzudenken. „Wir bekamen Standing Ovations“, sagt Samuel L. Jackson, der Major Marquis Warren spielt. „Wir sahen uns an und fragten uns: Wie kann er diesen Film nach dieser Erfahrung nicht machen?“
Acht Monate später begannen in Telluride, Colorado, die Dreharbeiten zu THE HATEFUL 8. Soweit die Vorgeschichte.
Und hier das Ergebnis.
Es ist einige Jahre nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges. Im tief verschneiten Wyoming ist eine einsame Postkutsche unterwegs nach dem kleinen Örtchen Red Rock. In der Kutsche sitzen der Kopfgeldjäger John „The Hangman“ Ruth (Kurt Russell) und seine Gefangene Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh).
Plötzlich muss die Kutsche anhalten. Auf dem Weg Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson), ehemaliger Soldat der siegreichen Yankees und jetzt auch als Kopfgeldjäger unterwegs. Sein Pferd ist in die ewigen Jagdgründe gegangen und er hat drei tote Banditen nach Red Rock zum Abliefern.
Doch bevor die Reise weitergehen kann, kommt Chris Mannix (Walton Goiggins) durch den tiefen Schnee gestampft. Er ist ein Deserteur der Südstaaten und behauptet der neue Sheriff von Red Rock zu sein. Ein Blizzard zwingt die illustre Gruppe zu einem Zwischenstopp in Minnies Kleinwarenladen.
Aber Minnie ist nicht in ihrem Laden. Dafür treffen sie auf den mysteriösen Mexikaner Bob (Demian Bichir), der behauptet Minnie zu vertreten, da sie ihre Mutter besucht. Die weiteren Gäste, die ebenfalls vor dem Unwetter Schutz gesucht haben, sind der schweigsame Cowboy Joe Gage (Michael Madsen), der alte Konförderierten-General Sandford Smithers (Bruce Dern) und Oswaldo Mobray (Tim Roth), ein etwas undurchsichtiger Advokat.
Während draußen der Sturm immer heftiger tobt, begreifen die acht Fremden, dass ihr Zusammentreffen vielleicht gar nicht so zufällig ist und sie Red Rock möglicherweise nie erreichen werden.
Ein furioses Kammerspiel auf engstem Raum. Brillant inszeniert und mit sehr ausführlicher Charakterdarstellung der acht Akteure. Mit immer wieder abschweifenden Einblendungen und kleinen Einwürfen um die Geschichte in der Spannung zu erhöhen.
Wobei bei aller Schwärze der Story, der Humor nicht zu kurz kommt. Und Tarantino wäre nicht Tarantino, hätte er nicht einen schönen „Running Gag“ eingebaut. Lassen sie sich überraschen. Die zweite Überraschung ist das Bildformat. Schon bei der Lesung erklärte der Regisseur, dass er den Film im glorreichen 70mm-Format drehen würde.
Er entschied sich für die seit 1966 nicht mehr angewendete Ultra Panavision 70. Die Breite des Bildes und die Wiedergabe der Farben und Tiefe wirken total anders als digitale Bilder. Originalton Tarantino: „Wenn die Leute das gesehen haben, werden sie sich kaum noch nach digitalen Aufnahmen zurücksehnen“.
Ein weiterer Genuss ist die Filmmusik von Altmeister Ennio Morricone, den Tarantino bei einem Besuch in Rom überzeugen konnte noch einmal für diesen Film sein Können einzusetzen. Das Ergebnis – eine packende Filmmusik.
Scharfsinnige Dialoge, starke Bilder und eine Story voller unerwarteter Wendungen in 167 Minuten überzeugend dargeboten.