James Wans furchteinflössender "The Conjuring - Die Heimsuchung" hat das Genre des Spuk-Horrors vielleicht nicht neu erfunden, er hat aber an den richtigen Stellschrauben gedreht und so einen ungemein gruseligen Streifen abgeliefert, der von mir mit 4 Sternen bedacht wurde. Das Box Office war ebenso überzeugend wie der Film und so ist eine Fortsetzung bereits beschlossene Sache. Vorher muss dann allerdings noch schnell die Vorgeschichte zur Puppe Annabelle, die vom Dämonen besessen ist und bei dem Ehe Paar Warren (vertreiben den Spuk) in der Sammlung steht, erzählt werden. Wie das dann meistens so ist hat die Story um "Annabelle", dann kaum noch Substanz und auch die Schreck Momente wie in "The Conjuring" sucht man hier vergebens....
Low Budget Horror Filme haben gerade Hochkonjunktur. Und warum auch nicht. Die Streifen sind meistens sehr moderat produziert (so zwischen 5-30 Millionen US-Dollar) und spielen meist das 10-fache von dem wieder ein. Klar das die Studios diesen Trend weiterführen wollen. Doch wie das dann so ist wird das ganze bis zum Erbrechen ausgelutscht, wie das ganze um die Jahrtausend Wende mit dem Splatter Filmen alla "Scream" oder noch früher der "Halloween Reihe" der Fall war. Da folgten dann viele mehr oder weniger gute, meist jedoch mega schlechte Nachfolger die rein Story-technisch kaum voneinander zu unterscheiden waren und eben noch schnell auf den "Geldzug" aufspringen wollten. Bei "Annabelle" führt nun der Stamm Kameramann von James Wan (Insidious) John R. Leonetti das Zepter, und was soll man sagen. Einen Blick führ ein Szenen-bild hat er durchaus wie in den genannten Filmen unter beweis gestellt. Und auch hier ist die Kameraführung noch das wenigste Problem. Eine Vorgeschichte des Dämons sollte schon an der einen oder anderen Stelle mal ein wenig gruseln. Doch genau hier krankt der Film gewaltig. Nicht mal eine Hand voll wirkliche Schreck Momente sind dabei, und die sind dann mitunter auch recht einfallslos und alles andere als spannend. Das es auch bei einem geringen Budget geht wurde ja schon bewiesen. Doch wenn der Schreck Moment schlechtes Timing hat und noch dazu Meilenweit vorhersehbar ist, wie um alles in der Welt sollte man sich dann gruseln? Auch die Story nimmt einen kaum mit. Eine schwangere Frau die oft alleine zu hause ist geht natürlich immer und soll hier scheinbar zum Spannungsbogen beitragen. Doch oft spielt Annabelle (!) Wallis (X-men: Erste Entscheidung) gegen das schwache Drehbuch an. Zwischen Nähen und dem schauen ihrer Lieblings Sitcom passiert halt auch nicht wirklich was spektakuläres. Ihr Mann, gespielt von Ward Hourton (The Wolf of Wall Street) hat noch dazu kaum Screen Zeit und ist teilweise komplett aus dem Geschehen draußen. Dann braucht ein "echter" Gruselfilm natürlich noch eine Art Medium, dargestellt von Alfre Woodard (Zwielicht) und einen Pater von den Stange, gespielt von Tony Amendola (Blow) und fertig sind die 08/15 Zutaten für einen schnellen, preisgünstigen und dennoch rentablen Schocker.
Auch "Annabelle" spielte an den Kassen wieder mächtig was ein (bisher 250 Millionen US-Dollar bei knapp 7 Millionen Budget), doch qualitativ haben die Macher diesmal einfach ins "Klo" gegriffen. Kaum Spannung, keine Schockmomente, eine vorhersehbare und einfallslose Story und eine alles andere als aufregende Inszenierung. Besonders die Darsteller haben keine Chance was zu zeigen Da bleibt zu hoffen, das vielleicht mal wieder der eine oder andere eingenommene Dollar in ein besseres Drehbuch und mehr Schockmomente investiert wird. Denn davon lebt ein Horror Film schließlich! Wir warten und hoffen einfach mal auf die Rückkehr von James Wan, nach seinem "Furious 7" Ausflug ins Action Genre wird er nämlich für den zweiten, hoffentlich wieder Ideenreicheren "Conjuring" Nachfolger zurückkehren.
Fazit: "Annabelle" hat nichts mit seinem guten "Vorgänger" gemein. Er ist einfach zu wenig spannend und einfallslos, um einen wirklich zu fesseln oder Angst auszulösen. Einzig die an einigen Stellen solide Tonarbeit vermitteln teils ein wenig das Gefühl, in einem Horror Film zu sein!