Greta Gerwig‘s Film „Little Women“ erzählt nach eigenem Drehbuch den Werdegang der vier Schwestern Meg (Emma Watson), Jo (Saoirse Ronan), Beth (Eliza Scanlen) und Amy (Florence Pugh) im Nordosten der USA Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Vorlage diente ein 1868 und 1869 erschienener zweiteiliger Roman von Louisa May Alcott (1868/1869), der schon mehrmals mit großen Stars auf die Leinwand gebracht wurde.
Welch eine heile Familienwelt. Die wohlerzogenen Mädels sprechen gepflegtes Englisch, sind von der Mutter (Laura Dern) gut behütet, wohlhabend, haben Talente und setzen ihren Willen durch. Die Konfliktbehandlung ist seicht, denn so richtig Gegenwind spüren sie nicht, Ungerechtigkeiten werden schnell verziehen. Dabei ist Bürgerkrieg. Wenn Daddy (Bob Odenkirk) nach Hause kommt, freuen sich alle. Was schwer ist, formt sich leicht, so herrlich unglaubwürdig wie „The Revenant“ (2015 von Alexandro Gonzáles Iñárritu), der Oscar-Verleihung in die Hände gespielt. Die Zuschauer müssen das akzeptieren, wenn sie sich auf solche Plots einlassen.
Was der Regisseurin nicht abgesprochen werden kann, ist die Fähigkeit, einen Stoff in laufende Bilder hoher Qualität umzuwandeln. Die Zeitverschachtelung lässt den gesponnenen Faden hin und her springen, was zu Beginn noch gewöhnungsbedürftig erscheint. Schon wenig später wird das Publikum neugieriger, denn es möchte wissen, auf welche Weise bestimmte Zustände erreicht werden. Gerwig schafft das, indem sie nicht wahllos verdreht, sondern durch viel Kreativität die ausschlaggebenden Szenen für ihre Erzählweise bestimmt. Mit der Wahl der Kleider, der Frisuren (insbesondere bei Florence Pugh gelungen) und der Kameraposition wird optisch getrickst, doch entscheidend sind die intelligent geführten Dialoge mit Wortwahl und Vortragsweise, welche die Damen jünger oder erwachsener wirken lassen. Das funktioniert letztendlich nur durch die intensiv angeleiteten Schauspieler. Ein größerer Fokus auf Jo und Amy lässt den Saal nicht nur die werdende Frauenpower spüren, sondern auch eine runde Filmkomposition.
Mit „Little Women“ beweist sich Greta Gerwig wiederum als hochgradige Drehbuchautorin und Regisseurin.