Genau wie eine gute Gute-Nacht-Geschichte, ist der Film voller Fantasie und schräger Gestalten aber auch voller Liebe und einem Körnchen Wahrheit. Er ist nicht glatt und gefällig, er biedert sich nicht an, sondern überrascht immer wieder mit völlig unerwarteten Wendungen. Dabei ist er häufig so verspielt, dass er viel eher an kindliches Rollenspiel als an gewohnte, durchkomponierte Kinderfilme, wie wir sie meistens aus dem Kino kennen, erinnert. Es wird geflucht, mit Messern gefuchtelt, Eltern schreien sich an und dem kleinen Jungen wird sogar eine Zigarette angeboten (die er ablehnt). Und trotzdem ist „Reuber“ ohne Zweifel als „pädagogisch wertvoll“ zu bezeichnen. Das Team aus Axel Ranisch (Regie, der zuletzt mit „Ich fühl mich Disco“ Erfolge feierte) und den Schauspielern Peter Trabner und Heiko Pinkowski, das schon in „Dicke Mädchen“ begeisterte, funktioniert auch hier wieder hervorragend. Aber auch Taddeus Ranisch als Robbi kann durchaus mit den Film-Recken mithalten, so weit, dass man häufig kaum das Gefühl hat, dass er vor einer Kamera spielt, so natürlich wirkt es. Wer „Dicke Mädchen“ gesehen hat, wird sich außerdem über die skurrilen Auftritte von Ranischs Großmutter Ruth Bickelhaupt freuen, die auch dieses Mal wieder mit von der Partie ist. So einfühlsam wie durchgeknallt macht „Reuber“ großen Spaß, auch wenn es vermutlich den jüngeren Zuschauern erheblich leichter fallen wird, sich auf die Absurditäten einzulassen. Es ist ein kleiner Film, der mit sehr wenig Geld produziert wurde und doch mit einfachsten Mitteln eine zu Herzen gehende Geschichte erzählt, in der es um Heimat und Familie, um Schmerz und Trennung und vor allem um das große Vertrauen geht, dass alles irgendwie gut wird, auch wenn am Ende nicht alles ganz so perfekt ist, wie es vielleicht sein könnte.
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