„Slow West“ heißt das Langfilmdebüt von John Maclean, für das er auch das Drehbuch schrieb.
Der 16-jährige Schotte Jay (Kodi Smit-McPhee) versucht, seine große Liebe Rose (Caren Pistorius) zu finden. Sie ist zuvor mit Ihrem Vater (Rory McCann) in die USA geflohen. Als Jay merkt, dass das Überleben im wilden Westen schwierig wird, lässt er sich auf den zufällig auftauchenden Silas (Michael Fassbender) ein, der bald einen Steckbrief findet, auf dem Rose und ihr Vater abgebildet sind. Auch andere Gestalten kriegen Wind von der Sache.
Nachdem „The Salvation“ als klassischer Western im Herbst 2014 nur teilweise überzeugen konnte und zwei Monate später von dem gar nicht so genretypischen Western „The Homesman“ locker in die Tasche gesteckt wurde, ist nun wieder Western-Zeit. Ja, vielleicht sollte man sich interessante Geschichten ausdenken, wie im letztgenannten Film, wo es heißt, drei geistig verwirrte Frauen in ein Sanatorium zu überführen. Aber Maclean setzt auf den Klassiker überhaupt: Liebe und Sehnsucht, Gutes und Böses. Das Meiste wird recht schnell geklärt. Payne (wie immer erste Klasse: Ben Mendelsohn) hat als Bounty Hunter klare Absichten, die er nur anfangs versteckt. Silas bleibt bis zum Showdown, auf den alles ohne einsackenden Spannungsbogen zuläuft, im Zwielicht. Und damit das glaubwürdig in die Reihen vor der Leinwand gebracht wird, gibt es den routinierten Alleskönner: Michael Fassbender. Als Sexsüchtiger („Shame“), Roboter mit Allüren eines Lawrence von Arabien („Prometheus – Dunkle Zeichen“) oder Adliger („Jane Eyre“) wertet er beinahe jeden Film auf.
Gestochen scharf digital gefilmt (u.a. mit der Alexa von ARRI), zieht das ungleiche Paar durch die marlboromantische Landschaft (Locations: Schottland und Neuseeland), leider nicht im Breitbildformat. Trotzdem zaubert Robbie Ryan als Kameramann („Fish Tank“, „Angel’s Share“ und „Philomena“) neben Landschaften einfallsreiche Szenenbilder zu den Drehbuchzeilen seines kreativen Directors. Es darf auch geschmunzelt werden: Nicht so gediegen wie bei den Coen-Brothers in „True Grit“ oder in Tarantino’s „Django Unchained“, aber mit gewisser Schräge und erkennbarem Stil präsentiert sich so manche Kuriosität. Der Soundtrack ist alles andere als von der Stange, klingt klassisch bis einfühlsam im Dreivierteltakt.
Findet Jay seine Rose oder nicht? Und falls ja, was passiert dann? Irgendwann arbeitet alles in diesem 84-minütigen Western ganz straight auf die Beantwortung dieser Fragen.
„Slow West“ ist ein begeisternder Western mit unkomplizierter Handlung, unkonventionellen Ideen und etwas wackeligem Humor.