– KANN EVENTUELL SPOILER ENTHALTEN –
"Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", großartiges Drehbuchdebüt einer fantastischen Autorin.
Endlich habe ich auch einen Lieblingszauberer aus dem "Harry Potter"-Universum. Irgendwer mag immer Harry, ein paar mögen Snape, Dumbledore, Fred oder George und die Kerle halt Hermine. Für mich war aber bisher nie einer dabei. Klar mag ich die auch, aber so richtig begeistern konnte mich keiner davon. Nun hab ich endlich einen, sein Name ist Newton ("Newt") Artemis Fido Lurch Scamander (Eddie Redmayne - My Week With Marylin), ein bescheidener, exzentrischer und tollpatischer Zauberer und Autor, der mit Menschen recht wenig anfangen kann, dafür aber umso mehr mit Tieren. Sein Interesse gilt jedoch nicht ganz gewöhnlichen Tieren, wie wir sie kennen, nein es handelt sich hierbei um magische Wesen, die er allesamt in einem Koffer hat. Newt ist auch der Autor des bekannten Schulbuches "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", welches Harry (Daniel Radcliffe - Victor Frankenstein), Ron (Rupert Grint - Moonwalkers) und Hermine (Emma Watson - Beauty and the Beast) für ihren Unterricht brauchen. Darin beschreibt er außergewöhnliche und magische Tiere, die er studiert und beherbergt hat. Eines Tages reist er mit seinem Koffer nach New York und sorgt dort ganz schön für Furore.
Zu ihm gesellt sich schnell der Muggel - oder No-Maj, wie er in Amerika genannt wird - Jacob Kowalski (Dan Fogler - Take Me Home Tonight), der ganz erstaunt von den Tieren, die pötzlich alle aus dem Koffer entflohen sind und der ganzen Magie, die um ihn herum passiert, ist. Dan Fogler spielt diese Rolle einfach herrlich, es schien, als wäre sie wie für ihn geschrieben. Eddie Redmayne war nicht die erste Wahl als Newt Scamander, denn erst einmal waren Matt Smith und Nicholas Hoult für die Rolle vorgesehen gewesen. Glücklicherweise fiel die Wahl auf Redmayne, denn ich könnte mir laut Charakterprofil keinen besseren Darsteller für Newt Scamander vorstellen. Den dussligen Gesichtsausdruck hat er leider immer noch drauf, aber vielleicht ist das ja sein Markenzeichen. Ich fasse es noch immer nicht, dass sich Eddie mittlerweile in die Reihe meiner Lieblingsschauspieler etabliert hat, nachdem ich seine Darbietung damals in "The Pillars of the Earth" so unglaublich unsensibel verrissen hatte.
Mit der weiblichen Hauptrolle wurde die zauberhafte Katherine Waterston (Sleeping with Other People) besetzt, die mit ihrer Frisur und ihren wunderschönen, dunklen Augen an die süße Amélie aus "Die fabelhafte Welt der Amélie" erinnert. Jetzt erst hatte ich auch gelesen, dass die Schwester von Katherines Figur Porpentina Goldstein, Queenie Goldstein von Alison Sudol gespielt wird, die die Frontsängering der Band A Fine Frenzy ist. Ich hatte sie gar nicht erkannt, aber sie hat ihre Rolle hervorragend gespielt. Colin Farrell (Alexander) hat zum ersten Mal nicht genervt und Jon Voight (Mission Impossible) scheint irgendwie immer die gleiche Rolle zu spielen. Irgendwie habe ich hin nur als schmierigen, alten Geschäftsmann im Kopf. Die herausragendste Darbietung bot Ezra Miller (The Perks of Being a Wallflower), der den jungen Credence verkörpert. Es ist nicht zu beschreiben, man muss es gesehen haben, denn der junge Mann verleiht Credence wirklich all das Leben, das ein Darsteller seinem Charakter nur geben kann. Enttäuschend ist ein wenig der Bösewicht, der hier beinahe fehlt. Allerdings ist "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" der erste Teil einer 5-teiligen Reihe und ich denke, dass sich hierbei der Bösewicht noch richtig entfalten wird, so wie damals Voldemort bei "Harry Potter".
Viele Kritiker nörgelten an der nicht vorhandenen Story, doch Story gab es für meinen Geschmack genug. In diesem Teil lernt man erst einmal die Charaktere und vor allem die Tiere kennen. Was mir besonders an "Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind" gefiel, war die erste Hälfte des Films, als der Zuschauer mit lauter Überraschungen überhäuft wurde. Man war nicht nur gespannt, welches Tier als nächstes aus Newts Koffer kommen mochte, nein man wollte auch wissen, was der kleine Kerl so alles kann. Großartig war der Niffler, der aussieht wie eine Mischung aus Ente und Maulwurf und lauter glänzende Sachen stiehlt. Großartig, wie Eddie Redmayne den halben Tiffany-Laden (im Film mit einem anderen Schild versehen, aber für Fans des Schmucks und des Films "Breakfast at Tiffany's" unverkennbar) in New York zerstört, auf der Jagd nach dem Niffler. Herrlich, wie das ganze Publikum im Kino mitging und herzlich mitlachte, denn die Szenen, wo Newt und Jacob die entflohenen Tiere wieder einfingen, waren wirklich witzig gestaltet. Das besondere Highlight war der Paarungstanz zwischen Eddie Redmayne und dem weiblichen Erumpent. Alleine hierfür lohnt sich schon ein Kinobesuch.
Außerdem waren die Effekte nicht zu verachten. Zwar wurde nicht alles tatsächlich in New York, sondern in England gedreht und vieles davon auch im Studio, jedoch wirkt das New York aus den goldenen 20ern nicht so CGI-überladen, wie das heutzutage leider so üblich ist. Originale Nachbauten der Stadt, verhindern wahrscheinlich auch einen zu künstlichen Eindruck, aber selbst in den Effekten wirkte alles nicht so verwaschen. Die Effekte waren stark gemacht, besonders gefiel mir das apportieren der Magier und Hexen. Auch die Tatsache, dass hier ausschließlich ausgelernte Zauberkünstler am Werk waren, machte mir die Reihe irgendwie schmackhafter, als "Harry Potter", denn es gab wesentlich mehr Action und tolle Zauberkünste zu sehen. Queenie (Alison Sudol) zum Beispiel konnte mit ein bisschen Magie einen Strudel zubereiten, ohne großen Aufwand. Auch, dass Joanne K. Rowling das "wohnen" in Taschen wieder aufgegriffen hatte, gefiel mir gut. Urplötzlich öffnet Newt seinen Koffer und stieg einfach mal so hinein. Was uns dort erwartete, war sehr fantasievoll.
Ausgezeichnet ist auch der Soundtrack von James Newton Howard (Pretty Woman), der den Film mit dem bekannten "Harry Potter"-Theme startet und der Zuschauer sich alsogleich wieder heimelig fühlt. Lobenswert ist auch das Kostümdesign von Colleen Atwood, die auch die wundervollen Kostüme für "Alice Through the Looking Glass", "Sleepy Hollow", "Big Fish" und viele mehr designed hat. Besonders herausstechend ist das Kostüm von Newt selbst, denn dieses ist nicht nur mit kleinen Details versehen, sondern der modische, blaue Mantel ließ mich auch an "Sherlock" denken. Auch die Kleider von Queenie waren dem Zeitalter entsprechend und wundervoll geschneidert.
Ich für meinen Teil wurde fabelhaft unterhalten, beinahe restlos begeistert und ich könnt ihn jetzt schon wieder sehen, was ihn definitiv zum Anwärter auf der Lieblingsfilm-Liste macht. Was ein bisschen störte, waren die gezielten 3D-Effekte, wobei ich ausnahmsweise mal darüber nachdachte, dass der Film in 3D vielleicht auch sehr cool wirken würde.
"Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind", tolle Effekte, liebenswerte Charaktere und klasse Darsteller. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil und finde es schade, dass ich jetzt keine Bücher habe, damit ich Lesen kann, wie es weiter geht. Andererseits hat mir der Film wahrscheinlich deshalb so gut gefallen, weil ich vorher kein Buch zum lesen gehabt hatte und somit ohne Vorbehalt ins Kino konnte.