Jim Mickle hat einige Horrorstreifen geschaffen. „Cold in July“ ist mal etwas anderes, aber nicht weniger blutig. In Deutschland ist der Film noch ohne Termin für den Kinostart, doch auf dem 32. Münchner Filmfest war er für die Kinogänger zu sehen.
Texas, Ende der 1980er: Richard Dane (Michael C. Hall) erschießt nachts einen unbewaffneten Einbrecher und ist erst mal psychisch bedient. Kurz danach werden er, seine Frau Ann (Vinessa Shaw) und der gemeinsame Sohn durch Russel (Sam Shepard), dem wegen Gewaltdelikten vorbestraften Vater des Getöteten, bedroht. Als Richard auf der Polizeistation bemerkt, dass der Steckbrief des Einbrechers nicht mit dem Toten übereinstimmt, wird er misstrauisch. Die Polizei führt überraschend eigenartige Maßnahmen durch. Richard und Russel schließen sich daraufhin zusammen und engagieren Privatdetektiv Jim Bob (Don Johnson).
Jim Mickle wartet nicht und schickt seine Charaktere sofort ins Rennen. Von Anfang an baut er eine Spannung auf, die prickelnder nicht sein könnte. Sensationell geschnitten sind die Szenen, zum Teil von Jim Mickle selbst, mit einem exzellenten Fingerspitzengefühl zur Unterstützung der Suspense. Und der Plot lädt zu immer mehr Rätseln ein. Jim Mickle ist in seinem Element. Kleine, hervorragend gesetzte Einfügungen bezüglich Haushaltsarbeit laden auch mal zum Schmunzeln ein.
Michael C. Hall, schauspielerisch überwiegend in Serien tätig, beeindruckt als Familienmann und Angestellter eines Bilderrahmenfachgeschäftes. Mehr muss er aber nicht zeigen, denn auf ihn wartet später eine Aufgabe, die er für die Zuschauer unerwarteterweise problemlos erfüllt (s. unten). Mit Don Johnson, der nach „Django Unchained“ offenbar den Westernlook nicht abgelegt hat, und Sam Shepard hat er zudem zwei weltbekannte, routinierte Filmschauspieler an der Seite, die ihren Rollen etwas Undurchsichtiges und Haudegenhaftes verleihen. Alles könnte passieren. So kommt für das bereits bearbeitete Publikum zur fiebrigen Handlung (Cold in July, ha!) die enervierende Anspannung zwischen Richard, Russel und Jim Bob hinzu. Ein Familienvater und zwei Unberechenbare werden nicht zum Dream-Team, aber zu Enträtslern. …und zu Aufräumern, als die Dinge zu klären sind.
Mickle führt seine Geschichte konsequent zu Ende. Um den starken Fluss der Bilder nicht zu zerstören, werden seine drei Protagonisten alles in die Wege leiten, koste es an Glaubwürdigkeit, was es wolle. Sie hätten ein Trio mit vier Fäusten werden müssen, doch der anfangs zittrige Richard wird in wenigen Tagen zum gnadenlosen Selbstjustizler umgepolt. Klar, sonst dürfte die Hauptfigur nicht mehr so richtig mitmachen und der nicht geringe hintere Teil der Geschichte ist eben ein solcher zum Richtigmitmachen; Jugendfreigabe nicht empfohlen.
„Cold in July“ ist ein harter, sehr fesselnder Film von Jim Mickle, aber Thrill ist nicht alles.