Als wäre er als Darsteller verrücktester Rollen, Autor und Filmemacher noch nicht genug ausgelastet, kümmert er sich jetzt auch noch um den Filmnachwuchs. Palo Alto ist das Regiedebüt von Gia Coppola, der Enkelin einer Filmlegende mit dem selben Nachnamen - Francis Ford Coppola.
Der Film basiert gleichzeitig auf der gleichnamigen Kurzgeschichtensammlung von Franco, der im Film natürlich auch selbst mitspielt. Die jungen Leute aus dem kalifornischen Ort Palo Alto stehen im Vordergrund. Teddy (Jack Kilmer) ist eigentlich ein ganz ordentlicher Kerl, gerät aber zunehmend unter den Einfluss des unberechenbaren Fred (Nat Wolff). April (Emma Roberts) hat ganz andere Probleme. Während ihre Eltern nur wenig von ihr mitzubekommen scheinen und lieber kiffen, zocken, telefonieren oder gar nicht da sind, entwickelt sie eine zarte Schwärmerei für ihren Fußballtrainer (James Franco). Der hat zwar schon einen Sohn und so manche kaputte Beziehung hinter sich, sieht aber gar nicht so übel aus.
Auf den ersten Blick finden sich die typischen Elemente der Teenager-werden-zu-Erwachsenen-Geschichte. Man hat Zoff mit den Eltern, wird nicht verstanden, verliebt sich, feiert wilde Partys, lässt Schnapsflaschen kreisen, rikiert was, kifft zum ersten Mal und hat Sex, schon weil es alle tun oder zumindest damit angeben. Tatsächlich fällt es kaum einem der Charaktere ein, aus diesen Mustern auszubrechen, worin vielleicht die heimliche Tragik dieser Geschichte liegt. Am Ende zeigt sich ein leiser Hoffnungsschimmer, die letztlich von den Protagonisten getroffene Wahl wird aber nicht deutlich gezeigt. Dazwischen gibt es immer wieder hypnotische Momente, unterlegt mit elektronischer Musik, die vermutlich die aktuelle Gemütsverfassung der Figuren verdeutlichen soll. Das verleiht dem Film die Eigenständigkeit, die er dringend nötig hat hat. Gia Coppola ist mit gerade mal achtundzwanzig Lenzen eigentlich nah genug an der hier porträtierten Generation um auch mal einen Unterschied zu machen. Dabei gerät ihr Erstlingswerk dennoch erstaunlich konventionell.
Gemacht ist der Film eigentlich grundsolide. Handwerklich kann man nicht meckern und die Darsteller aller Altersklassen machen ihren Job gut. Ein kurioser Auftritt von Val Kilmer als kiffender Stiefvater bringt ein wenig Auflockerung in die sonst recht ernste Atmosphäre. Sonst hat hier ausnahmslos jeder irgendwelche Probleme. Sei es Teddy, der wegen Fahrerflucht beinahe im Knast landet, Fred, der die Menschen wie kein Zweiter für seine Zwecke auszunutzen versteht oder eben April, die nur Erfüllung in der Beziehung zu einem Mann zu finden scheint, der doppelt so alt ist wie sie. Am Ende haben sich die Charaktere zwar ein wenig weiterentwickelt, wohin die Reise aber geht, wird nicht geklärt. Das kann ein Stilmittel sein oder der Vorlage geschuldet sein, man weiß es nicht.
Bildquelle: Capelight Pictures
Darsteller: Emma Roberts, Jack Kilmer, Val Kilmer, James Franco, Zoe Levin uvm.
Regie: Gia Coppola
Jahr: 2013
Label: Capelight Pictures
Laufzeit: ca. 100 min
FSK: ab 16 Jahren