Zwischen Neuanfang und Rückschritt
Als ich den Trailer zum neuen (und wahrscheinlich letzten) Film der Thor-Reihe sah, war ich gespalten. Zum Einen, fürchtete ich mich vor dem anderen Look und den Veränderungen, die ganz offensichtlich vorgenommen worden waren. Zum Anderen, war ich auch gespannt und voller Vorfreude auf das, was mich erwarten würde. Kurz um, ich beschloss in den Film zu gehen und danach zu entscheiden wie mir der neue Stil gefällt.
Nun war ich im Film, immer noch nicht wissend was ich von ihm halten soll. Möglicherweise hilft mir die Rezension endlich eine Entscheidung zu treffen.
Zur Story: Eigentlich hat sich in der Hinsicht nicht viel geändert. Asgard ist mal wieder in Gefahr! Diesmal versucht Hela, die Göttin des Todes (Cate Blanchett) die Macht an sich reißen, muss es dabei aber mit Thor Odinson, Gott des Donners (Chris Hemsworth) aufnehmen, der mit seinem Team von “Revengern“ versucht sie aufzuhalten.
Auch wenn der Plot nicht wirklich kreativ erscheint, so birgt er doch ein paar Überraschung und besonders das Ende, ist nicht so wie man es erwarten hätte (Stichwort: Ragnarök). Dennoch, ein Meisterwerk aller Shakespeare, ist die Handlung nicht geworden - soll sie auch gar nicht. Stattdessen ist der Film vollkommen locker und setzt auf seinen Humor. Von diesem gibt es reichlich, mal mehr mal weniger passend und anspruchsvoll. Alles in Allem wird man aber prächtig unterhalten.
Auch der Schnitt, die Farben und die Musik heben sich deutlich von den beiden Vorgängern ab. Und genau hier liegt das Problem des Films.
Thor Ragnarök fühlt sich an wie ein Reboot und nicht wie der Abschluss einer Reihe. Er unterscheidet sich in fast Allem von seinen Vorgängern, mit Ausnahme der Besetzung, wobei auch hier einige bekannte Gesichter abwesend sind. Die neu eingeführten Charaktere bleiben dafür blass. Tessa Thompsons Valkery, sorgt zwar für einige lustige Stellen, der Film wäre aber auch ohne ihre Anwesenheit ausgekommen. Idris Elba (Heimdall) und Anthony Hopkins (Odin), versuchen das Beste aus ihrer wenigen Screentime heraus zuholen. Mark Ruffalo's Hulk wütet wie eh und je und Cate Blanchett ist zwar die erste weibliche Schurkin im MCU, dass ist aber auch so ziemlich das Einzige besondere an ihrem Charakter. Hier war ich ziemlich enttäuscht, hatte ich mir doch mehr von der Todesgöttin und der zweimaligen Oscar Preisträgerin versprochen, so ist sie nur einer von vielen Bösewichten im Marvel Universum. Ihre Motive sind recht einfach und unterscheiden sich kaum von anderen Gegnern , ich werde das Gefühl nicht los das man gerade bei ihr viel Potenzial ungenutzt gelassen hat.
Es ist aber auch schwer zu einem starken Bösewicht zu werden, wenn in der selben Reihe bereits der beste Gegner im gesamten MCU aufgetreten ist. Dagegen sieht jeder Nachfolger schwächer aus und sie schlägt sich immerhin besser als Malekith in the dark World.
Loki treibt sich natürlich auch im neuen Thor wieder herum. In Gestalt von Tom Hiddleston, der wie immer alle in den Schatten stellt, bleibt Loki unberechenbar, listig und man weiß wie immer nicht welche Pläne er verfolgt. Dennoch, wenn Loki zum wiederholten Male dazu ansetzt Thor zu verraten und zurecht von diesem angemerkt wirkt, dass sie sich im Kreis drehen, frage ich mich als Zuschauer schon ob es nicht endlich an der Zeit wäre, dass Loki sich für eine Seite entscheidet.
Und auch wenn es am Ende so wirkt, als hätte er gewählt, so scheint die Nachszene (sitzen bleiben) bereits wieder alles auf Anfang zurück zu setzen.
Aber irgendwie ist es auch gerade dieser Zug der Hiddlestons oppotunistischen Charakter so faszinierend macht. Er ist und bleibt der Gott des Schabernacks.
Die Beziehung der beiden Brüder von denen die Reihe lebt, ist diesmal anders aufgebaut.
Versuchte Thor in vorherigen Filmen seinen kleinen Bruder noch zu bekehren, so hat er nun aufgegeben und begegnet diesem mit Gleichgültigkeit.
Diese Veränderung ist eine interessante Entwicklung, von der man deutlich mehr einbringen hätte müssen. Aber für Ernsthaftigkeit ist aufgrund des Klimas kein Platz. Der viele Humor wird von Thor selbst eingebracht und Hemsworth hat sichtlich Spaß beim Witze klopfen. Zurecht, er macht das wunderbar (Sein Talent für Humor zeigte er bereits in “Cabin in the woods“) und liefert erneut eine zufriedenstellende Leistung ab. Allein wegen ihm und Hiddleston und ihrer Chemir lohnt es sich den Film anzusehen.
Fazit: Die große Schwäche von Ragnarök ist die fehlende Tiefe, die vermutlich auch auf die vielen Charaktere zurückzuführen ist. Seit neustem neigt Marvel dazu seine Filme zu voll zu stopfen, weswegen andere Charaktere schnell beseitigt werden müssen und worunter der Plot oftmals leidet. Hier gilt weniger ist manchmal eben doch mehr. Dieses Problem wird aller Voraussicht nach auch in Infinity War auftreten. Ich bin gespannt ob Marvel dort eine bessere Lösung parat hat.
Nichtsdestotrotz, auch wenn es jetzt nicht ganz so klang habe ich den Film genossen und werde auch erneut rein gehen. Die Effekte sind herausragend, die Schauspieler spielen ebenfalls gut und der Film ist solides Popcornkino.
Waitiki inszeniert Thor 3 als absoluten Neuanfang, verliert dabei aber ein paar altbewerte Muster, die die Thor Filme so besonders gemacht haben. Über die vielen Veränderungen und die vielen Lacher kann man sich streiten, zumal Thor in den Vorgänger ebenfalls für welche sorgte (Niemand außer Thor kann in einen Kleintierladen gehen und ein Ross bestellen oder seinen Hammer an eine Garderobe anhängen).
Alles in Allem bringt Marvel einen Film herraus, der durchaus seine Stärken hat und viele Fanherzen höher schlagen lassen wird.
Die Spoiler sind nur Andeutungen, verraten aber keine genaueren Details