Gott sei Dank bin ich wohl nicht die Einzige, die den Film enttäuschend fand. Entweder werde ich alt oder ich bin einfach mit falschen Erwartungen reingegangen. Oder beides.
Es GIBT ein paar wirklich schöne Szenen … Aber bei weitem nicht genug.
Von Anfang an nimmt der Film sich nicht ernst. Und das ist meiner Meinung nach das Grundproblem. Der Humor von Sci-Fi-Komödie „Guardians of the Galaxy“ wirkt hier auf mich völlig deplatziert. Klar gab es auch Gags in den alten Thor-Filmen, aber nicht am laufenden Band; sie waren sparsam gesetzt und wirksam (bauten meistens auf Thors fremden Gewohnheiten auf). Hier aber soll von Anfang an nur gekichert werden, daher kommt nie, zu keiner Zeit, eine ernste oder gar bedrohliche Atmosphäre auf.
Thor hat sich ja (leider) sowieso während der letzten Filme vom gutmütigen, grundehrlichen und etwas naiven Haudegen zum sprücheklopfenden Smartass entwickelt. Nie war er weiter von seinem ursprünglichen Charakter entfernt, wie ich finde, aber dagegen kann man wohl nichts machen. Loki, der in „Avengers“ noch eine ernstzunehmende Bedrohung war, etliche Menschen ohne Zucken niedergemetzelt hat und auch Thor um jeden Preis tot sehen wollte, war ja schon in „Thor 2“ zur Karikatur seiner selbst verkommen; dort hatten die beiden aber wenigstens noch eine interessante, frische Dynamik, die sich in „Thor 3“ allerdings überhaupt nicht weiterentwickelt. Naja, für ein paar Gags ist es immer noch gut. Man kommt zu dem Schluss, dass Loki am Ende doch nicht sooo böse ist. Vielleicht hat er das mit dem Tesserakt ja gar nicht so ernst gemeint.
Wer auch vorkommt, ist der gute Bruce Banner alias Hulk. Das musste wohl sein, weil er in „Civil War“ keinen Platz gekriegt hat. Ich will nicht sagen, dass sein Auftritt völlig daneben war, er war schon leidlich gut eingebettet, aber im Endkampf hatte er meiner Meinung nach nichts zu suchen. Und ernst nehmen konnte man auch ihn diesen (eigentlich sehr sensiblen und glaubhaften, etwas tragischen) Charakter selbstredend nicht, da er dauernd Gagopfer wurde.
Die neuen Figuren liefern auch keine besondere Tiefe: Hela ist ein klassischer Bösewicht, aus dem Exil befreit – machtgierig – ohne jede Skrupel. Was auch sonst? Nichts Neues hier. Und was bitte ist das auf ihrem Kopf? Ein Geweih? Bleibt man damit nicht überall hängen? Ihr Komplize Skurge (was für ein Vollpfosten, aber irgendjemand MUSS ja der Minion des Schurken werden)
entscheidet sich am Ende immerhin für das Gute. Warum auch immer er zuerst auf die Tante reingefallen ist.
Indes entscheidet Allvater [sic!] Odin sich mal eben zu sterben. Genau. Jeder Allvater ist ja irgendwann mal dran und löst sich einfach in Wohlgefallen auf. Geweint wird natürlich nicht um ihn, das hat man in „Thor 1“ ja schließlich schon getan. (Auch „Thor 2“ hatte man für Frigga keine manly tears übrig.) Ebenso wenig bestürzt ist man über den Tod der vielen anderen Figuren, die in „Thor 3“ (z.T. grausam) getötet werden. Meistens ist das sogar noch lustig. Ebenso schnell tot sind die „Warrior Three“, alte Bekannte aus den Vorgängerfilmen: Fandral, Volstagg und Hogun sterben innerhalb weniger Szenen (bzw. in nur einer). Keinen interessiert’s. Wo ist eigentlich Sif? Auch das interessiert keinen. Dabei war sie doch immer heimlich in Thor verliebt und eifersüchtig auf Jane. A propos Jane: Haben sie und Thor noch in „Thor 2“ spektakulär wieder zueinander gefunden, heißt es jetzt beiläufig, sie hätten sich gegenseitig abserviert. Ach so …
Die Story bleibt weiterhin ohne Tiefe und ohne Erklärungen, wird immer bunter und schriller. Das ehrwürdige, mittelalterlich behauchte Asgard steht im krassen Gegensatz zur abgespaceten Welt Sakaar, wo ein Großteil des Films spielt und wo es von schrägen Figuren nur so wimmelt.
Kommen wir aber jetzt mal zu dem, was ich gut fand. Erstens:
ALLE Heimdall-Szenen. Ehrlich, wären die nicht gewesen, hätte ich genauso gut aus dem Kino gehen können. Heimdall ist die EINZIGE ernsthafte Figur des Films, und ich bin heilfroh, dass er nicht am Ende auch noch zur Witzfigur wird.
Ebenso gefallen mir alle Szenen auf Asgard: Da erinnert man sich wieder an den ersten Film, in dem es noch keine Raumschiffe und Kanonen in Asgard gab und die Helden noch auf Pferden zum Bifröst geritten sind.
EPISCH sind außerdem die Szenen, in denen Thor endlich seine Götterkraft nutzt. Die gehören m.E. zu den (viel zu) wenigen Lichtblicken des Films. Ob dazu moderne Popmusik passt, darüber lässt sich streiten.
Tja, leider können die wenigen ernsthaften Episoden, die die Figuren glaubwürdig und nachvollziehbar darstellen, nicht gegen die Masse an sinnlosem, gagüberfrachtetem Comedy-Popcorn-Kino ankommen. Diese überlagern leider auch das letzte Bisschen Seele des Films.
Warum, das ist klar: Das Marvel Cinematic Universe soll als Ganzes wahrgenommen werden, und dass „Thor“ und „Guardians of the Galaxy“ im selben Universum spielen, das wird einem hier nonstop ins Gesicht geschmissen.
Schade. Da ich die nordische Mythologie und die Geschichte um die Götterdämmerung kenne, habe ich sehr viel mehr fulminante Epik, echte Bedrohungen und auch Gefühl, vielleicht sogar Tragik erwartet. War wohl die falsche Erwartungshaltung.
Wie ist Loki eigentlich aus dem Keller des Palastes ins Raumschiff gelangt, als Asgard abgefackelt wurde? Hmmm …
Mein Fazit:
Ein paar sehr schöne und epische Szenen, begraben unter tonnenweise Bullshit. Zu viele unnötig alberne Sequenzen nehmen dem Film die Glaubwürdigkeit.