Vor 10 Jahren verliess Jay Swan (Aaron Pedersen) Frau und Tochter und zog aus seiner im australischen Outback gelegenen Heimatstadt in die Grossstadt. Vor Kurzem kam er zurück. Er ist das einzige schwarze Mitglied der lokalen Polizeikräfte, aber inzwischen ist er zum Detective aufgestiegen. Die Kleinstadt hat sich auch verändert – schwarze Mädchen prostituieren sich, Drogen werden produziert und gehandelt, kürzlich wurde ein Polizist im Dienst erschossen.
Swans erster Fall ist der Mord an einem schwarzen Mädchen, das in einem Entwässerungsrohr neben der Überlandstrasse aufgefunden wird. Seine Kollegen, vor allem Johnno von der Drogenabteilung (Hugo Weaving) und Constable „Robbo“ Roberts (Robert Mammone), aber auch sein vorgesetzter Sergeant (Tony Barry) zeigen wenig Interesse an der Aufklärung dieses und früherer, damit zusammenhängender Verbrechen. Nur der Gerichtsmediziner tut seine Arbeit gründlich. Die schwarze Bevölkerung des Ortes ist sowieso gegenüber jedem Polizisten, ob schwarz oder weiss, misstrauisch und abweisend. Swans Ermittlungsmethoden sind traditionell, er geht von Tür zu Tür, befragt hilfreiche und widerwillige Zeugen, sucht in Archiven. Obwohl Swan wiederholt nahegelegt wird, die eine oder andere Spur unbeachtet zu lassen, gibt er nicht auf. Erst recht nicht, als er herausfindet, dass auch seine Tochter in den Fall verwickelt ist.
Der ganze Film wurde aus Jay Swans Sicht gedreht. Der Zuschauer weiss nie mehr als er – weniger, weil Jay nicht eben gesprächig ist. Ivan Sen hat im Film Erfahrungen aus seinem Leben verarbeitet und die Rolle von Jay Swan Aaron Pedersen auf den Leib geschrieben, der auch Mitproduzent ist. Ivan Sen war zudem gleichzeitig für Regie, Drehbuch, Kamera und Schnitt zuständig. Auch die Musik hat er komponiert und sparsam eingesetzt. Die Schauspieler sagen wenig, vieles wird nur angedeutet, der Zuschauer muss auch zwischen den Bildern lesen. Grosszügig war Ivan Sen nur bei den fantastischen, ästhetischen, aufwendig gedrehten Landschaftsaufnahmen.
Der Film wird von seinen Machern Sen, Pedersen und Produzent David Jowsey als „Murder Mystery Thriller“ bezeichnet, aber auch den Genres „Western“ und „Film Noir“ zugeordnet. „Mystery Road“ ist ein eindrücklicher, spannender und für Europäer auch etwas exotischer Film. Wenn man die früheren Filme von Ivan Sen kennt, erwartet man keinen typischen Western oder Film Noir. Und Sen und Pedersen haben den Film auch für die indigenen Australier gedreht. Bei ihnen sorgen Sens Ortsbezeichnungen wie „Massacre Creek“ für den Ort, an dem die erste Mädchenleiche gefunden wird, und „Slaughter Hill“ für den Ort des finalen Shoot-outs, nicht für Heiterkeit. Dysfunktionale Familien, Sich-zwischen-zwei-Welten-bewegen, schwierige Beziehungen vor allem zwischen den Rassen müssen ihnen nicht erklärt werden. Europäischen Zuschauern hilft es, wenn sie sich schon mal mit Australiens geschichtlichen und sozialen Hintergründen befasst haben, insbesondere bezüglich der indigenen Australier. Typisch für Sen sind seine Präzision, die Liebe für Details, aber auch mit Bedacht nie ganz zu Ende geführte Handlungsfäden und Metaphern - wie die wilden Hunde oder gar der obskure Superhund.
„Mystery Road“ hatte seine Premiere im Juni 2013 am Sydney Film Festival und wurde seither weltweit an vielen Filmfestivals gezeigt und einige Male prämiert. In der Schweiz war „Mystery Road“ Schlussfilm am FIFF Freiburger Film Festival im April 2014. DVD (Region 4) und Blu-ray (Region B) sind seit Februar 2014 erhältlich, nur in Englisch. Die Blu-ray-Version enthält auch einen Audiokommentar von Sen und Pedersen. Die USA-Version (DVD und Blu-Ray) soll im Oktober 2014 rauskommen. Ende August 2014 kommt der Film in England und Irland in die Kinos.
Die Schauspieler
Der indigene Hauptdarsteller, Aaron Pedersen, ist in Australien ein bekanntes Gesicht, vor allem aus dem Fernsehen (Wildside, Water Rats, City Homicide, The Circuit, Jack Irish). Europäern vertrauter sind andere Ensemble-Mitglieder: Hugo Weaving (Agent Smith in Matrix, Elrond in Herr der Ringe), Ryan Kwanten (Jason Stackhouse in True Blood), Jack Thompson (Australia, Der grosse Gatsby, Star Wars: Episode II), Tony Barry (Australia), Robert Mammone (Matrix).
Ebenfalls dabei sind weitere in Australien sehr bekannte Schauspieler wie David Field, Roy Billing, Tasma Walton, Bruce Spence und nicht zu vergessen Jack Charles.