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Anonymer User
4,0
Veröffentlicht am 22. Oktober 2013
Es war einer DER Publikumslieblinge auf dem Locarno Filmfestival 2013. Standing ovations im größten Kinosaal. Das Publikum war sichtlich ergriffen. Ich - ehrlich gesagt - auch.
Dabei empfand ich das eine oder andere als ein wenig zu dick aufgetragen, insbesondere am Schluss. Nach westeuropäischem Geschmack würde man diesen Teil gerne dezenter, mit weniger dickem Pomp und Schnief erzählt bekommen.
Aber wer liegt hier daneben: übertreibt dieser Film oder habe ich Scheu vor der unverdeckten Emotion?
Und schon sind wir mittendrin in den Mechanismen die diesen Film so groß, so mitreißend machen. Temperament. Unendlich viel davon. Die erstaunliche, ungezügelte Fähigkeit, in einer Familie (Mutter, vier Kinder, ein Gast) so offen miteinander umzugehen - kreativ, phantasievoll und fast schon unanständig liebevoll.
Die erfindungsreichen Details der Story wirken zusammen mit einigen erstaunlichen filmischen Einfällen. Ein Höhepunkt ist wohl die Szene des ersten Mittagessens. Sechs Menschen sitzen eng um einen runden Tisch, und scheinbar zufällig entsteht ein mitreißendes Ballett aus verschlungenen Armen die gleichzeitig irgendwas auf dem Tisch nehmen, hinstellen, geben, weiterreichen... Brillant.
Leider, leider wird der Film wohl ein Vermarktungsproblem dadurch bekommen dass er in keine der bereitgehaltenen Schubladen so recht passen will. Zu anspruchsvoll für Popcorn. Zu bitter-süß für Hardcore-Cinéasten.
Ja. Das ist Gefühlskino. Wer damit ein Problem hat, der hat wohl ein Problem.