"Inferno" von Ron Howard war ganz in Ordnung, ist aber kein Film, den ich mir ein zweites Mal ansehen oder auf DVD kaufen würde. Ohne meine Kino-Abokarte hätte ich ihn mir wahrscheinlich nicht angesehen, weil der Trailer einen sterilen, glattgebügelten, oberflächlichen, nichtssagenden Thriller ohne jede Spannung androhte. Genüsslich hatte ich mir im Vorfeld Formulierungen für meinen anschließenden Verriss an dieser Stelle überlegt und mit dem Gedanken gespielt, erstmals nur einen halben Stern zu vergeben (weil man ja nicht gar keinen Stern geben kann). Doch - Potzblitz! - so schlimm war der Film letztendlich gar nicht. Das war wieder so ein Fall, wo man mit den niedrigsten Erwartungen ins Kino geht und dann angenehm damit überrascht wird, dass es doch nicht so unerträglich war. Das funktioniert nicht immer, aber dieses Mal hat es hingehauen.
Tatsächlich fand ich "Inferno" die meiste Zeit über ganz spannend und leidlich unterhaltsam und bin auch fast gar nicht eingeschlafen. Nur ganz kurz zwischendurch, wenn zu viel Hektik war und alle durcheinander geredet haben. Da fühle ich mich immer reizüberflutet und dann nickt mein Gehirn aus Protest kurz weg. Aber so lange ich nicht den größten Teil des Films verschlafe, ist das kein Grund, die schlechtestmögliche Wertung zu vergeben. Schön fand ich dieses Mal außerdem, dass die Begleitfrau, die mit Robert Langdon quer über den Globus hetzt, nicht nur Deko war, sondern tatsächlich was im Kopf hatte und sogar eigene Entscheidungen zu treffen fähig war.
Eine Freundin von mir, die das Buch gelesen hatte, erzählte anschließend, dass es ziemlich drastische Änderungen in dem Film gab. Die Buchversion klang noch etwas spannender, vielschichtiger und ambivalenter ... Außerdem schien es darin weniger Logiklöcher zu geben (zum Beispiel das Logikloch, wie sie eigentlich innerhalb so kurzer Zeit von einem Ort zum anderen hüpfen und die ganzen Rätsel schwuppdiwupp-kartoffelsupp in wenigen Sekunden lösen). Also werde ich mir die literarische Vorlage beizeiten zu Gemüte führen.
Fazit: Kann man sich an einem verregneten, kalten, ungemütlichen Herbstabend gut angucken. Tut man das nicht, hat man allerdings auch nichts verpasst.