Meine Antwort auf die Frage, ob "Spotlight" bei den Oscars zurecht als bester Film ausgezeichnet wurde, ist ein ganz klares Ja - und dafür gibt es viele Gründe.
Das fängt schon bei der wichtigen Thematik und der Geschichte an, die auf wahren Begebenheiten beruht:
Priester missbrauchen zahlreiche Kinder, die meist aus armen Verhältnissen stammen. Die Kirche vertuscht die Vorfälle und obwohl es immer wieder passiert, schaut auch die Presse weg.
Aber wenn man dann den Film sieht, kann man selbst nicht mehr wegschauen.
Denn egal ob man Kinder hat oder nicht, egal ob man in die Kirche geht oder nicht, egal ob es einen persönlich betrifft oder nicht, das Thema Kindesmissbrauch geht an niemanden vorbei. Es lässt einen nie kalt, wenn man in den Nachrichten sieht oder hört, dass wieder ein Kind missbraucht wurde. Dabei ist es zweitrangig, ob es wie in diesem Thriller/Drama Priester waren, oder Eltern, Lehrer, Verwandte, Nachbarn oder sonst wer. Täter, Vorfälle und Beispiele gibt und wird es leider auch weiter zahllose geben. Somit könnte der Film mit der Thematik kaum aktueller sein, obwohl er 1976 startet und kurz darauf 2001 weitergeht.
Jedoch bringt solch eine große Thematik keinen Film etwas, wenn man die Geschichte nicht richtig erzählen und rüberbringen kann. Aber „Spotlight“ gelingt das auf großartige Weise und der Film schafft es nach einem etwas langsamen Einstieg den Zuschauer so sehr zu packen, wie es nur wenige Filme schaffen. Denn obwohl man das Ende bereits kennt, fiebert man vor allem bei den späteren Dialogen mit und es entsteht eine unglaubliche Spannung, welche mit der Länge Films immer größer wird.
Man verfolgt die Journalisten bei ihrer Arbeit und wird dabei immer genauso geschockt, wie diese selbst, wenn neue Fakten aufgedeckt werden, Opferbefragungen stattfinden und gezeigt wird, wie vorher alles vertuscht wurde. Stück für Stück steigert sich der Film, so wie sich das gehört und verliert sich dabei nie in irgendwelche anderen Nebengeschichten. Hier wird einzig und allein die Geschichte um die Missbräuche erzählt. Keine unnötigen Liebesgeschichten, keine privaten Dramen der Journalisten oder anderer Beteiligten, die von der Thematik ablenken. Es gibt eine klare Linie von der dieser Film nie abkommt und somit den Zuschauer nie loslässt, da man nicht wegen einer weniger interessanten Nebengeschichte zwischendurch abschaltet oder sich langweilt.
Der Cast steht dieser großartigen Regie und dem ebenso großartigen Drehbuch in nichts nach.
Wir haben hier unter anderem Michael Keaton, Mark Ruffalo und Rachel McAdams welche allesamt, wie auch der restliche Cast eine großartige Performance abliefern. Hervorheben muss ich hier aber Liev Schreiber, der den neuen Chefredakteur „Marty Baron“ spielt und dabei einfach unglaublich ist.
Alle machen ihre Arbeit als Journalisten auf verschiedene Art und Weise, zeigen dabei stets verschiedene Emotionen und tragen den Film dabei immer mit guten bis sehr guten Dialogen voran - dabei sticht vor allem ein lauter Ausraster gegen Ende hervor.
Aber abgesehen von diesem Ausraster, sollte man als Zuschauer hier keine Gewalt, Action oder ähnliches erwarten. Der Film lebt von seiner Geschichte, seinen Dialogen, seinen Schauspielern und der passend eingesetzten Musik, die immer dann eintritt, wenn es gerade ruhige Momente gibt.
Was all das angeht, hätte man den Film nicht besser machen können - bis hierhin ist alles perfekt. Aber ein paar kleine Schwächen hat der Film dann doch.
Der Einstieg ist nicht ganz so klasse, wie der Rest des Films und es dauert ein bisschen, bis man als Zuschauer richtig in der Geschichte drinnen ist. Und ist man dann richtig drinnen, gibt es zwischendurch immer mal wieder ein paar ganz kurze Momente, mit einer kleinen Prise Humor. Das ist jetzt nicht weiter schlimm, stört einen aber, wenn man gerade in einer so ernsten und wichtigen Geschichte voll drinnen ist und plötzlich von einem kleinen witzigen Moment kurz rausgerissen wird. Auf Humor hätte man bei der Thematik gut verzichten können.
Und was die Länge von 128 Minuten angeht, die manche als zu lange empfanden, muss ich sagen: Ich fand sie genau richtig.
Fazit:
Der Film erzählt eine zeitlose und wichtige Geschichte um Kindesmissbrauch auf unglaublich packende und spannende Art und Weise. Ein sehr spannender Thriller mit zahlreichen dramatischen Momenten, die keinen Zuschauer kalt lassen werden.
Unbedingt ansehen.
Wertung: 5 von 5 Sternen