Auch mit fast 80(!) Lenzen dreht Regie Altmeister Ridley Scott, dem wir Meilensteine der Filmhistorie zu verdanken haben (Alien, Blade Runner, Thelma & Louis, Gladiator, American Gangster uvm.) fast im Jahrestakt einen neuen Film. Nach dem schwachen "Exodus" war ich skeptisch ob Scott noch den Zeitgeist trifft. Das Thema Mars finde ich ebenso nicht allzu interessant und auch gab es bereits viele Filme darüber, die einfach nur schlecht waren. Mit einem vergleichbaren schmalen Budget von 100 Mio Dollar zimmern Scott und sein Team aber beeindruckende Bilder auf die Leinwand und gehen einen ganz anderen Weg als zuletzt Alfonso Cuaron mit dem Weltraum Drama "Gravity" oder Christopher Nolan mit seinem Epos "Interstellar",nämlich den humorigen....
"Der Marsianer - Retter Mark Watney" war ein Mega Bestseller. Es muss also etwas an der Story dran sein,das die Menschen fesselt. Es geht um den Entdecker Geist der Menschen, und wie unsere Technik und Wissenschaft immer weiter voran schreitet. Das emotionale Kernstück der Story ist Mark Watney, der nach einem Sturm auf dem Mars für Tod erklärt wird. Seine Crew reist bestürzt zurück zur Erde, nicht ahnend das er doch überlebt hat....Doch ohne Nahrung, Wasser und Luft wird es schon nach kurzer Zeit kein überleben mehr für ihn geben.. So viel zur Grundgeschichte. Die erste Stunde konzentriert sich fast ausschließlich auf seinen Überlebenskampf und seine Ideen wie er sein Leben so lange aufrecht erhalten kann bis eine neue Mars Version seine Rettung herbeiführt. Wer jetzt allerdings denkt, das es hier so dramatisch und depressiv abläuft wie bei "Cast Away" kann aufatmen. Den nach einem relativ ernsthaften Anfang wird schnell klar, das eher der Humor und die Hoffnung auf Rettung im Mittelpunkt steht. Das nimmt zwar ein wenig die Spannung, den ernsthafte Zweifel daran das Watney gerettet wird gibt es natürlich nicht. Dennoch unterhält der Science Fiction Film fast über die komplette Spielzeit von immerhin 140 Min. Matt Damon (Bourne) spielt den Astronauten als eine Art Survival Man, der mit Hilfe von Wissenschaft, Humor und Zuversicht nicht zur zum besten Botaniker des Mars wird und somit sein Überleben sichert, er rüstet sich auch perfekt aus mit den Techniken die er zur Verfügung hat. Dabei läuft immer wieder ein cooler, faszinierender 70-er Jahre Soundtrack, den seine Kollegin hat ihre "nervige" Musiksammlung auf dem Planeten gelassen. Er spricht in ein Videotagebuch, um seine Gedanken die oftmals sehr ironisch daherkommen, festzuhalten. Nach etwa einer Stunde treten dann mehr die Ereignisse auf der Erde in den Vordergrund, die Nasa arbeitet daran Watney, der zwischenzeitlich für tot erklärt wurde zu retten und somit das Image zu bewahren. Durch ziemlich komplizierte Buchstaben Codes kann Watney auf sich aufmerksam machen und mit einem alten Satelliten mit der Erde kommunizieren. Das bietet natürlich tolle Abwechslung, und ist dank Schauspieler wie Jeff Daniels (Speed) oder Sean Bean (Percy Jackson) durchaus unterhaltsam, jedoch wären ein paar Minuten weniger wissenschaftliches Gerede für den Flow des Films besser gewesen. Dann nimmt Scott im letzten Drittel wieder an Fahrt auf, den die Crew von Wantey greift in die Rettung mit ein. Logik sollte man hier ausblenden, den vieles ist doch an der Haaren herbei gezogen, solange es aber unterhält ist es in Ordnung. Hier kann am meisten Jessica Chastain (Interstellar) ihr Können zeigen, sie macht sich Vorwürfe und tut alles um es wieder gut zu machen. Kate Mara (Fantastic four) oder Michael Pena (Ant-man) spielen solide ohne groß aufzufallen. Erwähnenswert ist noch Chiwetel Elijofor, jüngst Oscar Nominiert für "12 years a slave". Mit viel Wärme und Charisma ist er das Gewissen der Nasa, der wirklich Interesse daran hat das Leben eines Menschen zu retten.
Die Bilder des Weltalls und vom Mars sind standesgemäß und das geringere Budget sieht man eigentlich nicht. Zwar bietet "Der Marsianer" nicht ganz so krasse Einstellungen wie "Interstellar", wuchtige und opulente Bilder gibt es aber zu genüge. Das Setting der Raumstation ist steril und Realitätsnah, der Mars ist so gut wie noch in keinem anderen Film eingefangen. Die Erde dagegen ist fast schon ein wenig zu grau geworden, es regnet oft und die Sonne scheint nicht, die Räume sind unterkühlt und nicht sehr farbig. Da war der Kontrast natürlich gewollt, teils aber auch ein bisschen zu viel. Das größte Problem ist das der Film ein wenig zu lang ist, gerade auf der Erde etwas dahinplätschert und der Spannungsbogen des Anfangs erst Richtung letztes Drittel wieder so richtig anzieht.
Fazit: Der Marsianer ist ein opulent gefilmter, kontrastreicher Mars-Thriller, der erstaunlich humorig und musikalisch daherkommt, jedoch ein wenig zu lang und unspannend geworden ist.