"German Angst" so das war er also.... Wer hier nach dem Trailer einen 0815 Splatter/Horrormovie erwartet, der wird wohl nach dem Film enttäuscht sein. Denn falls es jemals das Arthouse-Horror Genre geben sollte, dann wurde mit diesem Werk der Grundstein gelegt. Drei Episodenfilme in einem. Zusammengefasst sind sie unter dem Begriff "German Angst", welcher über dem Ozean so viel wie das "Duckmäusertum" der Deutschen bedeutet. Allein der Titel gibt dadurch schon kleinen Einblick auf das Werk, denn während in der ersten Episode immer wieder Zooms auf verschiedene Alltagsgegenstände in einer verwahrlosten Wohnung die Leinwand füllen, insbesondere ein vollkommen verkalkter Wasserhahn, so steht er doch auch sinnbildlich für die verkalkte und angeschlagene Seele des deutschen Michels. Genau auch deswegen gipfelt dieser Part in der Kastration eines Mannes bei dem wir als Zuschauer vermuten er habe sich an seiner Tochter vergangen. Eine simplere Metapher als das Bild der Kastration in diesem Kontext lässt sich schwerlich finden. Der zweite Part ist derjenige welcher am meisten zum denken anregt. Michal Kosakowski schafft es das der Zuschauer hin und hergerissen ist zwischen den Perspektiven des Täter und des Opfers und nicht weiß für wenn er Partei ergreifen soll . Ist der Gute nun der Böse, oder der Böse der Gute, was verrät das über uns selbst ? Part 3 gehört dann nun Andreas Marschall, der uns ins illustere internationale Künstlermilieu Berlins führt. Party, Sex, Drugs and Rockn Roll, genau dieser Part glänzt durch seine schauspielerische Leistung, seine Dialoge und den Reiz des mysteriösen und nicht ganz aufgelösten, dennoch ist es die dritte Episode die am weitesten nichtssagend ist, wenn wir uns auf den Kontext der "German Angst" konzentrieren. Herr Kosakowski gibt dazu auch gerne an, dass sie die drei Regisseure mit ihrem Film in die Fußstapfen des deutschen Horrorkinos der Stummfilm Ära treten möchten und wie schwer es sei einen solchen Film in Deutschland zu produzieren und jeder der sich auch nur ein wenig mit dem deutschen Film auskennt wird ihm beipflichten, dennoch ist das kein weiterschreiben der alten Geschichte der 20er Jahre, die drei Männer haben hier etwas völlig neues geschaffen, einen Arthouse- Horrorfilm der mit Bildgewalt strotzt, der betont auf den Soundtrack und die Geräusche der Kulisse setzt, der einen tieferen Sinn besitzt, wenn man ihn sehen will, der uns zum nachdenken anregen kann, ob jedoch der Zuschauer das tut, das ist dann eine andere Frage.
Mit freundlichen Grüßen
S, König