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    Borgman
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    Kinobengel
    Kinobengel

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    4,0
    Veröffentlicht am 9. Oktober 2014
    Alex Van Warmerdam ist der Regisseur von „Borgman“. Er schrieb das Drehbuch und übernahm die Nebenrolle des Ludwig. Seine Brüder Marc und Vincent erhielten Aufgaben als Produzent und Komponist.

    Niederlande der heutigen Zeit: Das Böse ist unter uns. Der Pfarrer gehört zu den bewaffneten Jägern. Camiel Borgman (Jan Bijvoet) lebt mit seinen Kumpanen Ludwig und Pascal (Tom Dewispelaere) im Wald versteckt. Sie sind nicht sicher, immer auf der Hut. Flüchtend findet Camiel Unterschlupf bei einer gutsituierten Familie in entsprechender Wohnlage, jedoch nur mit Wissen und aus Mitleid der Ehefrau Marina (Hadewych Minis), denn der unter beruflichem Stress stehende und zur Gewalttätigkeit neigende Ehemann Richard (Jeroen Perceval) hat den aufdringlichen Camiel zuvor ordentlich vermöbelt. Marina hat noch keinen blassen Schimmer, wen sie sich als Gast hält.

    „Und sie stiegen auf die Erde, um ihre Reihen zu stärken“, lautet die Einblendung zu Beginn von Warmerdams Werk. Welch ein eigenartiger Film. Verstörend ist nicht der richtige Ausdruck, wenn dem Zuschauer bewusst wird, dass das Böse sich unbemerkt zu verbreiten versucht.

    Als die Lanze der Jäger die Lebensmittel in Camiels Versteck trifft, ist die Richtung bezüglich Humor fast klar. Das Makabere wird wenig später ergänzt und hält ein Niveau, das verblüffend gleichbleibend ist, nie in Richtung Klamauk abwandert und bis zum Ende mit starken Einfällen bestückt wird, fast ohne Einsatz von Musik.
    Die Schlechten müssen in den gängigen Genre-Streifen äußerlich das Negative verkörpern. Die aus der Finsternis erschienenen Protagonisten von „Borgman“ vermitteln einen unscheinbaren, fast zutraulichen Eindruck mit Camiel als armer Obdachloser sowie lieber Onkel, der mystische Gutenachtgeschichten erzählt. Sonderlich schräg ist nicht mal das, was die Bösen verborgen tun, wenn sie ihr Umfeld steuern. Wie ein Uhrwerk läuft der Plan des Grauens ab. Konsequent wird er durchgesetzt, notwendige Tötungen laufen wie selbstverständlich ab und werden entsprechend abgebildet. Auf störende Umstände wird mit Leichtigkeit und Plan B reagiert, Unterstützung kommt von Brenda (Annet Malherbe) und Ilonka (Eva van de Wijdeven). Die manipulierten Mitglieder der Familie mit Ehegekrisel und drei Kindern inklusive Nanny verhalten sich mäßig bis gesteigert befremdend und forcieren den Familienunfrieden.

    Erstaunlich ist die Fähigkeit des Regisseurs, die auftretenden Geschehnisse auf eine Art und Weise zusammenzubauen, sodass der Kinogänger den Spaß am Zuschauen nicht wegleugnen kann.
    Oft sind Kameraeinstellungen gewählt, die wenig Bewegung zeigen und eine ganz eigene Situationskomik abbilden. Andere, eher kurze Einstellungen stellen den eingespielten Ablauf von Tätigkeiten dar. Mittendrin die besonders beeindruckenden Schauspieler Jan Bijvoet („The Broken Circle“) und Hadewych Minis.

    Die Geschichte ist nicht sonderlich komplex und zeigt lediglich die Invasion des Bösen im kleinen Rahmen. Es ist dann nicht schwierig, eine Situation der anderen nachfolgen zu lassen, auch wenn die hier gezeigten besonders interessant ausgesucht sind. Das Dargebotene ist keineswegs willenlos zusammengesetzt, bleibt immer im Lauf der Handlung und hat ohne Frage Stil mit einem zynischen Blick auf konservative Familien. Weil niemand in den Reihen vor der Leinwand erahnen kann, wie weit und mit welchen Ideen die Geschichte fortgesetzt wird, entsteht Lust auf mehr und zwischenzeitlich sogar Thrill. …bis am Ende Gras über die Angelegenheit wächst.

    Nach dem Verlassen des Kinosaals mit einem Schmunzeln im Gesicht ist eines herausgestellt:
    Wenn sich das Übel verbreiten sollte, dann auf die hier gezeigte Methode. Für das Gute spricht, dass Alex Van Warmerdam das erkannt hat.
    Jimmy v
    Jimmy v

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    4,0
    Veröffentlicht am 15. Mai 2015
    "Borgman" ist ein sehr faszinierender Film, der mehrere Interpretationsmöglichkeiten anbietet, die ich nun so sah: a) Kritik am forcierten, unterdrückten, eigentlich verdorbenen Bürgertum, b) Hauptfigur und Truppe sind Dämonen, oder c) sie sind grausam bestrafende Engel. All diese Deutungen können in der Mischung aus Home-Invasion-Thriller, Horrorfilm und Satire gesehen werden - wobei ich mich schon frage, warum so viele Leute dem Film Humor attestieren. Es gibt groteske Stellen, ja, aber ich fand sie eher erscheckend. Für mich war das alles sehr bedrückend, im Stile von "Funny Games", gepaart mit der Skurrilität von "Dogtooth". Und obwohl es eben sehr krass ist und fesselt wie es hier weitergeht, teilt "Borgman" auch die Schwächen dieser Filme: Der "artsy" Stil des Films forciert seinen Plot zu sehr. Er macht es sich schlicht zu einfach seine Handlung so und so voranzubringen, wo man sich dann doch fragt, warum es Borgman & seine Truppe es hier so einfach haben. Viel zu einfach - selbst für die angesprochenen Deutungen mit übernatürlichem Element! So verläuft das alles dann doch zu unaufhaltsam. Gewiss: Das soll ein Teil der Botschaft sein, aber dadurch wirkt das ganze eher wie ein Lehrstück, auch im Sinne der beiden Vorbilder. Trotzdem ist "Borgman" stärker als diese.
    Schauspieler, Soundtrack und Bilder sind gut geraten. Bei ersteren gibt es aber mit Richard eine Figur, die von seinem Darsteller nur eindimensional verkörpert werden kann, weil diese leider so angelegt ist. Die Kinder oder das Au-pair sind da auch etwas flach. Auch hier zeigt sich die Schwäche der forcierten Deutung. Im Gesamtpaket ist das aber nicht so schlimm, nicht nur weil die beiden Hauptdarsteller ihre Sache gut machen, sondern der Film letztlich vielmehr von seiner bedrückenden Atmosphäre lebt.
    Mir persönlich gefällt die Deutung der grausamen Engel irgendwie ganz gut. Das liegt auch daran, dass man im Film mehrmals sieht, wie Borgman der Hauptfigur Marina quasi die Wahl lässt: Das Eingelassen-werden, das erste Fortgehen, sowie später der Mord an Richard. Immer wirkt es als forciere sie das Unglück - doch aus welchen Motiven? Da bleibt die Figur undurchsichtig (abseits der üblichen unzufriedenen Ehefrau, die hier extrem selbstsüchtig wirkt). Und schließlich, so kann ich es nur wiederholen, liegt es eben auch daran, dass der Film es sich da zu einfach macht - diese Schwäche zeigt sich auch dort wieder.
    Fazit: Eine sehr originelle, düstere, bedrückende Genremischung, aber doch zu forciert.
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