"Borgman" ist ein sehr faszinierender Film, der mehrere Interpretationsmöglichkeiten anbietet, die ich nun so sah: a) Kritik am forcierten, unterdrückten, eigentlich verdorbenen Bürgertum, b) Hauptfigur und Truppe sind Dämonen, oder c) sie sind grausam bestrafende Engel. All diese Deutungen können in der Mischung aus Home-Invasion-Thriller, Horrorfilm und Satire gesehen werden - wobei ich mich schon frage, warum so viele Leute dem Film Humor attestieren. Es gibt groteske Stellen, ja, aber ich fand sie eher erscheckend. Für mich war das alles sehr bedrückend, im Stile von "Funny Games", gepaart mit der Skurrilität von "Dogtooth". Und obwohl es eben sehr krass ist und fesselt wie es hier weitergeht, teilt "Borgman" auch die Schwächen dieser Filme: Der "artsy" Stil des Films forciert seinen Plot zu sehr. Er macht es sich schlicht zu einfach seine Handlung so und so voranzubringen, wo man sich dann doch fragt, warum es Borgman & seine Truppe es hier so einfach haben. Viel zu einfach - selbst für die angesprochenen Deutungen mit übernatürlichem Element! So verläuft das alles dann doch zu unaufhaltsam. Gewiss: Das soll ein Teil der Botschaft sein, aber dadurch wirkt das ganze eher wie ein Lehrstück, auch im Sinne der beiden Vorbilder. Trotzdem ist "Borgman" stärker als diese.
Schauspieler, Soundtrack und Bilder sind gut geraten. Bei ersteren gibt es aber mit Richard eine Figur, die von seinem Darsteller nur eindimensional verkörpert werden kann, weil diese leider so angelegt ist. Die Kinder oder das Au-pair sind da auch etwas flach. Auch hier zeigt sich die Schwäche der forcierten Deutung. Im Gesamtpaket ist das aber nicht so schlimm, nicht nur weil die beiden Hauptdarsteller ihre Sache gut machen, sondern der Film letztlich vielmehr von seiner bedrückenden Atmosphäre lebt.
Mir persönlich gefällt die Deutung der grausamen Engel irgendwie ganz gut. Das liegt auch daran, dass man im Film mehrmals sieht, wie Borgman der Hauptfigur Marina quasi die Wahl lässt: Das Eingelassen-werden, das erste Fortgehen, sowie später der Mord an Richard. Immer wirkt es als forciere sie das Unglück - doch aus welchen Motiven? Da bleibt die Figur undurchsichtig (abseits der üblichen unzufriedenen Ehefrau, die hier extrem selbstsüchtig wirkt). Und schließlich, so kann ich es nur wiederholen, liegt es eben auch daran, dass der Film es sich da zu einfach macht - diese Schwäche zeigt sich auch dort wieder.
Fazit: Eine sehr originelle, düstere, bedrückende Genremischung, aber doch zu forciert.