Eigentlich ist die Geschichte schnell zusammengefast: Junge liebt Mädchen, Mädchen wird todkrank, Junge braucht Geld. Den Rest kann man sich denken. Würde nicht ein angenehmer Twist nach etwa sechzig Minuten dem Film neuen Schwung geben, dann könnte man meinen, eine Kinoversion einer Folge von "Alarm für Cobra 11" mit diversen Gaststars zu sehen. Die rivalisierenden Gangsterbosse Anthony Hopkins (als fieser Spediteur) und Ben Kingsley (als kahler Türke mit Vorliebe für Prostitution, Burt Reynolds und personalisierte Kennzeichen) parodieren sich meistens selbst, ein paar schöne Szenen bleiben ihnen dennoch. Nicholas Hoults Figur bleibt dafür leider austauschbar, von seiner schauspielerischen Kunst, wie er sie noch in "Mad Max: Fury Road" zum besten gab, ist nur wenig zu sehen. Felicity Jones darf vor allem gut aussehen und sich aus Notlagen retten lassen. Eine Handvoll deutschsprachiger Schauspieler erfüllt die Quote, um Mittel der Filmförderung kassieren zu können, sie haben darüber hinaus aber kaum weitere Funktionen.
Inhaltsangabe und Einstiegsszene versprechen ein rasantes Abenteuer, bei dem der Zuschauer wenig nachdenken muss. Leider nimmt man sich zuviel Zeit, um die zunächst recht glückliche Beziehung von Jules und Casey zu zeigen, bevor es nach etwa dreißig Minuten Ruhe wieder anständig spannend wird. An diesen Stellen bricht die Handlung beinahe in Richtung Liebesdrama aus, bevor Caseys gar nicht so ungenialer Plan wieder im Mittelpunkt steht. Klischees gibt es reichlich, im Rahmen eines bloßen Actionfilms wären sie aber vertretbar. Europa und insbesondere Deutschland wirken teils wie ein Disneyland für Erwachsene, in dem sich ausgewanderte Amerikaner anständig vergnügen können, Alkohol öffentlich aus Flaschen getrunken werden darf und natürlich sprechen alle Hauptfiguren, egal welcher Herkunft, Englisch ohne den geringsten passenden Akzent.
Geerdeter als der hunderste Teil von "The Fast and the Furious" ist "Collide" durchaus, inhaltlich vielschichter jedoch nicht. Kreativ eingefangene Verfolgungsjagden und Feuergefechte sind die klaren Höhepunkte der Handlung, die genauso gut mit anderen Darstellern oder europäischen Ländern funktioniert hätte.