Selten genug, dass die Filmwelt die Politik und das Weltgeschehen involviert. Aber wenn schonmal, dann richtig. Damit haben wohl auch die beiden US - Spaßgrananten Seth Rogen und James Franco nicht gerechnet, die zumeist nichts lieber spielen, als Charaktere ihrer eigenen verqueren Fantasie, zumeist in wilden Szenarien wie beispielsweise der Apokalypse oder wie eben hier in Nordkorea. Kamera drauf, Impro ab und schon läuft das Ding. Die weltwichtigen Fragen und Problematiken, die "The Interview" aufgeladen hat, sind den Beiden letztlich wohl eher nebensächlich. Und dem Film auch ne ganze Nummer zu hoch.
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Bei youtube gibt es derzeiten ganz witzige Videos, in denen Schauspieler Franco bereits in seiner Rolle als Dave Skylark aus "The Interview" zu sehen ist, und, klar, Interviews mit Prominenten führt, was zu teils abstrusen Situationen führt. Clever gemacht und astreine PR für den Film dazu. Der Film selber beginnt auch mit dieser Aufmachung, hier hält Eminem für seine, von seinem Standpunkt aus bereits in den Songlyrics häufig angedeutete Homosexualität her. Locker einer der witzigsten Szenen des Films, auch wenn die ironische Qualität des Themas "Schwul sein" vor allem im eher prüderen Amerika bereits deutlich ausgelotet wurde. Auch desweiteren gilt dasselbe Rezept wie bei den anderen Franco/Goldberg/Rogen - Kollaborationen: Viel witziges vom gleichen Schlag, etwas Dümmlichkeit, ein Hauch Slapstick und ganz viel irres Gequassel, das dann aber zumeist den Schauspielern auf der Leinwand häufiger amüsiert als den geneigten Zuschauer.
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Aber damit war zu rechnen und irgendwelche utopischen Erwartungen nach dem ganzen Brimborium zu entwickeln, entspringen eher unerfahrener Idiotie. Franco und Rogen inszenieren sich am liebsten selbst und bereits nach einigen Minuten Spielzeit fällt einem ein, das die Beiden mit einem Sketch - Konzept a la "Die wunderbare Welt der Schwerkraft" der Monty Python wohl besser aufgehoben wären, statt hier eine gedehnte Handlung mit Themenstützpfeilern wie Diktatur, Unterdrückung und West-Nordkorea-Konflikt aufrechtzuerhalten.
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Kritisch betrachtet wird in "The Interview" zwar vieles, aber ein oder zwei saudämliche Sprüche von Franco, zack das Thema ist abgeschlossen und das Potential verschenkt. Genauso wie zumeist der Witz. Denn am besten trifft der Film den Ton, wenn er seinen Protagonisten bei ihrem eigenen Unvermögen zuschaut. Vieles ist zu harmlos, zu zahnlos und für ungeübte Satiriker, das versuchen einem die Drehbuchautoren zumindest zu verkaufen, wahrscheinlich zu lapidar. Stattdessen geraten sie in einigen kurzen Momenten des Films sogar gefährlich nahe daran, das Problem zu banalisieren, wo etwas mehr Fingerspitzengefühl benötigt worden wäre, schließlich erreicht der abgezielte schwarze Humor nicht seine polarisierende Note. Der Film kriegt seine kritische Kurve wieder, aber nichts davon feuert unbekannte oder gar wagemutige Spitzen in Richtung Kim Jong-Un ab.
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Aber Rogen und Franco bleiben sympathisch und die geleckte Arschloch - Figur von Letzterem trifft im Kern noch das meiste satirische Potential. Letztlich muss man sagen, der Sony - Hack, PR hin oder her, könnte "The Interview" noch das ein oder andere Bein stellen, denn mit dem zurzeit lauthals geforderten Verweis auf Meinungsfreiheit und Mahnmal der Pressefreiheit hat "The Interview" fast soviel gemein wie Nordkorea mit Demokratie. "The Interview" ist ungefähr das geworden, was sich seine Macher vorgestellt haben: Eine Klamauk - Parodie.
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Fazit: Hätte locker als Direct-to-DVD-Produktion hergehalten, läuft jetzt im Kino aber wahrscheinlich an wie eine Bombe: "The Interview" ist, und das darf ruhig mal behauptet werden, schonmal ganz witzig. Für alles andere fühlt sich das dynamische Duo Franco/Rogen nicht zuständig. Ist es auch nicht.