Wie sagte der Kinobetreiber noch vor der Vorstellung? "Der Film hat aber auch abartige Überlänge." Da hat er recht, der gute Mann und irgendwie fühle ich mich jetzt schuldig, dieser fiesen "Fuck the Spoiler" – Marketingstrategie von Warner ins Netz gegangen zu sein. Denn ein wenig wirkt diese finanzielle Total-Mobilisierung von Warner kurz vor dem gigantischen "Justice League" – Projekt mit seinem 3D und seinen 153 Minuten so, als wollte man auch noch den letzten Cent beim zahlenden Publikum umdrehen. Dass auch bloß nichts schiefgehen mag.
Ach und außerdem fighten ja noch "Batman vs. Superman" gegeneinander, das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen. In einem Film, der dass gar nicht so unbedingt darauf absieht und seinen Fokus mehrmals verschiebt. Dadurch viele interessante Anreize hegt und doch irgendwie keinen zu Ende denkt.
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Irgendwie war's ja so eine vergangene Crux mit der überbordenen Spielzeit, auch der letzte Bond – Film durfte sich mit einer stolzen Zeit von über 140 Minuten brüsten, in dem Regisseur Sam Mendes mit vielen tollen Bildern darüber hinwegtäuschen wollte, dass man beim Drehbuch eigentlich nicht so den totalen Durchblick hatte.
Comicdramen – Operettengeneral Zack Snyder perfektioniert diese Art des Filmens und, jetzt kommt der Witz, er darf das bei seinen Graphic Novels auch. "Watchmen" anno 2009 war das ganz große tragische Drama und es war die ganz große Graphic Novel. "Batman vs. Superman" hat unter diesen Bedingungen folglich keine Chance etwas anderes zu sein, auch wenn die Vorlage oder der fertige Film meistens gar nicht soviel hergeben. Das mag für Fans schneller Actionsequenzen und krachender Oneliner nichts sein, findet aber in jenen, die die DC – Düsternis preferieren, trotzdem sein Pulikum.
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Und die bedient Snyder mit seinen schwelgerischen Bildern spielend, natürlich nicht, ohne seinen Zeitlupen – Fetischismus zu befriedigen. Eine schöne Einleitung mit überraschend subtilen Credits in der rechten unteren Bildhälfte zeigen dies auf's Eindringlichste und liefern das Problem gleich mit. Die "Bruce Wayne verliert seine Eltern" – Sequenz sieht toll aus, nur hat man sie eben schon eintausendmal gesehen. Das begleitet einen durch den Film. Hinter jeder anmutigen Sequenz und jedem schön ausgearbeiteten Bild versteckt sich Redundantes wie überladene Rückblenden, Ortsbesuche mit nostalgischem Touch (Wayne Manor, Kent's Farm) oder etwas rätselhafte Traumsequenzen. Sowieso, wenn man in einem ohnehin 153 – minütigen Action – Superheldenfilm auf sage und schreibe drei(!) Traumsequenzen zurückgreift, dann sollten jegliche Alarmglocken angehen: Zeitschinden im Auftrag des Monumentalepos. Etwas schäbig.
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Im Auftrag des Subtexts versucht das Team um Snyder allerdings sein Bestes. Sie geben "Batman vs. Superman" genug Vorspielzeit, um den Konflikt ansprechend aufzulösen. Sicherlich stimmt beim Überschneiden von Kent's und Wayne's Vorgeschichten das Konzept tonal nicht immer, aber auf's Alleinige bezogen, funktionieren die Bemühungen sehr gut.
Der von Ben Affleck verkörperte dunkle Ritter bekommt einen neuen düsteren Drive verpasst und agiert spürbar vor allem atmosphärisch als Angst seiner Gegner, wenn in einem verlassenen Haus die Schreie seiner Opfer zu hören sind. Affleck's Batman ist es auch, der die am besten konstruierteste Actionsequenz bekommt, als er mit seinen akrobatischen Seil – Gimmicks reihenweise Gegner zur Strecke bringt.
Darüber hinaus verläuft sich sein Charakter in seinem eigenen Wahn, diese Art Gott, die er als titelgegebenen Antagonisten hat, aufgrund seiner Allmacht zu verteufeln und dabei selbst über Skrupellosigkeiten und Leichen zu gehen.
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Auf der anderen Seite versucht Clark Kent, in der Diskussion um seine eigenkonzipierte Heldenrolle die Ruhe zu bewahren. Superman's Vorhaben wird als undemokratisch deklariert und sein Handeln wird dafür sogar vor Gericht erörtert. Dabei kommt es wohl zu einer an Selbstironie kaum zu übertreffenden Auflösung. Das Gerichtsgebäude explodiert. Das Thema ist vom Tisch. Snyder's Mittlelfinger an seine Kritiker, könnte man meinen. Und um Superman dann letztlich in die titelgegebene Schlacht zu führen, wird der simpelste Trick aus der Thillerkiste geholt. Die Mutter tut's immer.
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Intrigiert und geführt wie an Fäden wird das ganze Spektakel von Superman's Nemesis Alexander Luthor. Die Angst vor dem Übermenschen als Motivation scheint klar und dessen Manöver ihn durch Tote in der Öffentlichkeit zu diskreditieren zumindest mal neu. Denn wenn man ehrlich ist, hat Luthor in den Superheldenfilmen trotz großartiger schauspielerischer Präsenz (Hackmann, Spacey) mit taktischer Finesse nie die Kohlen aus dem Feuer geholt. Die Logik, Superman Explosionstote anzudichten, ist zwar mindestens mal kreuzdämlich, trotzdem erschüttern Luthor's gezielte Angriffe Kent's Psyche ganz im Geist der Comicvorlage.
Das alles ist allerdings eine Nummer zu groß, oder zumindest eine Nummer zu groß gespielt von Jesse Eisenberg, der seine Rolle ganz einem Heath Ledger – RippOff anlegt und seinen Charakter zu einer Riesennummer aufbläst, die ihm alleine schon der Titel des Films verweigert. Nein, Luthor ist die zweite Geige und Subtilität, die ein meisterlicher Marionettenspieler an dieser Stelle gebraucht hätte, verwechselt Eisenberg mit lyrisch sowie tiefsinnig intentierten Frotzeleien, die in der Einheit des Films eher zu Stirnrunzeln statt Lachfalten führen.
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Und was passiert dann? Kurs Volle Pulle. Die Zukunft des von den DC – Strategen so gewünschte Cinematic Universe scheint zu unstetig zu sein, wie ist es sonst zu erklären, dass Snyder für die obligarorisch finale Knall-Bumm Parade noch das Ungetüm Doomsday aus dem Köcher holt. Die Vermutungen von Fanseite, Doomsday könne DER Antagonist der Justice League – Truppe werden, werden sich ja wohl hoffentlich nicht bewahrheiten, denn an Charisma und filmfüllender Kreativität kann die CGI – Kartoffel nun wirklich nichts beitragen. Dafür kann sie wunderbar knallend auf die Fresse hauen und das macht in einem Film, in dem vor allem Superman kämpfend sehr dezent auftritt, mächtig was her. Hier darf dann auch Wonder Woman, die in den ersten paar Szenen, die sie auf der Leinwand geschenkt bekommt, ein guten Eindruck macht, mitmischen.
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Fazit: Soviel gewollt, so zerfahren und doch was gekonnt. Snyder's überlanger, thematisch überforderter Clash der Superhelden – Titanen bietet viele Reizpunkte und ich würde lügen, dass er mich über die nahezu gesamte Spielzeit nicht unterhalten hätte.
Neue Freunde dazugewinnen, kann Snyder mit dem altbewährten Konzept allerdings auch nicht, da können seine Fans noch so "Meisterwerk, Meisterwerk, Meisterwerk!!!" skandierend um die Häuser ziehen. Denn wer schreit, hat nicht zwingend recht. Und das Box-Office beeinflussen kann er damit ebenso wenig wie Menschen, die Snyders audiovisuellen Stil in einem Comicfilm kritisieren. (Ernsthaft jetzt. Es ist ein Comic. Comic! Gemalt.)
Der Wille, das jetzt so und nicht anders durchzusetzen oder mit der Schlotze samt versammelter Mannschaft unterzugehen, ist irgendwie imponierend, wenn der haufenweise Fanservice im Film auch einen flehenden Beigeschmack hat, das ganze finanziell am Ende bitte zu vergüten.
Und die Eier braucht's auch wirklich, sollte das Teil vor die Wand fahren.
Wertung: 5,5/10