Mann is back. Endlich, denn seit "Public Enemies" ist schon einiges an Zeit vergangen, der Regie - Virtuose setzt sich immer größere Ruhepausen, denn (nicht persönlich nehmen, Herr Mann) im Alter geht eben nicht mehr alles. Was Mann's neuster, Nein nicht Film, sondern Arbeitstitel zum neuen Werk bestens belegt: "Cyber". Mit seinem Netzwerk - Thriller "Blackhat" kommt Michael Mann thematisch gefühlt fünf Jahre zu spät, um hier neue Türen einzutreten, muss man erstmal wieder welche einrenken. Trotzdem, die traumhafte Komposition seines Stils gepaart mit den flimmernden Bildern, neuartigen Ticks und krachenden Shootouts habe ich vermisst. An der Moderne rennt er ein wenig vorbei, als Regisseur ist ihm aber bis heute nichts vorzumachen.
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"Nein, natürlich ist "Blackhat" kein "Heat", aber..." dürfte wohl eine Standardformulierung werden. Für ein Überwerk fehlen inklusive etwas zu oberflächlich gehaltenem Drehbuch Genre - Komponenten. Für einen Thriller hat "Blackhat" zuviel Pause, für ein Actionfilm dann aber auch zuviel Drama. Ein Dilemma? Naa, denn bei Michael Mann weiß man, was man hat. Hier wird geliefert, was man erwarten KONNTE, nicht mehr, aber glücklicherweise auch nicht viel weniger.
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Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sein Cyber - Thriller kommt neben groß aufgelegtem Hacken in Sicherheitssysteme rund um den Planeten auch gut mit aktuell politischen Bezügen, beim Atomkraftwerk sogar fast als Anspielung auf Fukushima, kleinen Heist - Movie Szenen sowie klassicher Mann - Action inklusive ausgewogen gestreuten Schuss- und Tempowechseln. Als unterstützende Komponente erweist sich dabei erneut ein stimmiger Score, der die thematische Tonleiter von Electro bis zu Mann's gern gesehenen Noir - Anleihen vielseitig bedient. Auch sonst stimmt Tonbearbeitung wie Tonschnitt, die Schussszenen halten die Intensität akustisch phänomenal hoch, man bleibt regelrecht eingeschnürt in Kinosessel hängen.
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Darüber hinaus lässt sich Mann auch bei seinen visuellen Schmankerl nicht lumpen. Das Schwelgen der Bilder, die luftleeren Raum nicht Minute für Minute mit Dialog füllen, sowie es mittlerweile Standard in der Branche der Achso - cleveren - Thrillerchen geworden ist, ist ein fast schon verloren gegangene Technik des Kinos, man spürte auch im Kinosaal, dass sich ab und zu Unruhe eingestellt hatte. Aber die Bildsprache fängt hier eben so unglaublich viel ein, dass es zumindest immer etwas zu entdecken gibt. Hinzu kommt, dass sich der Regisseur auch in der CGI - Abteilung bedient. Die Implementierung eines Viruses wird hier außergewöhnlich lang und bis auf Transistorgröße visualisiert, etwas das "Blackhat" eine sehr erinnerungswürdige Note verleiht.
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Trotz alledem kann man die Schwächen nicht einfach wegreden. Das Drehbuch leidet bei der ein oder anderen Szene unter einer nicht ganz so cleveren rhetorischen Auflösung und der Fluss, was Figuren und Story angeht, kommt ein ums andere Mal ins Stocken. Kurzzeitig erinnert das schnelle Place - Hopping auch eher an einen James Bond als einen wirklich auf Authentizität getrimmten Thriller. Klar, Chris Hemsworth macht als Gesicht der Films für einen Liga A - Blockbuster mittlerweile schwer was her, aber der übliche Cast bleibt, weitgehend asiatisch, eher blass, wenn auch bemüht. Zudem ist die Coppola - Variante (Also Nein zu Untertiteln) immer kritisch zu beäugen. Was im Kontrast dazu aber schon mutig ist, die anschließende Offenbarung des blackhat - Hacker findet keinen geleckten oder wie die Syncro erahnen ließ, Brad Pitt - ähnlichen Schurken, sondern einen gewitzten "Dude" - Verschnitt. Fast schon die Überraschung des Films.
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Ansonsten ist viel gelungenes dabei, natürlich mit einigen Aussetzern versehen. Dass der von Hemsworth gespielte Hathaway eine Übergabe aufgrund des Überlagern mehrer Routen über Google - Maps findet oder die NSA mit einem einfachen Key - Logger aus den Angeln hebt, kann man (und wurde auch im Saal) als Witz verstehen, war aber vielleicht garnicht so vorgesehen. So scheitert Mann ein wenig unter dem für ihn wohl etwas zu modernen Thema.
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Fazit: "Blackhat" trifft die gemeine Kinomasse im Allgemeinen schon, für aufgeschlossene Computerfachleute oder kurzweilig interessierte Actionfreunde wird er allerdings nicht zum absoluten Bringer. Michael Mann spricht auch weiterhin durch seine unnachahmliche Handschrift und das ist für diesen Schreiber hier schon allein wert, ein Kinoticket zu lösen. Großaufgelegter Action - Thriller mit bekannter Botschaft und leichtem 80er Flair, wie immer gilt: Wer's mag.