[…]Wie bei seinem sonstigen Steckenpferd, dem Cop-Thriller, beugt und biegt Ayer an der Handlungsdramaturgie, um mit „Fury“ ein bockhartes Erlebnis zu liefern und beleuchtet mit den kettenbetriebenen Kampf- und Abwehrfahrten einer Panzerbesatzung der 2nd Armored Division einen bislang nicht gerade breitgetretenen Abschnitt des weiten WWII-Schlachtfeldes. Ob in den Straßen von Los Angeles oder auf den Pfaden des kriegsgebeutelten Deutschland: bei Ayer geht es rau und unerbittlich zu, in „Fury“ wird nicht edel und heldenmutig gestorben, sondern dreckig und elendig verreckt, die Männer aus dem Panzer sind vom Krieg aufgefressene und ausgespuckte Reste von Menschen, verdorben und verbittert vom Erlebten und dem eigenen Zutun.[…]In dem Sinne, ein Kriegsfilm zu sein und unmöglich ein Antikriegsfilm sein zu können, liefert Ayer für Pathos, Patriotismus und Pflichtergebenheit zumindest einen dämpfenden und kontrastierenden Kontext, der die Figuren in „Fury“ keinesfalls zu schablonierten Erfüllungsgefäßen und Saubersoldaten degradiert, die Glorifizierung von Tat und Ziel als ideologische Selbstverständlichung der absoluten Ausnahmesituation: der Feind wird verbal entmenschlicht, um ihn abschlachten zu können und die Wahrnehmung des Konflikts wird nach den Schemata der Unschuldigsten ausgelegt – nach Kinderlogik. DIE haben angefangen. Wenngleich nicht gegen den Krieg, so ist „Fury“ doch ein Film, der sich der Heroisierung von Tapferkeit und Mord für die gerechte Sache weitenteils entzieht, es ist ein Film der Opfer und Täter, von Schleifern und Fortgerissenen, die sich dem Töten er- und hingeben müssen, um heil aus der Sache raus zu kommen und irgendwie ein Stück Restgewissen zu bewahren versuchen.[…]Krieg macht keinen Spaß und Krieg hinterlässt keine Sieger, das ist keine umwälzende Erkenntnis und nur dafür hätte es David Ayers „Fury“ sicher nicht gebraucht. Mit seinen Setting-Spezifikationen, der puren Erlebnishärte und dem handwerklichen Niveau der Produktion ist es dennoch ein auf Spannungsspitzen zukonstruierter Höllenfilm mit Ayers typischer direkt-in-die-Fresse-Machart, die losgelöst vom WWII-Rahmen keine Hoffnung für den Kampf des Menschen gegen sein eigenes Blut zulässt, egal von welcher Seite aus der Konflikt ausgetragen wird. Die Bösen sterben, aber die Guten werden dabei zerstört. Das bringt Ayer in „Fury“ wie mit einem Hammerschlag auf den Punkt und seine unabstreitbare, aber doch nicht blank unreflektierte Bewunderung für die Uniformierten seines Landes verkommt einmal mehr nicht zum bloßen Loblied, sondern ist eine Studie der Unmenschlichkeit und Unmenschlichwerdung.[…]