Kommen wir doch direkt zum Vergleich zu Episode 7: Beide Filme haben ihre Stärken und Schwächen. Ich persönlich empfinde Episode 7 als insgesammt stimmiger, als den perfekteren Film, da Charaktäre und Story besser funktionieren. Allerdings bietet Roque One wiederrum etwas, das in E.7 viel zu kurz kam: einen stimmigeren Blick auf die Star Wars Welt. Episode 7 war viel zu sehr mit der Einführung der neuen Gesichter und der Fortführung der Geschichte beschäftigt, um sich der großartigen Welt von Star Wars zu widmen. So ist es auch nicht schlimm dass die Charaktäre in Roque One wesentlich blasser wirken, da wiederrum dem Universum mehr Zeit gewidmet werden konnte.
Es ist schlichtweg großartig, wie die Konsequenzen der politischen Umwälzungen nach dem Zusammenbruch der Republik insziniert werden und uns vor Augen geführt wird, wie das Imperium das Leben in der weit weit entfernten Galaxis verändert hat.
Das Imperium wirkt bedrohlich und allgegenwärtig wie nie zuvor in Star Wars.
Ich kann nur bestätigen das Roque One nicht nur in diesem Punkt am ehesten mit dem großartigen "das Imperium Schlägt Zurrück" zu vergleichen wäre.
So ist es nur konsequent anzumerken, dass der heimliche Star des Films, im wahrsten Sinne des Wortes, der Todesstern selbst ist, dessen Hintergrundgeschichte nun endlich näher beleuchtet werden kann. Das Imperium ist in seiner Tyrannei schon brutal genug, doch nun schleicht sich die ultimative Waffe des Imperators in die Himmel verlorener Welten. Den Bürgerkrieg, den das zur Folge hat, inszeniert Garreth Edwards Solide bis Brilliant. So schafft er die bis dato besten und ikonischsten Einstellung der gesammten Star Wars Saga. Nie zuvor sahen die Raumschlachten so toll aus. Und Nie zuvor wurde der Todesstern so kreativ in Szene gesetzt!
Die Bodengefechte dagegen sind eher Solide, wobei auch hier ein paar wirklich beeindruckende Momente zu verzeichnen sind.
Als dann die Rebellen und das Design der Gefechte sogar offensichtlich an den Vietnamkrieg errinnern, droht der Film seine starke Star Wars atmosphäre zu verlieren. Trost findet das Star Wars-Fan Herz darin, dass hier das erste mal seit Jahrzehnten wieder eine Schlacht mit den legendären Imperialen Kampfläufern zu sehen ist...und das ist der Hammer!
Allgemein ist es für mich als Fan des Imperialen-Designs ein Fest, wieviel Imperium gezeigt und wie auch der militärische Alltag auf die Leinwand geflutet wird. Es stellt sich die Frage, ob überhaupt die Ur-Trilogie den Einrichtungen und der Struktur Lord Vaders Streitkräften so viel Screentime gewidmet hat, wie dieser eine Film.
Natürlich könnte das gerade den Fans der kindgerechten Prequels missfallen, denn wer in Roque One auf ausufernde Lichtschwertkämpfe und Jedi-Trainings Montagen hofft, wird hier direkt enttäuscht. Der Mythos der Jedi lebt auch hier wiederrum in Erzählungen und Andeutungen fort, was deren Geschichte und die auf Roque One folgenden Ereignisse nur um so geheimnisvoller werden lässt. Aber viele Fans werden genau das erhofft haben: einen erwachsenen Star Wars Film ohne jeden religiösen Kitsch.
Dafür ergänzt der Film wundervoll die Welt, in der die letzten Spuren der Jedi existieren mit Orten, die man so nie zuvor in den Kino-Filmen gesehen hat. Vom imperialen Gefängnis bis hin zu pazifisch anmutenden Stützpunkten in paradisischer Palmen-Kulisse.
Urbanes Gewusel in pulsierenden galaktischen Metropolen und trostlose, karge Ebenen dürfen natürlich Frenchise Typisch ebenso so wenig fehlen.
Die Atmosphäre war selten so intensiv wie in diesen tollen Momenten.
Besonders Fans des Ur-Star Wars Episode 4 werden das eine oder andere mal entzückt Grinsen bei den geschickt eingestreuten Anleihen an den Klassiker unter den Klassikern, der so zudem behutsam einige charmante Erweiterungen erfährt.
Ganz allgemein gesprochen ist der Fan Service in Roque One viel weniger aufdringlich als noch in Episode 7 und viel sinnvoller in die Welt verbaut, so dass das Gefühl eines flüssigen Übergangs zu Episode 4 aufkommt denn soviel sei verraten: Roque One endet tatsächlich Stunden, wenn nicht gar Minuten vor Episode 4 und der Gefangenname Prinzessin Leias.
So muss nun auch erwähnt werden das einige wenige bekannte Charaktäre aus der originalen Saga zu sehen sind, mal unauffällig und auch mal weniger dezent aus dem Computer generiert, aber tatsächlich fast nur sinnvoll der Handlung wegen verbaut.
Und es ist wohl auch kein großes Geheimnis mehr das Lord Vader höchst persönlich ein paar wenige kurze Auftritte hat. Diese wenigen Szenen werden Kino-Geschichte schreiben, ist doch zumindest der letzte Auftritt des Lords schlicht weg perfekt insziniert und mit das beste, was ich jemals in Star Wars gesehen habe!
Es muss einfach gesagt werden: Das ist der beste Moment der ganzen Saga, seit dem bitteren Kampf zwischen Luke Skywalker und seinem Vater in Episode 5!
Roque One genießt mehrere perfekte Momente und darum ist es umso ärgerlicher, dass der Film in seiner Gesammtheit nicht als perfektes Meisterwerk durchgehen kann.
Es gibt zu viele unnötige Handlungsbögen und sogar unnötige Charaktäre, die einfach nicht hätten sein müssen. Ich möchte hier nicht weiter ins Detail gehen aber am besten lässt es sich so ausdrücken: am Ende von Episode 7 hätte und noch mal 2 Stunden zuschauen können, was die neuen Helden alles für Abenteuer erleben. Am Ende von Roque One war ich zwar aufgrund der brillianten letzten 60 Minuten wirklich gefesselt aber auch froh, die Schlacht hinter mir zu haben. Die ersten Minuten des Films sind großartig doch verläuft sich dann die Geschichte in der ersten Hälfte in zu vielen neuen Charaktären und einem unnötig wirren Plot. Hier wäre weniger mehr und ein klarer Verlauf erwünscht gewesen.
Ja, tatsächlich schaute ich auf die Uhr um einschätzen zu können wann der Film denn nun endlich zum Punkt kommt. Und das ist Schade, denn einige Figuren sind äußerst interessant geschrieben, so zum Beispiel der Bauleiter des Todessterns, Direktor Orson Krennic, von Ben Mendelsohn großartig verkörpert. Er wirkt wie ein noch junger und übereifriger General Tarkin, der in Roque One sein direkter Vorgesetzter ist. Aus den Reihen der guten sticht keiner der Darsteller wirklich heraus, allerdings ist einer der heimlichen Favouriten der Android K-2, der hier die Rolle des obligatorischen Roboter-Sidkicks in Roque One übernimmt. Er ist sprichwörtlich das dunkle Gegenstück zum stets naiven C3PO und im Gegensatz zum Goldjungen ein zynischer Klugscheisser ohne Illusionen. Er ist sich nie zu Schade ernste Situationen durch seinen realistisch bitteren Humor aufzulockern.
Die Ironie des Casts ist schon fast darin zu sehen dass die beiden Highlights des Essembles, Krennic und K-2, sehr geradlinig und klar geschriebene Charaktäre sind, während der Film in dem sie eingearbeitet wurden, zum Teil doch ebenso unentschlossene Längen aufweist. Da hätte ein wenig von der militärischen Präzision eines K-2 nicht geschadet.
Aber trotz dieser Lehrläufe im Handlungsbogen fügt sich Roque One geschmeidig und glaubwürdig zwischen die Episoden 3 und vorallem 4 ein und nährt das Epos mit einigen schönen Vertiefungen in das Unversum von Star Wars.
Dieser Film weckt sofort die Lust auf "Eine neue Hoffnung" und den neuen Blickwinkel, den er für die Vorgänge des Klassikers geschaffen hat. Und das ist das größte Kompliment das man dieser Star Wars Geschichte machen kann.
Roque One ist pures Star Wars Kino und einer der besten Filme der Saga. Er errinnert mich an meine Kindheit und an die Zeiten als ich die originalen Star Wars Filme nur unter einem Namen kannte: Krieg der Sterne!