Mit einem neuen Star Wars Teil folgen auch zwangsläufig große Erwartungen und der Erfahrung nach auch große Diskussionen. Werden die Zuschauer mit zu viel neuen Elementen und Ansätzen verschreckt oder honorieren sie einen Weg, der sich von den vorherigen Teilen unterscheidet? Wie diese Entscheidung auch ausfallen mag, Rogue One schlägt auf jeden Fall einen neue Richtung im Star Wars Universum ein, denn dieser Film ist düsterer und anders, als alles bisher gesehene.
Rogue One hat hier von Anfang an eine schwierige Gratwanderung zu meistern, als Star Wars Film muss er das Star Wars Gefühl liefern, was für viele gerade in den Prequels von George Lucas abhanden kam. Gleichzeitig ist allein durch das Ausgangsszenario kein typischer Star Wars Film möglich. Diese Gratwanderung meistert Rogue mit zunehmender Filmdauer immer besser, was schließlich in einem epischen Finale mündet.
Probleme hat der Film hier eher am Anfang, wo sich die Story noch etwas unrund anfühlt und es eher so aussieht, als wolle man mit einen eher Blockbuster-schematischen Aufbau einfach nur verschieden Stationen innerhalb der Story abklappern, was sich zum Glück mit längerer Filmdauer weitestgehend legt.
Im Bezug auf Schauspielerleistung holen alle Darsteller das Maximum aus ihren Figuren heraus. Als Fanfavorits erweisen sich hier jedoch nicht die Hauptdarsteller Jones und Luna, sondern viel mehr Donnie Yen und Alan Tudyk als Chirrut Îmwe und K-2SO , welche mit ihrem sich doch deutlich von den anderen Rebellen abgrenzenden Charakteren für die überraschenden Momente des Casts zuständig sind. Die Figuren sind leider gleichzeitig mit das größte Manko am Film. Bis auf Jane Erso wird quasi bei keinem der Charaktere eine deutlich Motivation deutlich, warum sie so handeln, ihre Geschichte bleibt in diesem Film leider unerzählt, nur Jane Erso bekommt in der Anfangssequenz eine Einführung, womit die Motivation ihrer Figur eingeleitet wird. Dies führt auch dazu, dass auch Mads Mikkelsen und Forest Whitaker, die namentlich größten Nummern im Cast, verhältnismäßig austauschbar bleiben.
Positiv wirkt sich stattdessen die Bösewicht Seite aus. Ben Mendelsohns Direktor Krennic ist ein Bösewicht, der noch länger in Erinnerung bleibt und von Mendelsohn mit seinem facettenreichen Spiel ausdrucksstark gespielt wird. Hier kommt es Mendelsohn auch zu Gute, dass (Spoiler für die, die nicht einmal den Trailer gesehen haben) die Figur von Darth Vader sehr dosiert eingesetzt wird, was optimal ist, da er so den eigentlichen Bösewicht Krennick nicht überstrahlt, dafür aber seine Szenen trotzdem eindrucksvoll im Gedächtnis bleiben. Gerade bei diesem Balanceakt, bekanntes einzustreuen und neue Aktente zu setzen, kann man ein dickes Plus auf seinen Zettel schreiben. „Rogue“ ist nicht überfrachtet mit Fanservice, sondern nutzt nur soviel bekannte Elemente und Charaktere, wie es die Story auch zeitlich im Rahmen der bereits etablierten Filme zulässt.
Die jedoch vielleicht größten Pluspunkte an diesem Film sind der fantastische Einsatz von CGI und Sets sowie das actionreiche Finale. Das CGI stimmt sich gut mit den variierten und toll gestalteten Sets ab, womit keine CGI Überlastung vorliegt, dieses bei Gebrauch jedoch immer wieder zum staunen bringt. Auch die Schauwerte mit vielen verschiedenen Drehorten grenzen sich von den andere Filmen ab und wissen trotzdem zu überzeugen, gerade das Finale sticht hier noch einmal positiv hervor, und setzt in Sachen Spannung, Action und Optik nochmal neue Maßstäbe.
Zu guter Letzt ist die vielleicht noch mit größte Überraschung das konsequente und für einen Blockbuster sehr atmosphärische und überraschende Ende, was sicherlich für Diskussionen und Unmut sorgen kann (!), jedoch in meinen Augen den perfekten Abschluss für diesen Film bietet.
Fazit: Letztendlich ist Rogue One ein äußerst unterhaltsamer Blockbuster, der viel Spaß macht und mit Blick auf das ganz Universum vielleicht genau das ist, was das Star Wars Universum gebraucht hat. Dieser Film dürfte vor allem denen Spaß machen, denen The Force Awakens zu nahe am Original war. Somit haben Rogue und The Force Awakens zwei völlig verschiedene Facetten und Welten von Star Wars gezeigt, was gerade auf die gespaltenen Reaktionen von teil 7 wichtige neue Farbe in Spiel bringt. Leider verpasst es „Rogue One“ aufgrund der etwas simpel konstruierten Story und nicht weit genug ausgearbeiteten Charakteren, zum völligen Kultfilm aller Original-Trilogie aufzusteigen.