Crimson Peak ist kein Horrorfilm. Er erzählt keine Geistergeschichte, sondern eine Geschichte mit Geistern, wie der Regisseur nicht müde zu betonen wird. Ich denke, das sollte man wissen, bevor man sich diesen Film ansieht, denn es stimmt. Crimson Peak ist weder wirklich gruselig noch unglaublich spannend. Dafür sind die Wendungen in der Geschichte viel zu vorhersehbar und die Gruselszenen mit Jump Scares einfach zu logisch in die morbide Atmosphäre des Films eingebettet, als dass sie einen aus dem Nichts schockieren könnten. Aber dafür hat Crimson Peak ganz andere Qualitäten. In einer Zeit, in der junge Regietalente immer wieder in modernen Blockbustern, in Auftragsarbeiten, verbraten werden, ist dieser Film endlich mal wieder einer dem eine Vision zugrunde liegt. Man merkt, dass Guillermo del Toro diesen Film gemacht hat, weil er ihn unbedingt machen wollte, weil er die Idee liebt, die hinter all dem steckt und die erst in der letzten Einstellung wirklich offenbart wird. Sein Film entführt in eine Welt, in der man nicht einfach alles vorgesetzt bekommt, sondern wo man sich die Hinweise selbst zusammen suchen muss. Diese stecken in den Kostümen, im extrem aufwendigen Setdesign, aber auch in der Bildkomposition. Jedes kleine Detail in diesem Film erhöht das Verständnis für die Figuren, ihre Vergangenheit und ihre Motive und das Bemerkenswerte daran ist, dass dieses Bild nicht auseinanderfällt, sondern stets kohärent bleibt. Die schauspielerische Leistung trägt ebenfalls zu diesem sehr stimmigen Gesamtbild dieser filmischen Zeitreise bei. Besonders hervorzuheben sind die drei Hauptdarsteller Mia Waiskowska, Tom Hiddleston und Jessica Chastain, die allesamt fantastisch aufspielen.
Trotz dieser herausragenden Qualitäten im visuellen Erzählen ist Crimson Peak leider kein Meisterwerk. Dass der Film nie wirklich gruselig wird, ist nicht schlimm, schließlich will er kein Horrorfilm, sondern eine Gothic-Romanze sein. Dafür muss man nur mit der richtigen Erwartungshaltung an den Film herangehen. Aber das ändert trotzdem nichts an der Tatsache, dass die Story im Kern sehr schwach und unoriginell ist. Natürlich wird sie durch viele kleine Details und die Art, wie sie erzählt und die Charaktere präsentiert werden, extrem aufgewertet. Aber das Potential für eine abgründigere, bösere und unvorhersehbarere Geschichte war auf jeden Fall da. Und wäre es genutzt worden, würden wir hier mit Sicherheit von einem herausragenden, weitaus fesselnderen Film sprechen, der die Jahrzehnte überdauern wird.