Es macht arbeit, für einen film eine kritik zu schreiben. Man muß lange nachdenken, eindrücke nachempfinden, aussuchen, worüber schreibe ich denn jetzt, wofür suche ich worte, was kann ich weglassen. Um dafür würdig zu sein, jedenfalls für mich, muß ein film rausfallen aus dem bereich, wo es mir egal ist, ob ich dazu etwas sage oder nicht, im negativen oder im positiven sinn.
Als wir träumten, ist für mich so ein film, der herausfällt. Er fällt heraus durch die unmenge an eindrücken, die nachhaltig in mir wirkten, noch lange, nachdem ich das kino verlassen hatte. Wenn ich hier anfangen soll, dann weiß ich zuerst mal nicht, womit. Es ist soviel, was zu sagen wäre. Was ist der erste, herausstechendste gesamteindruck? Ich fühle ihn, aber die worte, um das auszudrücken, muß ich lange suchen, um nichts falsches zu sagen. Ich habe andere kritiken gelesen und verarbeite das, was ich da gelesen habe, mit. Und ich frage mich, in welchem verhältnis steht das, was die anderen geschrieben haben, zu dem, was ich empfinde und denke zu diesem film. Die anderen sehen also nichts von dem außergewöhnlichen, was ich sehe, dafür anderes, was für mich nebensächlich oder völlig unbedeutend ist. Ich versuche weiter, die worte für meine eindrücke zu finden.
Dieser film hat eine echtheit an sich, ich könnte es auch ehrlichkeit nennen, die ich in dieser eindringlichkeit in einem film nie zuvor gesehen habe. Ich maße mir nicht an, zu behaupten, daß das der einzige solche film ist, zum beispiel meide ich meist deutsche filme. Es kann also sein, daß es noch andere solche gibt, aber als regelmäßiger kinogänger kann ich zumindest sagen, ich sehe jede woche mindestens einen neuen film und das seit 30 jahren.
Was für echtheit ist in diesem film, mehr als in anderen? Da fällt mir zuerst die echte reale äußerliche häßlichkeit ein. Die gezeigte rein optische DDR-Häßlichkeit ist schockierend echt. Häßliche gesichter, häßliche orte, häßliche möbel, sonstiges inventar, jede menge dreck aller art, verfallene gebäude, olle klamotten. Einer der hauptdarsteller wird gezeigt mit richtiger fetter akne im gesicht und sehr schiefen oberen schneidezähnen, sowas hab ich noch nie im film gesehen, im echten leben schon- öfter.
Als Gegenstück zu dieser erst einmal rein äußerlichen häßlichkeit gibt es das, na nennen wir es mal, traumpaar dieses filmes, der hauptdarsteller und das mädchen, in das er verliebt ist. Auf der einen seite dani, gespielt von Merlin rose- der hauptdarsteller in faszinierender mischung aus mädchenhaftigkeit( er erinnert mich an chloe grace moretz, aber das ist nichts schlechtes!!) und männlichkeit, auf der anderen sternchen, verkörpert von ruby o.fee, die mit einer feenartigen erscheinung rein äußerlich ihrem namen alle ehre macht. Innen drin sieht es eher nicht so feenhaft aus, wohl hauptsächlich deswegen kommen die beiden im film sich nicht wirklich näher.
Dazwischen viel prügelei, viel zerstörung, viel wut, viel alkohol und drogen, viel rausch und scheinbares oder auch echtes glücksempfinden, viele szenen aus der alten DDR, sehr viel sehr gute musik.