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Jimmy v
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4,5
Veröffentlicht am 6. April 2014
Als ich "The Best Offer" sah, habe ich mir wenig dabei gedacht, außer, dass Geoffrey Rush wieder eine phänomenale Leistung abliefern wird. So war es dann auch. Selbst meine andere Lieblingsschauspieler können noch so gute Leistungen abliefern: Bei Rush ist es einfach eine herrliche Freude ihm bei allem zuzusehen. Insofern ist "The Best Offer" allein deswegen schon unglaublich sehenswert, zusätzlich zu den atmosphärischen Qualitäten der Kamera und der Musik, die beide ebenfalls superb sind. Schließlich kann ich auch gar nicht feststellen, dass der Film sonderlich altmodisch daherkommen würde nur weil er etwas langsamer im Tempo inszeniert ist. (Doch Beschleunigung und die Moderne in der Filmkunst - das soll ein Thema für sich sein!) Was mich besonders faszinierte, war die Leichtigkeit, aber auch gleichzeitig Verstecktheit mit der sich der Film zwischen den Genres bewegt. Was wie ein Kunstfilm beginnt, wechselt in eine Charakterstudie von Virgil und seiner moralischen Wandlung, gesprenkelt von gar lustigen Elementen (perfekt dank Rush!), der Annäherung zweier Personen als Liebesfilm, sowie die brodelnde Quelle eines Thrillers. Besonders ist wie selbstverständlich und unaufgeregt dies erfolgt und keinesfalls durch einen Stilwechsel bemerkbar gemacht wird. Das ist große Filmkunst! Das Ende des Ganzen ist durchaus schon erkennbar, und, gepaart mit einigen Längen in der Mitte, auch wenig überraschend. Der Schlussakt bleibt dennoch interessant: spoiler: Durch den Wechsel der Szenen im Krankenhaus (Irrenhaus?) und den Nachforschungen, weiß man nicht, was chronologisch zuerst da ist, wodurch entsprechend auch das Ende im Café positiv wie negativ zu deuten ist. Entweder ist Virgil wieder alleine und noch verbitterter, oder er glaubt tatsächlich an die aufkommende Liebe, die er unbedingt braucht, weil alles Andere unwichtig geworden ist. Ihm mag klar geworden sein, dass er zeitlebens eher ein Ekel war, was jedoch sogar ein wenig verständlich ist, da er, wie die Geschichte über seine Kindheit verrät, ihn nur weiterbrachte. Virgil ist eine Person, die zuerst zufrieden mit seiner Einsamkeit ist, und dann, als sie Anderes entdeckt, betrogen wird. Ein bitteres Ende, selbst wenn Virgil Claire doch wiedersehen mag.
Man könnte noch weitere kleine Kritikpunkte finden. So finde ich ja, dass Sylvia Hoeks ihrem Leinwandpartner kaum das Wasser reichen kann. Das liegt aber auch ein wenig daran, dass das Interesse von Virgil an ihr noch etwas deutlicher ausgearbeitet sein könnte. Und ebenso fand ich das Stilmittel dieses "europäischen Mischmaschs" eher verwirrend als hilfreich. Fazit: Trotz kleinerer Kritikpunkte, einigen Längen und einem erwartbaren Schlusstwist, ist "The Best Offer" vor allem wegen Geoffrey Rush und der sehr interessanten Entwicklung seines Charakters, inklusive dem Ende des Films, unbedingt sehenswert. Dabei ist es durchaus legitim den Film mit Hitchcocks Über-Meisterwerk "Vertigo" zu vergleichen.
Giuseppe Tornatore, der Meister der romantischen Liebe, dem es immer wieder gelingt an der Schmonzette vorbeizusteuern und doch voll in ein Meer der Emotionen zu tauchen, hat hier die Romanze in einen Krimi übergehen lassen, ohne das zu erwartende Happy End völlig auszuschließen. Hierbei können Worte die Stringenz des Plots und den Zauber der Optik nicht annähernd beschreiben. Seine Figuren sind mit sehr viel Empathie versehen. Und wenn man sich von dieser Lovestory zwischen dem älteren Kunstsammler und Auktionator Virgil Oldman (Geoffrey Rush) und der reichen Erbin Claire Ibbetson (Sylvia Hoecks), die angeblich an Agoraphobie leidet, nicht einfangen lässt, muss man dennoch höllisch aufpassen, dass man die Verständniskurve zum finalen Kunstraub nicht verpasst. Oldman stellt für Claire ein Wertegutachten über die Kunstwerke in ihrem Palazzo her, die sie anfangs verkaufen möchte. Zu einschmeichelnd schildert Tornatore überzeugend wie Virgil seine Beziehung zu Claire entwickelt, wie er sie optisch entblättert: vom geheimnisvollen Mysterium einer Unsichtbaren bis hin zur ersten haptischen Berührung. Die beeindruckende Macht der Bilder/ Gemälde und die Tiefe der Gefühle schicken zeitweise das Gehirn in Urlaub. Virgils ganzer Stolz ist seine Hall of Fame, eine Sammlung erlesener Gemälde von unschätzbarem Wert. Claire verschwindet und forciert das Tempo nicht ohne Virgil noch ihre Lebensweisheiten mitzuteilen: ‘In jeder Fälschung steckt was Echtes. Menschliche Gefühle sind wie Kunstwerke. Eine Fälschung ist immer möglich. Auch in der Liebe.‘ Doch der verliebte Kunstkenner und z.T. auch der Zuschauer überhört die stillen Direktiven. Er erschrickt erst als Virgil auf regennasser Straße krankenhausreif geprügelt wird. (der 1. Schock!) (?) Eine Reihe von Randfiguren wie die Kleinwüchsige (Kiruna Stamell), die in einer Bar gegenüber dem Palazzo am Fenster sitzt, die alles sieht und nur unlösbare mathematische Phänomene verbalisiert wie z.B. ‘die Fläche einer Strecke‘, heißt übrigens Claire Ibbetson und ist die Besitzerin des Palazzos… Als Virgil von seiner letzten Auktion zurückkommt, findet er seine ‘Hall of Fame‘ leer. (der 2. Schock!) (?). Allein die Kleinwüchsige kann sybillinische Auskünfte geben. Seine Freunde sind alle verschwunden: Robert (Jim Sturgess), der automatische Maschinenmenschen aus dem 18. Jhd. reparieren kann, seine Freundin Sarah (Liya Kebede), die auf die schöne Claire eifersüchtig sein könnte, sowie Virgils Freund Billy (Donald Sutherland), ein Kunstfälscher. Ein GPS-Sender in Virgils Auto lenkt ihn auf eine mögliche Spur seiner Freunde: Prag, Uhren-Restaurant Night & Day. Auf die Frage des Kellners Sind sie allein? antwortet er ‘Nein, ich warte auf jemanden.‘ Und da sitzt er nun und wartet…
Eine sehr schöne Idee liegt "The Best Offer" zu Grunde. In weiten Teilen des Films wird diese auch wunderbar umgesetzt. Bei einigen, eigentlich nicht sonderlich dramatischen Szenen wird der Spannungsbogen derart gespannt, dass man sich als Zuschauer förmlich in die Sofaecke krallt. Doch leider wird die tragische Veränderung der Geschichte zu stark angedeutet und kommt dann letztendlich doch recht wenig überraschend daher. Da hätte ich mir ein wenig subtilere Andeutungen gewünscht. spoiler: Für mich war eigentlich ab dem Moment, als Sarah (die Freundin des jungen Mechanikers) Virgil Oldman aufsucht und ihm erzählt, dass ihr Freund ständig von einer Frau namens Claire rede, klar, dass Claire und der Mechaniker irgendwie unter eine Decke stecken und die Absicht haben den Auktionator zu bestehlen. Das Ende war dann letztendlich auch nicht wirklich befriedigend, was sicherlich auch die Absicht des Regisseurs gewesen ist, jedoch habe ich mir da eine etwas zufriedenstellendere Lösung gewünscht.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass "The Best Offer" ein durchgehend guter Film ist. Mit einem tollen Schauspieler-Ensemble und einer tollen Grundidee schafft es der Film weitestgehend seine durchaus vorhandenen Schwächen zu kompensieren.