Für mich ist Episode 8 einer der ambivalentesten SW-Filme. Er ist mysteriös, er hat eine tolle Meta-Sprache, und grandiose Szenen. Außerdem liegt eine Menge an der Oberfläche verborgen, das noch ausgelotet werden kann und vielleicht, im Gesamtpaket, befriedigenden Sinn ergibt.
Aber ich kann jeden Fan verstehen, der sich etwas veräppelt vorkommt. Regisseur Johnson musste in gewisser Weise den Fans den Stinkefinger zeigen und sein eigenes Ding machen, weil es unmöglich ist alle Zuschauer zu befriedigen. Aber ich finde, dass er es genau damit etwas übertreibt. Nicht nur durch den Humor (den ich meistens gut finde) oder auch Entwicklungen, vor allem aber das, was er nicht weiterführt, das zuvor begonnen wurde.
Mein größtes Problem (oder aber: Quelle der Verwunderung) am Film ist daher, dass er sich ein wenig wie “The Force Awakens - Teil 2” anfühlt - im positiven Sinne. Vieles, was man hier sieht, hätte man gerne schon im Vorgänger sehen wollen. Dass der Film direkt am Ende von Episode 7 einsetzt, hat daran natürlich einen gewissen Anteil. Wäre TFA aber tatsächlich ein 4-Stunden-Epos gewesen, hätten viele Kritiker von “The Last Jedi” manches sicher verziehen. Dann hätten auch einige ihrer tiefergehenden Fragen beantwortet und Erwartungen erfüllt werden können, weil der Film dann nochmal ganz anders sein dürfte und sich nicht mit den offenen Fäden des Vorgängers beschäftigen muss.
Ziemlich gut ist die Charakterentwicklung für die meisten Figuren. Kylo Ren, weiterhin meine liebste der neuen Figuren, aber auch Rey, die jetzt nicht mehr so Mary Sue-artig daherkommt. Poe Dameron. Finn und die neu hinzugekommene Rose hingegen eher schwach, weil deren Plot unnötig kompliziert ist. Leias “Aktion” war ein wenig seltsam, aber okay für mich.
Luke ist sicherlich die größte Kontroverse. Ich finde es sehr sinnig, Luke ist auf diese Weise gerade nicht der unfehlbare, perfekte, aber somit auch langweilige Jedi-Meister aus dem alten Expanded Universe. (Wie öde das teils sein kann, verdeutlichen die “Jedi Knight”-Spiele, die an sich geil sind und auch gut mit Lukes Rolle darin umgehen, einen aber immer wieder fragen lassen: Ja, mei, warum macht’s der Skywalker nicht selbst?!) Es lief ungefähr so ab, wie ich’s mir vorstellte. Dennoch:
Ich hätte gerne gesehen, wie Luke die Insel verlässt und nochmal mit dem grünen Lichtschwert loslegt. Ich erkenne aber auch an, dass die Projektion nach Crait am Ende des Films einen ganz bestimmten Sinn hatte. Unbedingt sterben hätte er aber nicht müssen. Nach der Entwicklung in Episode 8 hätte er auch als mächtiger, noch lebender Jedi-Meister in Episode 9 etwas im Hintergrund agieren können.
Und natürlich Snoke. Einerseits genial, andererseits nicht:
Ihn einfach so zu killen war brilliant und von mir gewünscht. Aber er hätte gerne noch ein, zwei Sätze zu seiner Herkunft verlieren können. Dann wären die Fans jetzt auch nicht so verärgert. Man kann immer noch über ihn erzählen, z.B. indem Kylo Ren jetzt die Quellen von Snokes Macht aufsucht. Das Problem an der Figur ist und bleibt: Man kann nicht einfach sagen, dass er “wie der Imperator” ist. Der durfte damals einfach sein, was er ist. Aber nicht Snoke, denn es ist schlecht erzählt eine zweite so mächtige Gestalt anwesend zu haben, die sich bisher aber nicht gezeigt haben soll.
Die eigentliche Hauptgeschichte, als klassischer Stand-off, funktioniert - ist aber irgendwie sicherlich nicht so interessant, wie das, was sich viele ausgemalt hatten. Hieß es in den Ankündigungstexten nicht die Figuren würden nun eine größere Welt betreten? Das war nicht der Fall. Vor dem Hintergrund potenzieller Falsch-Spoiler im Vorfeld war das enttäuschend. Ein paar Beispiele:
- Luke ist auf Canto Blith, also unterwegs.
- Luke & Rey vs. Kylo Ren & Knights of Ren auf Anch-To. Wie geil wäre das nur gewesen?!
- Luke trainiert Rey tatsächlich!
- Beerdigung von Han Solo.
- Anakin Skywalker Cameo, der seinem Enkel mal etwas Sinn und Verstand einbläut.
Zur Optik und Akustik braucht man nicht viel zu sagen. Das war, wie auch beim Vorgänger, ziemlich gut. Insbesondere die “stumme Schiffsszene” war grandios.
Fazit: Ich tue mich sehr schwer damit den Film letztlich zu bewerten. Ich vergebe vorsichtige 4 von 5, wie beim Vorgänger. Ein Rewatch könnte diese Wertung aber auch nach unten korrigieren - ich verstehe die Kritik am Film sehr.