Rian Johnson macht Star Wars 8! Der Typ der die mit großem Abstand beste Breaking Bad Staffel (Staffel 4) nahezu im Alleingang als Regiessuer gedreht hat. Johnson hat mich mit Looper begeistert, auch wenn ich den angeklebten Nasenrücken von Lewitt gewöhnungsbedürftig fand. Jedenfalls hat mich die Nachricht von Johnsons Verpflichtung damals mehr begeistert, als die von Trevorrow für SW9. Soll keine Aussage über Trevorrow sein, hinsichtlich seiner Qualtäten. Allerdings steckt Trevorrow bereits bis zum Hals in einem Franchise und da „nebenbei“ noch eine weitere große Filmserie zu stemmen, stelle ich mir ausgesprochen schwer vor.
Aber zurück zum Punkt, Star Wars war immer mein Lieblingsfranchise, zu dem man auch die Bücher liest und die Computerspiele mitnimmt um sich selbst immer weiter mit diesem Universum zu versorgen. Nach Star Wars 8 wird es auch genauso bleiben und (und das bringt einige Pluspunkte auf Johnsons Liste) wird durch den Film sogar, was das Universum angeht, noch ausgebaut und bereichert.
Aber schauen wir uns doch mal die „handwerklichen“ Arbeiten der „Sterneköche“ an. Kameramann Steve Yedlin macht hier mit seinem Team gute Arbeit. In einigen Einstellungen auf dem Exilplaneten von Luke, steht dieser dramaturgisch unnötigerweise in einem fiesen Gegenlicht, dass sind Einstellungen die sich mir in dem Moment nicht erschließen. Allerdings behaupte ich, dass auf diesem Niveau eine solche Einstellung nicht aus Versehen im finalen Film ist. Da der Rest des Films klasse in Szene gesetzt ist, mit ikonischen Nahaufnahmen, beeindruckenden Totalen und allem was die große Kameraschule so hergibt, lässt sich hier nicht wirklich meckern. Der Schnitt von Bob Ducsay, der solche filmischen Perlen wie San Andreas, Teenage Mutant Ninja Turtles 2 und auch Tremors 2 in Form geschnitten hat, macht ebenfalls einen soliden Job. Bei den gerade genannten Filmen waren sicher auch nicht der Schnitt die größten Probleme. Allerdings wirkten einige Überblendungen innerhalb der Erzählstränge holprig, als ob der zuvor gezeigte Teil mitten im Gespräch unterbrochen wurde. Diese Probleme werden nach TMNT2 für Ducsay neu sein, da es dort ja nicht wirklich was zu erzählen gab. Daher üben wir hier etwas Nachsicht.
Der Score von Williams ist über alle Kommentare erhaben und wurde sogar in Nuancen sinnvoll ergänzt (auch mit der Variante die wir im Trailer hören). Schlicht großartig und da bekommt auch jeder Padawan Gänsehaut! Der Ton von Ben Burtt (schon bei Erwachen der Macht mit im Boot) ist ebenso klasse gemacht. Audiotechnisch ist Star Wars bisher immer ganz vorne dabei gewesen, und das ändert sich auch hier nicht. Visuelle Effekte und Setting sind ebenfalls auf allerhöchstem Niveau, auch wenn der Greenscreen-Anteil wieder merklich nach oben gegangen ist. Dies ist dem Film allerdings nicht unbedingt abträglich, da wir viel, nein SEHR viel Neues aus dem Star Wars Universum kennenlernen. Das sind beeindruckende Settings wie Canto Bight (was ein bisschen an Monte Carlo erinnert), die niedlichen Porg (welche eine sensationell humorvolle Wechselbeziehung zu Chewbacca unterhalten) oder die gewaltigen Raumzerstörer. Am besten funktioniert der Film alledings immer dann wenn man die Tricks wohldosiert in einem ruhigen Moment in Aktion sieht. Ein alter Bekannter ist z. B. so gut gemacht, dass seine Präsenz direkt aus den Filmen 5 und 6 hätte sein können, ich will hier nicht zu viel verraten, aber wenn Ihr es seht, werdet Ihr Euch, ob der Darstellung, sofort zurückversetzt fühlen. Audio-visuell kann da dieses Jahr nur Dunkirk mithalten.
An dieser Stelle weiche ich mal kurz davon ab die Darsteller immer im letzten Absatz zu behandeln, denn hier findet man gerade einfach nur mehr von dem was mich sowieso schon im letzten Teil begeistert hat. Mark Hamill spielt hier die Rolle seines Lebens. Luke hat ihn gleichermaßen als Schauspieler abgestempelt, wie auch in diesem Film endgültig geprägt. Mark Hamill ist Luke Skywalker und wohl andersrum auch. Er spielt hier Reys Yoda, und das mit eben dem gleichen kauzigen und humorvollen Selbstverständnis wie Frank Oz damals dem kleinen grünen Sumpfbewohner Leben eingehaucht hat. Carrie Fischer hat starke Momente aber insgesamt nicht die Aura die Hamill versprüht, schade dass Sie im nächsten Film wohl keine ausgiebige Rolle mehr spielen wird. (Wobei ich Peter Cushing auch letztes Jahr noch im Kino gesehen habe… ) Adam Driver bleibt für mich ein starker Antagonist, zumal er hier auch eine beeindruckende Physis an den Tag bringt. Denn dieser hier, ist der erste Star Wars Film in dem es blanke Brüste zu sehen gibt. Was hier nach einem Cameo von Janet Jackson klingt, ist Kylo Ren im Badezimmermodus. Driver wirkt älter, verbitterter, verzweifelter…wie schon in meiner Rezension von Episode 7 bemerkt, eine sehr gute Wahl als Kylo Ren. Daisy Ridley und Oscar Isaac geben uns mehr vom gewohnt Guten, John Boyega hat trotz einiger Leinwandzeit keine Weiterentwicklung seines Charakters vorzuweisen, was aber hier wohl weniger am Schauspieler liegt. Die Neuzugänge, und dazu zähle ich auch Andy Serkis, bleiben eher blass und untergeordnet. Laura Dern spielt solide allerdings ist Ihr Charakter derart überflüssig, dass man sich fragt, ob man Dern nicht ebenfalls zu Hardy und den Prinzenrollen in ein Stormtrooperkostüm hätte stecken sollen. Kelly Marie Tran führt zumindest die Tradition der fragwürdigen Frauenfrisuren in Star Wars fort und Andy Serkis verlässt bis auf eine kurze Szene nicht einmal seinen Thron. Bleibt noch Benicio del Toro der seinem Charakter zumindest Tiefgang und Kontur verleihen darf, und das auch tut. Zu guter Letzt noch General Hux, der durch Domnall Gleeson dargestellt wird. Ein Bösewicht muss finster dreinschauen, soweit so gut, aber irgendwie scheiden sich bei Hux die Geister. Einerseits zurückgegeltes Haar und einen grimmigen Gesichtsausdruck in bester Imperiumsfieslingstradition (Gleeson hätte bestimmt auch das Zeug dazu, einen mächtigen Bösewicht darzustellen), andererseits sieht das Drehbuch gleich in der ersten Szene des 8ten Teils eine Entmannung des Bösewichtdaseins vor. Danach ist Hux leider mehr Kylo Rens Szenen Wingman. Aber das liegt wohl am Drehbuch und den Dialogen.
Wo wir auch bei den abschließenden 3 Punkten wären, die wohl untrennbar miteinander verbunden sind. Regie, Drehbuch und Dialoge! Bei der eigentlichen Regie ist Johnson über jeden Zweifel erhaben. Drehbuch und Dialoge bringen uns da vor ein zwiespältigeres Problem. Ich will hier nicht spoilern, aber das ist in Rezensionen auch echt schwer. Gleich die erste Szene gibt eigentlich einen vielversprechenden Bösewicht der Lächerlichkeit Preis. Warum? Als eingefleischter Star Wars Fan hat man nichts gegen Augenzwinkern und auch mal etwas nerdigen Humor, aber es braucht gerade in Sachen Humor hier mehr Feingefühl. Johnson übertreibt es. Für den geneigten Krieg der Sterne Liebhaber gibt es viele Momente die einfach zu Unrecht mit einer flapsigen, witzig gemeinten Bemerkung oder Aktion in der Atmosphäre gebrochen werden. Versteht mich nicht falsch, ich mochte das Stilmittel in Episode 7, schon als zu Beginn Poe Daemeron mit Kylo Ren darüber sinniert wer nun zuerst das Wort ergreift. Aber was Johnson da macht, kratzt, besonders in der ersten Hälfte, hart an einer Ernsthaftigkeit ähnlich der Hot Shots Filme. Die Dialoge wechseln von urkomisch über bierernst zu unfreiwillig komisch. Hier beachte man die Szene in der Hux in einem Raum voller Computer und davor sitzender Mathemagier seinen nächsten Drohnenarbeiter nach den Treibstoffreserven fragt, worauf dieser in aller Selbstverständlichkeit antwortet: „Nach unseren Berechnungen? Kritisch!“…Krass…ich vermute eine so genaue Auskunft hätte der gute Cesar aus Planet der Affen mit einem Abakus auch hinbekommen. In der Folge beruhigen sich die Gagschreiber bei Disney. Die zweite Hälfte überzeugt mit weitestgehend guten Dialogen. Plotholes sind zwar nicht zu übersehen, dennoch sei hierzu kurz erwähnt, dass Oscar Isaac hier nicht den Fletcher Christian gemacht hätte, wenn Frauen als Vorgesetzte einfach mal mit einem reden würden. Aber das spoilert schon wieder fast…also lassen wir die Logikfehler mal links liegen, zumal die meisten der Spannung des Films einen guten Dienst erweisen. Dennoch sieht der Plot immernoch viele sehr gute Einzelszenen vor.
Kommen wir zum Fazit: Star Wars 8 hätte mit ziemlicher Sicherheit die Qualität von TESB erreicht, wenn…ja wenn Johnson den Klamauk nicht so sehr übertrieben hätte. Bei Episode 7 konnte man zum Humor noch schreiben, gewagt und gewonnen, hier ist das leider nach hinten losgegangen. Das heißt nicht dass wir hier nicht einen sehr guten Film sehen, aber er fällt gegenüber 7 wieder etwas ab und zerstört leider auch einige Charaktere für die folgende Episode.