Ist schwierig für mich eine Rezension für einen Film zu schreiben, dessen Franchise mich begeistert, seitdem ich wirklich aufmerksam Filme schauen kann.
Ich habe damals als kleiner Junge noch „Krieg der Sterne“ auf Video 2000 geschaut, zu der Zeit hat Greedo noch das bekommen, was er verdient hat. Aber die Nostalgie mal bei Seite.
Grundsätzlich ist mir auch egal, wem, welches Unternehmen gehört, zumal Disney mehrfach bewiesen hat, dass es ausgezeichnet unterhalten kann. Als ich hörte, dass Star Wars fortgesetzt wird, schlug mein Herz höher und ich hatte nur einen sehnlichen Wunsch: „ Jar Jar Binks muss sterben!“ …Nein , nur Spaß (Irgendwie aber auch nicht).
Ich wollte nicht, dass George Lucas den Film macht. Versteht mich nicht falsch, Episode 4 war klasse! Zu damaliger Zeit tricktechnisch und erzählerisch eine Vision. Aber Lucas hat den Blick für den Zuschauer verloren, die Prequels waren in der Reihenfolge von mäßig über "in Ordnung" bis gehobenes Mittelmaß. Lucas ist einfach kein guter Regisseur, aber ein erstklassiger Geschichtenerzähler.
Abrams ist einfach die perfekte Wahl, lediglich Spielberg wäre noch eine ähnlich gute Alternative gewesen. Abrams Vita weist einige gute Filme auf, sowohl als Produzent (Cloverfield) als auch als Regisseur und Drehbuchautor ( Star Trek, Super 8). Mit Star Wars 7 hat er sich meiner Meinung nach endlich die Reputation erarbeitet, die er verdient.
Wobei man da sagen muss, dass man irgendwie das Gefühl hat, dass er sich explizit für dieses Projekt zuviel Arbeit aufgehalst hat. Von der Inszenierung ist Star Wars 7 gut, aber teils holprig. Der Schnitt ist nicht immer elegant gelöst, die beiden Damen die als Cutter (Maryann Brandon, Mary Jo Markey) geführt sind, trifft da sicher nicht allein die Schuld (vor allem weil es handwerklich solide ist), aber dennoch glaube ich , dass das auch besser geht. Woher die Oscar Nominierung rührt, ist mir ein Rätsel.
Wo ich dann auch gleich den rasenden (Falken-)Übergang zur technischen Seite des Films schlage. Die Kamera (Daniel Mindel) ist gut, es sind einige schöne Einstellungen dabei. Dennoch nichts was einem den Boden unter den Füßen wegschlägt. Das hat Mr. Mindel für andere Regisseure schon aufregender gestaltet (für Scott bei "Domino" oder Stone bei "Savages") und auch für Abrams hat er schon interessantere Arbeit abgeliefert (Star Trek: Into Darkness).
Was die Tontechnik angeht ist das ganz großes Blockbuster-Kino. Score, Sound und Sound-Edit sind wirklich überragend und zurecht Oscar-nominiert. Sollte ich Prognosen abgeben wollen, wären das die beiden Academy Awards die SW7 auch bekommt. Mach ich aber nicht…
Die visuellen Effekte sind ebenfalls grandios, allerdings sollte man da auch den Anspruch an das Franchise haben, dass ILM nicht mehr oder weniger macht als Standards zu setzen. Was den Fan begeistern sollte ist der Wechsel vom Bluescreen und CGI Wahnsinn zu „realen“ Bühnen- und Szenenbildern. Eine Entscheidung die zur Atmosphäre des Films positiv beiträgt.
Kommen wir zu den storytragenden Teilen des Films, das Drehbuch ist sicher einer der größten Streitpunkte. Aber bemühen wir mal einen bildlichen Vergleich, ich habe mit Episode 4 ein echt cooles Auto gestartet (so eine Mischung aus De Lorean und Batmobil), nehme mit den folgenden Filmen mal so richtig Fahrt auf und steuere mit der Prequel-Trilogie auf eine Wand zu. Mit Episode 3 schaffe ich es gerade noch die Karre zum stehen zu bringen, bevor ich es an die Wand gesetzt hab. Also was spricht dagegen , das Auto nach dem Anlassen erstmal ordentlich zurück zu setzen und Anlauf zu nehmen. Natürlich ist das alles auf „Vernunftbasis“ und Wortspielkönige würden jetzt sagen, wieso durchbricht man die Mauer nicht einfach. Weil die Chance eben groß gewesen wäre, dass der Schwung nicht gereicht hätte. Ich bin ein Unterstützer des Drehbuchs von Arndt, Abrams und Kasdan. Es ist wie Han zu Chewie gesagt hat, wer mit „Eine neue Hoffnung“ groß (oder in meinem Fall nur älter)geworden ist, der „ist wieder zu Hause!“ .
Abgesehen von manchmal ulkigen Dialogen (diplomatisch ausgedrückt) ist das gesprochene Wort gut eingesetzt. Ein absoluter Hit ist der für einen Star Wars Film „neue“ Humor. Weit, weit weg vom Jar Jar Binks Slapstick, eine absolute Wohltat, bereits die erste Szene zwischen Poe Dameron und Kylo Ren bietet diese unerwartete Situationskomik. Gewagt und Gewonnen…Humor der sich eher an den „Guardians of the Galaxy“ orientiert, denn am vorhergehenden „Star Wars Lore“.
Die Schauspieler sind durchweg hervorragend gecastet, Oscar Isaac als „neuer“ Han Solo und Harrison Ford als eben Han Solo, sehr gut. Auch wenn Isaac sicher etwas mehr Leinwandzeit gut gestanden hätte. Daisy Ridley und John Boyega machen Ihre Sache sehr gut, absolute Sympathieträger.
Ich persönlich finde Adam Driver fantastisch als Antagonist Kylo Ren. Wer jetzt berechtigterweise sagt, dass unter dem Helm aber ein Milchbubi steckt, stimmt…aber visueller hätte man die Diskrepanz zwischen dem „dunklen“ Kylo Ren und dem innerlich zerrissenen, eher verletzlichen Alter Ego gar nicht erfassen können. Und meine Vermutung ist, dass Adam Driver in den nächsten Jahren noch etwas älter wird (gewagte These), womit dann auch seine Entwicklung als dunkler Lord optisch für alle Zweifler „greifbarer“ wird.
Der restliche Cast ist gewohnt gut, aber der nicht ganz so heimliche Star des Ensembles ist der neu eingeführte Droide BB-8. Dieser erweitert Asimovs Gesetze um ein weiteres:“Roboter haben Menschen zu unterhalten!“ Was 3PO und Erzwo als dynamisches Duo in den vorigen Episoden erledigten, macht der murmelige Blechball komplett allein. Der beste Sidekick seit Leo Getz!
Ich habe lange überlegt ob ich für einen Star Wars Film eine Rezension verfassen soll, schließlich wettet man beim Oddset auch nicht auf seinen Lieblingsverein. Aber die Gedanken zu einem Film der mich meinem Lieblingsfranchise wieder sehr viel näher gebracht hat, wollte ich gern loswerden.
Fazit: Wäre Star Wars eine Beziehung, wäre Abrams als Eheberater erfolgreich gewesen. Ich kann wieder lieben, möge die Macht mit Euch sein!