"Chewie, wir sind zuhause".....ein Satz der bereits im Trailer für Furore unter den Fans gesorgt hat, war es doch das erste Wort des beliebten Schmugglers Han Solo seit über dreißig Jahren Abstinenz, den bekanntlich tauchte er in der Prequel Trilogie nicht auf. Und treffender könnte es Harrison Ford nicht formulieren. "Das Erwachen der Macht" fühlt sich wirklich an wie nach Hause kommen. Endlich ist Star Wars wieder ein launiges Science Fiktion Märchen, das den Geist der alten Filme atmet und Trick technisch beeindruckt. Ein bisschen mehr Mut und Plot Überraschungen hätten dem ganzen aber die Krone aufsetzen können....
Mal ehrlich, selbst die nicht Fans dieser fantastischen Saga konnten sich ein gewisses Interesse an der Veröffentlichung dieses Films nicht verweigern. Für mich als Fan der ersten Stunde, der seit fast zwei Jahren jedes noch so kleine Schnipsel über Story und Charaktere aufgesaugt hat ist es fast unmöglich hier objektiv zu bleiben, und so muss ich zwei differenzierte Meinungen abgeben. Zunächst einmal versuche ich "Episode 7" sachlich nur als "normalen" Blockbuster zu beurteilen, und hier macht er meiner Meinung nach alles richtig und ist ein glas klares Meisterwerk geworden! Regisseur JJ. Abrams versteht es einfach, was Kinounterhaltung ausmacht. Tolle Gänsehaut Momente, große Bilder, dynamische Action und liebenswerte Figuren. Von Anfang bis Ende hat er ein gutes Tempo, führt die neuen Charaktere gelungen ein und lässt sie uns sofort ans Herz wachsen. Und gerade die erste halbe Stunde hat für mich so viel Feeling und Momente, das es bestimmt das beste ist was ich seit Jahren im Kino sehen durfte. Etwa wenn die junge Plünderin Rey auf ihrem Heimatplaneten Jakku sich ihre Essens Ration abholt, sie tauscht Schrott dagegen ein, und dann alleine in der Wüste vor ihrer kleinen Behausung, einem abgestürzten Raumschiff sitzt. Sie blickt in die untergehende Sonne und zieht sich einen alten Helm auf, eine sehr romantisch, schöne Szene. Auch der Bösewicht wird rasch eingeführt, ein Mann namens Kylo Ren, der an eine Information kommen möchte und dafür auch schon mal Dorfbewohner umbringen lässt und einen Piloten entführt. Überhaupt der Böse. Adam Driver spielt in so ambivalent wie noch nie eine dunkle Gestalt im Star Wars Universum war, aber dazu später mehr. Die Story kommt dann über einen desertierten Stormtrooper der auf Jakku abstürzt schnell ins Rollen, und auch der kleine Druide BB8 den Rey in der Wüste befreit, birgt ein Geheimnis das sie in ein großes Abenteuer stürzt. Von da an zieht Abrams deutlich an der Tempo Schraube an und bringt großartige Bilder auf die Leinwand. Dynamisch fliegt die Kamera über und um die Kampfszenen in der Luft herum, und auch der Humor ist so Pointenreich gesetzt das der Film sogar unerwartet lustig geworden ist. Dies ist aber nie drüber und passt immer in die Situation, es ergibt sich einfach aus dem Handeln der Personen und das ist eine längst ausgestorbene Kunst. Das Weltall sieht in 3D natürlich superb aus, ein Muss ist es aber nicht. Sehr positiv ist auch das fast alle Kreaturen und Gestalten angefertigte Puppen sind, und auch die Ausstattung besteht aus vielen realen Sets. Nur wenn es sein musste kam natürlich CG-I zum Einsatz was sich aber bis auf wenige Ausnahmen nahezu perfekt ins Gesamt Bild einfügt. Noch nie sahen Laser Schwerte so echt aus oder Raumschiffe die sich beschießen taten das in so einer guten Bild Qualität. Hier wurde ganze Arbeit geleistet. Die neuen Charaktere spielen allesamt ihre Rollen glaubhaft und als Zuschauer will man sofort wissen was ihre Geschichte ist, was großteils an dem famosen zusammen Spiel von John Boyega und Daisy Ridley liegt, die gemeinsam die meiste Leinwand Zeit haben. Ihre Chemie passt ebenso wie die zu Oscar Isaac, der aber leider viel zu selten zu sehen ist. Technisch und visuell werden hier beeindruckende Bilder geboten, von großen Panorama Wüsten Aufnahmen, dynamischen schnell geschnittenen Action Szenen oder der Gänsehaut Choreographie in einem verschneiten Wald, das sowohl visuell genial gemacht ist, vom Leuchten der Schwerter, dem dichten Treiben der Schneeflocken bis hin zur überraschenden Auflösung passt einfach alles. Die Bildsprache des Films erfüllt alle Register, vom einem grünen Waldplaneten, dem schon beschriebenen Wüsten Planeten und dem verschneiten Planeten wo sich die Super Waffe der sog First Order befindet. Die Innenaufnahmen der Raumschiffe und Frachter sind ebenso mit viel Liebe zum Details ausgestattet, und spätestens wenn die Burg einer alten Piratin erreicht wird schlägt das Film Herz höher. Die Kamera schwenkt durch einen Raum mit seltsamen Aliens und Kreaturen, die so echt aussehen und genau den Charme haben wie es in der Original Trilogie war. Der Plot ist auch für nicht Star Wars Fans verständlich, hier und da ein bisschen mehr Erklärung wäre schon noch drin gewesen, aber die Dialoge passen und der Schnitt wurde ordentlich gesetzt, immerhin hat der Film schon eine Laufzeit von 136 Minuten , was ihn sehr kurzweilig macht. JJ. Abrams, der bereits Star Trek wiederbelebt hat, verzichtet fast komplett auf seine berühmten Lense Flares (aufdringliche Farben Blendungen) und dennoch ist sein Stil unverkennbar . Wenn etwa die Kamera von hinten durch ein Raumschiff auf den Bösewicht gleitet oder er mit spektakulären Drehungen gerade in den Luft Szenen einem den Atem stocken lässt. Doch auch die Panorama Bilder kann er wie kaum ein anderer auf die Leinwand zaubern und er hat immer ein Auge dafür wann die Darsteller und wann das große Ganze zu sehen sein sollte. Handwerklich hat er da absolut klasse Arbeit geleistet.
Jetzt muss ich den Film aber auch als Fan beurteilen und ihn in einen Kontext zu den anderen der Reihe setzen. Natürlich ist er deutlich besser als die ersten beiden Prequels, vom Niveau bewegt er sich in etwa bei "Die Rache der Sith". Da werden viele jetzt aufstöhnen und es nicht verstehen, was aber nicht bedeutet das es sich vor den Originalen verstecken muss, Episode 3 hatte nur etwas mehr Mut und war der dunkelste von allen. Hier wurden einfach neue Ideen und Mittel eingesetzt und ein überspitzt ausgedrückt ein mega Reboot von "Eine neue Hoffnung" auf die Leinwand gezimmert, was aber auch nicht schlecht gemeint sein soll. Denn viele neue, tolle Darsteller, ein ganz eigenes Feeling und wie schon erwähnt großartige Bilder grenzen ihn dennoch von seinem berühmten Vorgänger ab. Doch beim Plot hätte ein bisschen mehr künstlerische Freiheit drin sein können. Immerhin war mit Lawrence Kasdan ein Schreiberling von Episode 5 und 6 mit am Werk. Die Version von Michael Arndt, die dann bis auf Kleinigkeiten und den Figuren der Rey und des Finn überworfen wurden hätte womöglich mehr neue Reizpunkte gesetzt und vielleicht mehr Eigenständigkeit geschaffen. In kurzer Zeit mussten Abrams und Kasdan dann ein unfertiges Drehbuch beenden und viele Dinge die ihrer Meinung nach einfach nicht funktionieren wieder über Bord werfen. Sie haben sich dann für den einfachen, den schnellen Weg entschieden wie Meister Yoda sagen würden. Wieder werden Charaktere durch viele Zufälle in ein großes Abenteuer geworfen, und müssen sich ihrer Herkunft und Bestimmung klar werden. Wieder gibt es die dunkle Seite und eine Art Todes Waffe. Hier möchte ich gar nicht viel Spoilern, der ganze Plot Verlauf ist aber sehr ähnlich, wenngleich hier andere Blickwinkel im Fokus stehen. Das der Bösewicht Kylo Ren ebenso wie Rey etwas mit der Star Wars Vergangenheit zu tun haben wird einem Fan ebenso schnell klar wie das was zum Ende hin passiert, wenngleich, und das muss ich Abrams wieder zu Gute halten einige Szenen so eine Schönheit und Eleganz haben das man da ganz gut drüber hinweg sehen kann. Die Schauspieler waren hierbei ebenso ein Segen. John Boyega und Daisy Ridley passen einfach klasse zusammen und spielen ihre Rolle ganz anders als gedacht. Gerade Ridley verfügt über klasse Ausstrahlung, ihr Gesicht kann sowohl Freude als auch Trauer sehr gut wieder geben und man folgt ihr gerne durch die Geschichte. Adam Driver spielt einen so ganz anderen Bösen wie gedacht, was ebenso ein gutes Drehbuch Element ist. Er ist nicht einfach nur ein Handlanger der dunklen Seite, er hat immer wieder auch mit sich selbst zu kämpfen und ist anders als Darth Vader noch lange nicht fertig damit, den Umgang mit der Macht perfekt zu beherrschen, obgleich es sie aber auch ganz anders einsetzt. Driver nimmt man diesen Charakter ab, auch wenn es ein wenig dauert bis man mit ihm Warm wird. Der Star der alten Haudegen ist aber ganz eindeutig Harrison Ford. Er behält im Kern seinen Han Solo von früher bei und fügt ihm mehr Weisheit und Väterlichkeit mit hinzu, was sehr gut zu der Rolle passt und sein Altern glaubwürdig erscheinen lässt. Carrie Fisher hat zwar viel weniger Screen Time, meistert diese aber mit ebenso Eleganz und Bravour, sie ist weit vom einer Glanzleistung entfernt aber trotz ihres optisch mittlerweile sehr limitieren Aussehens steckt noch immer viel Leia in ihr. Andere wie Max von Sydow haben sehr kurze Auftritte und fügen sich ordentlich mit ein, Mark Hamill lasse ich hier bewusst mal außen vor. Die per Motion Capture gespielte Figur der Maz Kanata sieht am Anfang sehr Computer generiert aus, wenn sie aber mehr im Bild zu sehen ist fällt das aber nicht mehr so schlimm ins Gewicht, und Lupito Nyongo verpasst ihrem 1000 Jahre alten Charakter viel Emotion, 100 Prozent gelungen finde ich sie aber dennoch nicht. Die zwei großen Reinfälle sind für mich aber Andy Serkis und Domnhall Gleeson. Da hat man zweimal daneben gegriffen. Gleeson spielt einen General namens Hux der aber so gelangweilt und ohne Charisma daher kommt, das ich mich frage ob das gewollt war oder er unterfordert ist. Vielleicht kommt da im nächsten Teil ja noch mehr. Motion Capture Spezialist Serkis, der es ja eigentlich kann (Gollum, King Kong, Ceasar) spielt für mich die einzig wirklich verhunzte Figur. Was sich die Designer bei ihm gedacht haben bleibt wohl ihr Geheimnis. Eine echte Maske wäre tausendmal glaubhafter und düsterer gewesen, immerhin ist er der große Big Boss, sein Erscheinen war aber leider eher wie in einem Kinder Animations Film. Hier hoffe ich ebenso auf Besserung in Episode 8. Die Musik von John Williams vermisst ebenso etwas eigenes, zwei Themen haben mir aber besonders gut gefallen und sind sehr schön arrangiert, wenn es um Rey geht kommt eine tolle Aufbruchstimmung und das Ende ist eine epische musikalische Glanzleistung. Sehr einprägsam und groß, eines End Scores würdig.
Das Feld für Rian Johnson ist bestellt. Viele Fragen wurden aufgeworfen, Background für die Charaktere zum Teil nur kurz angerissen. Warum manche so handeln wie sie es tun, wie es zu ihrer Situation kam und warum manche auf der einen oder anderen Seite stehen muss ebenso noch geklärt werden wie der gesamte Plot Point, also das Gerüst auf dessen Fundament die Figuren die wir jetzt kennen und zum Teil Lieben gelernt haben, stehen. Abrams und Kasdan haben im Geiste der alten Trilogie einige sehr spannende Fässer aufgemacht, und Johnson muss diese nun weiter ausfüllen. Hier erwarte ich etwas mehr kreaivität und eine Story die sich von der Ur Trilogie emanzipiert. Das er nicht nur Regie führt sondern auch das Drehbuch schreibt zollt von großem Vertrauen in den Mann hinter "Looper", und ich hoffe er weis damit umzugehen, es ist aber auch eine sehr große Chance das Universum um eine weitere Perle zu erweitern.
Zusammengefasst ist den Machern von Episode 7 ein Meisterlicher Film und ein zufrieden stellender Fan Service gelungen. Mit einer famosen Mischung aus praktischen und CGI Effekten fühlt sich die Star Wars Welt einfach wieder dreckiger und echter an. Die Charaktere sind liebenswert und lassen uns teilhaben, die Kamera erzeugt sehr viele dynamische aufregende Action Szenen und große Bilder werden mit Emotionalen Dialogen gefüllt. Die Macht ruft nach Ihnen und erzeugt oftmals richtige Gänsehaut, und das Ende ist einer der besten Schluss Szenen die ich so im Kino gesehen habe. Es bleibt aber der fade Beigeschmack das Disney doch extrem auf Nummer Sicher gehen wollte und keine Zuschauer verprellen wollte. So werden sich viele an dem sehr identischen Plot Verlauf stören, andere werden gerade darin ein Gefühl des wieder zu Hause seins entdecken, den der Haus Anstrich mag sich verändert haben und Nachwuchs gab es auch, aber im Inneren ist sind es doch noch immer die gleichen Mauern und der gleiche Geruch wie früher. Und das ist doch ein sehr tröstlicher Gedanke.
Fazit: "Das Erwachen der Macht" führt mit grandiosen Effekten, dynamischer Kamera und einer liebevollen Ausstattung das Franchise in eine neue Ära und macht dank toller Darsteller und unerwartet viel Humor verdammt viel Spass. Die Hommage an die "alten" Filme bremst ihn aber trotz neuer, eigener Emotionen immer wieder aus und lässt eigene Kreativität vermissen. Herausragende Kino Kost, zum Meisterwerk reichte es aber noch nicht.