Star Wars Fans sind extrem anstrengend, insbesondere wenn es um die nun 9 teilige Skywalker Saga geht. Wenn man nicht gerade ein Meisterwerk abliefert, wird gutes Kino einfach wegen des hohen Anspruchs in der Luft zerrissen oder ein schlechter Film wird dennoch abgefeiert. Eine objektive Meinung will ich mir beim Thema Star Wars gar nicht attestieren, aber „Der Aufstieg Skywalkers“ ist Kino wie man es auch im Kino sehen muss. Aber hier auch nicht zu viel verraten…dennoch bitte ich um VORSICHT beim Lesen der Rezension, eine Bewertung ohne Rückschlüsse auf die Handlung ist nahezu unmöglich. Tut Euch den Gefallen und bildet Euch selbst eine Meinung ohne diese Rezension weiterzulesen, wenn Ihr den Film noch nicht gesehen habt.
JJ Abrams und seine Liebe zum Star Wars Franchise: Das Abrams schon immer einer großer Bewunderer des Franchise ist, ist denke ich kein Geheimnis. Umso schwieriger stelle ich es mir vor, einen Film auf die Beine zu stellen, der Kritiker und Fans, aber vor Allem einen selbst davon überzeugt ein gutes Ende formuliert zu haben. Man merkt dem Regisseur und seinem Team um Set-Bild (Carter und Jenkins), visuelle Effekte (Guyette), Make up Künstler (das Team um Grice & Harper) & SFX (Tuohy, Cancino & Lovett) einfach an, dass sie die Episoden 4-6 inhaliert haben (übrigens alle auch schon bei das „Erwachen der Macht“ oder einer anderen Star Wars Produktion dabei). Die Architektur der Sternenzerstörer, der Wechsel von schwarz zu weiß innerhalb dieser, die im Vordergrund platzierten Puppen bei Planetenpanoramen.....all das bringt eine so unglaubliche „Star Wars Atmosphäre“, das man, als alter Fan, die Beteiligten einfach nur umarmen möchte.
Der Score ist gewohnt klasse, aber John Williams experimentiert hier auch wenig. Schön das Williams wieder alte Stücke zur Musikuntermalung heranzieht, wie zum Beispiel das dissonante, wenig rhythmische Trommeln (klingt als ob einer die „Vin Diesel Version“ einer Steel Drum spielt, ihr wisst was ich meine) beim Auftritt der Sandleute.
Technisch ist der Film über jeden Zweifel erhaben (was ich glaube ich bei jedem Sequel SW geschrieben habe). Die Kameraführung von Dan Mindel ist actionerprobt und findet größtenteils eine erstklassige Präsentation der Geschichte. Der Schnitt ist, sagen wir, besonnen. Brandon und Grube machen hier gute Arbeit, aber manchmal fließt mir der Übergang zu zäh, trotz dass der Film ein extrem hohes Erzähltempo hat. Aber das ist natürlich (wie auch der Rest) ein rein subjektiver Eindruck.
Mit dem zuvor genannten Erzähltempo wären wir wohl an einem der Punkte angelangt, der essentiell für Abrams und seinen Co-Autor Chris Terrio des neunten und letzten Teils der Skywalker Saga war und für die meisten Fans ist, das Drehbuch. Lassen wir die Logiklöcher mal außen vor (wer macht sich einen „Goonies-Dolch“ von einem abgeschmierten Todesstern, um den Weg zum Thronsaal der Todessternruine zu weisen, in welchem ich die Karte zu einem versteckten Planeten finde…?). Was Abrams und Terrio sich gefallen lassen müssen, ist die Tatsache, dass sie es sich etwas zu einfach gemacht haben (wobei das bei so einem Projekt sicher nicht der Fall war). Es wiederholt sich ein derart großer Teil innerhalb der Story aus den anderen SW Episoden, dass man manchmal einen ähnlichen Effekt wie bei „ Das Erwachen der Macht“ spürt. Alles kommt einem so bekannt vor. Hier jetzt die Kritik zu untermauern, spoilert natürlich ein großes Stück, aber ich werde es dennoch schreiben (natürlich gekennzeichnet!). Um die Story mal runter zu brechen passiert (frei interpretiert) Folgendes….
Es werden Information besorgt die der (insert beliebige Bösewichte here) schaden, diese werden zu den (insert beliebige gute Wichte here) gebracht, welche über Umwege einen Gegenangriff organisieren, welche in eine finale Weltraumschlacht (sogar wieder mit einer kleinen Landungstruppe) endet.
Wer somit gedacht hat, SW Episode 7 kopiert einfach „Eine neue Hoffnung“ hat nicht mit dem 9ten Teil gerechnet. Dieser kopiert storytechnisch einfach die Originaltrilogie in Gänze und packt das Ganze in 2 Stunden und 22 min. Jetzt nochmal ein riesen Spoiler, also Vorsicht…
.SOGAR das der eigentlich böse Typ (Kylo Ren) den noch böseren Imperator mit zur Strecke bringt, kommt einem doch irgendwie vertraut vor.
Wie auch immer, ist die häufig erwähnte Kritik, dass es hier einfach zuviel gelöste Mysterien gibt und vieles einfach in einem zu hohen Tempo abgehandelt und erklärt wird, durchaus berechtigt. Manchmal wäre weniger etwas mehr gewesen. Was mir gefällt ist die Konzentration auf die Hauptcharaktere. Ich kann den Aufschrei nicht nachvollziehen, warum z.B. eine Rose Tico (Kelly Mary Tran) unbedingt mehr Leinwandzeit braucht. Wozu? Diversität? Dann kann man sich fragen, warum mein 4. liebster „Gefährten-Hobbit Merry“ (Dominic Monaghan) nicht ebenfalls mehr Leinwandzeit bekommt. Aber wozu hat man Spin offs erfunden, da wird die allmächtige Maus sicher noch etwas Kapital rausschlagen. Ansonsten hat man den bekannten Charakteren wieder guten Humor auf den Leib geschrieben und insbesondere die vier „Sequel-Hauptpersonen“ mit mehr Hintergrund und Tiefe versehen.
Die Regiearbeit ist gewohnt gut bei Mr. Abrams, ob Rian Johnson der bessere Regisseur ist, wie gern geschrieben wird, lässt sich zumindest an den Star Wars Filmen nicht festmachen. Abrams lässt einzig die denkwürdigen Fanmomente zu schnell verstreichen. Ein Vorwurf den sich Johnson bzgl. des Klamauk in Episode 8 gefallen lassen musste. Aber während ich mit den unpassenden Gags in den epischen Momenten in „Die letzten Jedi“ wenig bis gar nichts anfangen konnte, ist mir der straffe Zeitplan von Abrams etwas lieber. Aber in beiden Situationen geht Atmosphäre flöten.
Die Schauspieler haben alles im Griff, man beschränkt sich auf wenig neue Figuren, die aber auch nicht über den Status einer Randerscheinung hinaus kommen. Am erwähnenswertesten wären da schon fast Babu Frik, die im Original von der „Maulenden Myrthe“ Shirley Henderson gesprochen wird und Keri Russel als Zorri Bliss. Ansonsten alte Bekannte (McDiarmid und B.D.Williams) und die „Gang“ aus den anderen Sequel-Teilen (Driver, Ridley, Isaac, Boyega). Naomi Ackie (die ich in der 2ten Staffel von „the end of the f…..ing world“ klasse fand) ist hier mehr Stichwortgeberin und die Figur der Jannah mehr als interstellare Bootsverleiherin angelegt.
Fazit: Das Erwachen des letzten Jedi-Aufstiegs der Macht um die Skywalkers hat einen extrem hohen Unterhaltungswert, einen ebenso ausufernden Fanservice und leider eine viel zu hohe Erzählungsdichte. Aus diesem letzten Skywalker-Film hätte man gut 2 Filme machen können. Allein um den Figuren und Verlusten eine entsprechende Tragik geben zu können. Dennoch bin ich betroffen, dass es nun vorüber sein soll mit den Skywalkers als Filme.