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    300 Worte Deutsch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    300 Worte Deutsch
    Von Thomas Vorwerk

    Es ist schon irgendwie absurd, dass zur selben Zeit, wo es in den Medien um ernsthafte Probleme wie die Pegida-Diskussion oder den Anschlag auf die Redaktion des französischen Satireblatts „Charlie Hebdo“ geht, gleich zwei unbedarfte einheimische Migrationskomödien in deutschen Kinos zu sehen sind. Mit „3 Türken & ein Baby“ und „300 Worte Deutsch“ hoffen die jeweiligen Macher ganz offensichtlich an den französischen Überraschungserfolg „Monsieur Claude und seine Töchter“ anzuknüpfen, der mehr als ein halbes Jahr nach seinem Kinostart im Juli 2014 immer noch auf über 100 Leinwänden in Deutschland zu sehen ist. Mit diesem Vorbild kann auch „300 Worte Deutsch“ nicht mithalten, aber im internen Vergleich hat die Multikulti-Komödie von Züli Aladag („Elefantenherz“) leicht die Nase vor. Sie wirkt zwar über weite Strecken verfahren und wenig ambitioniert, hat jedoch immerhin einige sympathische Figuren zu bieten.

    Dr. Ludwig Sarheimer (Christoph Maria Herbst), Chef des Kölner Ausländeramts, will die konzertierte Einbürgerung einer Busladung junger Türkinnen verhindern, die deutschen Ehemännern mit Migrationshintergrund vom Moschee-Vorsteher Cengiz Demarkan (Vedat Erincin) „fernvermittelt“ wurden. Der Bürokrat unterstellt (mit Recht), dass beim deutschen Sprachtest im Goethe-Institut in Istanbul irgendwas nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Also will er, ein „Traditionalist“, der sich im privaten Gespräch schnell als unverkennbar ausländerfeindlich erweist, den Test, bei dem die Anwärterinnen einen aktiven Wortschatz von 300 deutschen Vokabeln nachweisen und gleichzeitig 650 Worte Deutsch verstehen müssen, einfach schnell wiederholen lassen und die „Ziegenhirtinnen“ zurück nach Anatolien schicken. Doch die jüngere und toleranzbereite Generation, vertreten durch Demerkans Tochter Lale (Pegah Ferydoni) und Sarheimers Neffen Marc (Christoph Letkowski), zieht im Namen der Liebe am selben Strang und kommt sich dabei in alter „Romeo und Julia“-Manier näher…

    Schon beim Vorspann, einer seltsam aufgedrehten Montage aus Doku-Archivmaterial und Animationselementen, pochen die Filmemacher auf soziale Relevanz, indem sie Begriffe wie „Leitkultur“ und „Multikulti“ betonen, die Deutschlandhymne in orientalischer Version abspielen und einige der titelgebenden „300 Worte“ ins Zentrum rücken, darunter wenig nachvollziehbar etwa „Frosch“ und „Eichhörnchen“. Während Christoph Maria Herbst in einer größeren Nebenrolle Rückständigkeit in Reinkultur demonstriert („Frauen gehören hinter den Herd - aber ohne Kopftuch!“), kämpft die eigentliche Hauptfigur des Films (die von Pegah Ferydoni aus „Türkisch für Anfänger“ gespielte Lale) mit Klischee-Problemen um Kopftücher und Wunsch-Schwiegersöhne. Und weil ihrem Filmpartner Christoph Letkowski (bekannt aus „Feuchtgebiete“) die Ecken und Kanten fehlen, bleibt ein Großteil der Initiative (im Liebeswerben wie in der Rettung der „Jungbräute“) an Ferydonis Lale hängen, die als studierte Germanistin den kurzfristigen Sprachunterricht vor allem dafür nutzt, den jungen Türkinnen ein zeitgenössisches Frauenbild zu vermitteln. Ihre Interpretation der „300 Worte“ umfasst deshalb Sätze wie „Lass mich in Ruhe!“, „Du kannst mich mal!“ oder „Männer sind Schweine“.

    Abseits des kaum konturierten Hauptkonflikts wirkt der Film wie eine Migrationsvariante der „Männerherzen“. Überall gibt es Liebesprobleme, die geklärt werden müssen, die interessanteste Story darunter: Die potentiell glücklichste der „Jungbräute“, Nuran (Sükran Pelin Öztekin), entdeckt, dass ihre Schwiegereltern in spe sie (auf Deutsch) als „rasierte Bärin“ und „fette Tonne“ bezeichnen - und ihr Angetrauter Cem (Navid Akhavan) unternimmt nichts dagegen. Bei der dramatischen Schlussszene dagegen liegt einiges im Argen: Nach einem schlecht inszenierten Autounfall tauchen plötzlich und ohne Erklärung sämtliche Nebenfiguren irgendwo in der Pampa auf und die Beteiligten tanzen während des Abspanns fröhlich zum Song „Orang Utan“ von Müslim. Hauptsache gute Laune.

    Fazit: Ungelenke Kombination aus fragwürdigen Tabu-Brüchen („Offiziell niemals Kanake sagen!“) und ernsthaftem Toleranzplädoyer mit einigen netten und gut gespielten Figuren.

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